"Zeus" will noch 2004 den Strom fließen lassen

REINSFELD. Wärme und Strom aus Gülle, Gras, Mais und organischen Reststoffen werden bald auch in Reinsfeld gewonnen. Am künftigen Standort in der Nähe des Lindenhofs an der B 52 erfolgte der Spatenstich für eine der größten Biogas-Anlagen in Rheinland-Pfalz.

Der Zeitpunkt für den offiziellen Baubeginn hätte kaum besser gewählt werden können: Der Wettergott hatte beim ersten Spatenstich für die rund zwei Millionen Euro teure Biogas-Anlage in Reinsfeld zwar kein Einsehen mit "Zeus", dem Verbund der Investoren. Doch gerade vor dem Hintergrund des anhaltenden Höhenflugs der Ölpreise, der Begrenztheit fossiler Brennstoffe und einer zukunftsweisenden Weltkonferenz in Bonn war klar: Das Thema "Verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien" genießt derzeit eine sehr hohe öffentliche Aufmerksamkeit. Den Bezug zur aktuellen Diskussion suchten daher insbesondere die kommunalpolitischen Vertreter, die auf Einladung der Betreibergesellschaft "Zeus" (Zentrum für Energie und Umweltsysteme) nach Reinsfeld gekommen waren."Einstieg in eine kleine energiepolitische Wende"

Als "einen guten Tag für die Investoren, die Gemeinde und die gesamte Verbandsgemeinde" und "den Einstieg in eine kleine energiepolitische Wende hier im Hochwald" bezeichnete beispielsweise Bürgermeister Michael Hülpes die Tatsache, dass nach langer Planungs- und Genehmigungsphase die Idee einer Biogas-Anlage in Reinsfeld verwirklicht wird. Für Ortsbürgermeister Rainer Spies ist die vom Gemeinderat einstimmig unterstützte Errichtung der Anlage ein weiterer wichtiger Baustein auf dem Weg, Reinsfeld - das mit fünf Rädern auch Windkraft-Spitzenreiter im Hochwald ist - als "Kompetenzzentrum für erneuerbare Energien" zu etablieren. Und auch Landrat Richard Groß bezeichnete die Biogasanlage als "prima Sache" und - mit deutlichen Hinweis auf seine skeptische Haltung, was den Bau weiterer Windräder angeht - "einen markanten Schritt in Richtung erneuerbarer Energien, für den wir nicht ganz so hoch hinaus müssen wie bei anderen Formen der Energiegewinnung". Ein wichtiger Aspekt beim Biogas-Anlagen-Bau sei die regionale Wertschöpfung, betont Christoph Spurk, einer der Geschäftsführer von "Zeus". Als Investoren mit im Boot sitzen nämlich die Lieferanten der Rohstoffe, etwa die landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaft Marx/Wahlen aus Reinsfeld und Schillingen oder der Salmtaler Entsorger Hans-Peter Enders. "Und sie partizipieren selbstverständlich an den Erträgen", sagt Spurks Partner Achim Nottinger. In der Reinsfelder Biogasanlage sollen nach der Fertigstellung der ersten Ausbaustufe pro Jahr 5000 Kubikmeter Gülle, 2500 Tonnen nachwachsende Rohstoffe (Gras oder Mais) und 7000 Tonnen organische Reststoffe (zum Beispiel Fette und Abfälle aus der Lebensmittelindustrie) in Strom und Wärme umgewandelt werden. Das funktioniert nach einem einfachen Verfahren: Die Rohstoffe werden in zwei großen Gärbehältern (Fermenter) biochemisch zersetzt. Als Produkt entsteht neben einem geruchsarmen Gärsubstrat, das als Dünger aufs Feld gebracht werden kann, vor allem Biogas. Dieses wird in einem Blockheizkraftwerk verstromt und ins öffentliche Netz eingespeist. "In der ersten Ausbaustufe liegt die Jahreskapazität bei 4,2 Millionen Kilowattstunden. Damit könnten 1200 Vier-Personen-Haushalte ganzjährig versorgt werden", so Nottinger. Die Fertigstellung der zwei Hektar großen Anlage sei zwar erst im Sommer 2005 geplant, doch Strom soll aus der Reinsfelder Biogas-Anlage schon früher fließen. "Ziel ist, noch in diesem Jahr ans Netz zu gehen, betont der Zeus-Geschäftsführer.

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