Zögernde Vergänglichkeit

NEWEL. Aus Staub zum Leben und wieder zu Staub. So ist es dem Menschen beschieden. Auf dem Neweler Friedhof verhindert eine Dauerstaunässe das Verwesen der Toten. Die planmäßige Wiederbelegung der Gräber erscheint fraglich.

Seit der Friedhof um 1970 seiner Bestimmung übergeben worden war, finden die Verstorbenen dort ihre letzte Ruhe. "In den 90er-Jahren entdeckte man, dass die Verwesung nicht ausreichend oder nahezu gar nicht erfolgt", schildert Ortsbürgermeister a.D. Bernard Kopp die Situation. Schon bei den ersten Bestattungen Anfang der 70er-Jahre sei aufgefallen, dass sich frisch ausgehobene Gräber mehr oder weniger schnell mit Wasser füllten. Um den Trauernden den Anblick zu ersparen, habe man mit den Ausschachtungsarbeiten erst kurz vor der Beerdigung begonnen und dennoch bereits eingeflossenes Wasser zuvor abgepumpt. Mit dem Einbau von Drainagen in den 80er-Jahren glaubte man, das Übel in den Griff zu bekommen. Mit sehr mäßigem Erfolg, wie sich zeigte. Zwar seien, so Bernard Kopp, bei der Anlage des Friedhofes erforderliche Gutachten möglicherweise nicht in ausreichendem Umfang eingeholt worden, doch müsse man dem damaligen Ortsgemeinderat zugute halten, dass mit einer derart extremen Entwicklung kaum zu rechnen gewesen sei. Newel sei nicht der einzige Ort in der Region, der sich mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert sieht. Ursache des Verwesungsproblems ist eine so genannte Dauerstaunässe als Folge des nahezu wasserundurchlässigen Bodens im Friedhofsbereich. Belegt ist der Friedhof zurzeit mit etwa 150 Gräbern. Weil es fast ausschließlich Doppelgräber sind, ist die Neubelegung der noch freien Grabhälfte den Umständen entsprechend möglich. Nicht möglich ist indes die Wiederbelegung einer Grabstätte. Den Friedhof zu verlegen, gilt als kaum machbar. Unterdessen scheint eine Problemlösung in Sicht zu sein. "Ein neues System, wonach der Sarg komplett mit Erdreich bedeckt und ihm über Lüftungsrohre Sauerstoff zugeführt wird, lässt hoffen", sagt Bernard Kopp. Der Gemeinderat habe Interesse an der Vorgehensweise bekundet. Die Herstellerfirma sei dabei, über das Verfahren ausführlich zu informieren. Auf dem Neweler Friedhof nimmt derweil alles seinen gewohnten Lauf. Keine Spur von Beunruhigung. "Ich habe davon gehört, aber Einzelheiten sind mir nicht bekannt", antwortet ein auf das Verwesungsproblem angesprochener, älterer Friedhofsbesucher. Das wird sich nun ändern.

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