Zu viel Gedränge, überfüllte Busse

Hermeskeil/Schillingen · Ein aktueller Vorfall ist der Auslöser dafür, dass es seitens der Eltern von Hermeskeiler Gymnasiasten erneut Beschwerden über ein bekanntes und leidiges Thema gibt: die Probleme bei der Schülerbeförderung im Kreis Trier-Saarburg. Die Polizei hat am 18. Juni einen überfüllten Bus der Line 33, der in Hermeskeil gestartet war, in Kell stoppen müssen.

 Die Hermeskeiler Innenstadt nach Schulschluss: Auf dem Donatusplatz warten jeden Tag viele Schüler darauf, dass sie mit ihren Bussen nach Hause kommen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Die Hermeskeiler Innenstadt nach Schulschluss: Auf dem Donatusplatz warten jeden Tag viele Schüler darauf, dass sie mit ihren Bussen nach Hause kommen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil/Schillingen. "Es war schon ganz schön eng. Ich habe vorne an den Türen stehen müssen", sagt die Fünftklässlerin Kristina Franzen aus Schillingen, die am 18. Juni mit einem Bus der Linie 33 unterwegs war. In ihn war sie gegen 12.20 Uhr eingestiegen, weil zu dieser Zeit wegen der Projektwoche fast alle Schüler des Hermeskeiler Gymnasiums gleichzeitig nach der fünften Stunde Schluss hatten.
Dass der Bus überfüllt war, bestätigt Franz Kuhn auf TV-Anfrage. Dem Verkehrsexperten der Hermeskeiler Polizei war der Bus auf der B 407 zufällig aufgefallen. Er habe sich mit seinem Streifenwagen vor den Bus gesetzt, ihn in langsamer Fahrt bis nach Kell geleitet und dort angehalten.
Ergebnis: Im Fahrzeugbrief war der Bus für insgesamt 82 Fahrgäste zugelassen. "Es waren aber etwa 15 Leute mehr drin", so Kuhn. Die Polizei erstattete deswegen Anzeige. Allerdings betont Kuhn auch, dass ein so überfüllter Bus nicht als Regelfall betrachtet werden darf. "Wir machen regelmäßig Kontrollen. Dass die Kapazität so weit überschritten wurde, kam bisher noch nicht vor."
Verantwortlich für die Schülerbeförderung ist der Kreis Trier-Saarburg. Dessen Sprecherin Martina Bosch bestätigt den Vorfall. Seit dem 1. Juni ist die Firma Walscheid-Busreisen (Eifel) auf der Strecke der neue Linienverkehrsbetreiber. Der Kreis hab Rücksprache mit der Firma gehalten. Demnach "konnte der Fahrer nicht verhindern, dass zu viele Schüler in den Bus gestiegen sind. Die Firma hat auch reagiert und am folgenden Tag einen zusätzlichen Kleinbus eingesetzt", so Bosch (siehe Extra). Eine Gruppe von Schillinger Eltern zeigt sich wegen des Vorfalls verärgert. Silvia Franzen, Sascha und Petra Kohlmann und Andrea Hansjosten sehen aber vor allem ein generelles Problem.
Dieses tritt aus ihrer Sicht nämlich mit Ansage auf: "Wenn alle Kinder gleichzeitig Schluss haben, zum Beispiel jetzt bald beim Ferienbeginn, kommt es immer wieder vor, dass die Busse entweder völlig überfüllt sind oder das die Kinder davor stehen bleiben müssen, weil nicht alle reinpassen. Dann müssen wir sie abholen fahren", klagt Hansjosten.Eltern fordern zusätzliche Busse


Deshalb steht für Sascha Kohlmann, dessen Tochter das Hermeskeiler Gymnasium besucht, fest: "Gerade an solchen vorhersehbaren Terminen muss der Schulträger, also der Kreis, eine Regelung finden und an diesen Tagen zusätzliche Busse einsetzen." Dass gerade Kohlmann dies fordert, ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil er selbst CDU-Kreistagsmitglied ist. Die Kreisverwaltung in Trier sieht sich dazu aber außerstande: "Wir bitten um Verständnis dafür, dass keine zusätzlichen Busse eingesetzt werden können", so Bosch. Dafür liefert der Kreis mehrere Erklärungen. Die Schülerbeförderung, deren Kosten der Kreis trägt, erfolgt in Trier-Saarburg zu 95 Prozent in Bussen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV).
"Die Linienbetreiber müssen aber einen genehmigten Fahrplan durchführen. Es ist nicht möglich, dass bei Ferienbeginn oder bei Unterrichtsende wegen bestimmter Wettersituationen die Busse früher fahren", sagt Bosch. Im Übrigen würden die eingesetzten Busse vor dem Transport von Schülern zum größten Teil dafür genutzt, Kindergartenkinder abzuholen.
Also müsste der Kreis an diesen Tagen zusätzliche Busse bestellen. Das würde "erhebliche Mehrkosten" bedeuten, die der Kreis aber nicht näher beziffert. Generell verweist Bosch darauf, dass der Kreis nicht zum Einsatz von zusätzlichen Bussen verpflichtet ist.
Denn auch an Tagen mit früherem Unterrichtsschluss sei zu einem späteren Zeitpunkt - etwa durch die regulär fahrenden Busse nach der sechsten Stunde - "grundsätzlich eine Fahrmöglichkeit durch den Linienverkehr sichergestellt".
Extra

Die Kapazitätsprobleme in den von Hermeskeil abfahrenden Bussen am 18. Juni sind aus Sicht des Kreises durch den gleichzeitigen Unterrichtsschluss nach der fünften Stunde während der Projektwoche am Gymnasium entstanden. Das "wurde uns im Vorfeld nicht mitgeteilt", so Kreis-Sprecherin Martina Bosch. Direktor Arno Ranft räumt im TV-Gespräch ein, dass diese per E-Mail verschickte Information in der Tat nicht an den Kreis ging. Sehr wohl habe man aber schon frühzeitig die "uns bekannten Verkehrsbetriebe" in Kenntnis gesetzt, so Ranft. Er meint damit beispielsweise den für den öffentlichen Personennahverkehr zuständigen Verkehrsverbund Region Trier (VRT) und die Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV). Die Firma Walscheid habe man damals gar nicht anmailen können, "da wir vorher auch nicht informiert wurden, dass auf dieser Linie am 1. Juni der Transport-Betreiber wechselt", so Ranft. Er stellt mit Blick auf die Situation bei einem gleichzeitigen Unterrichtsschluss klar, "dass wir nicht abzählen können, wer gehen darf. Das ist den Schülern freigestellt." Der Chef des Gymnasiums sagt weiter: "Natürlich wollen die Kinder dann auch direkt heim. Sie müssen es aber nicht. Wir jagen keinen weg und die Kinder werden in der Schule auch beaufsichtigt. Nach der sechsten Stunde fahren ja auch Busse - und dann hätten die Kapazitäten in alle Richtungen gereicht." ax

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