Zündstoff mit wenig Sprengkraft

Kell am See/Zerf · Solidarität mit den Zerfern? Nicht bei der CDU, SPD und FWG in der Verbandsgemeinde (VG) Kell am See. Die Resolution des Ortsgemeinderats, der die Realschule plus am Standort Zerf erhalten will, stößt eher auf Unverständnis. Das Thema sei lange bekannt gewesen. Die Reaktion komme zu spät, heißt es in den Fraktionen.

Kell am See/Zerf. Die Resolution aus dem Ortsgemeinderat Zerf enthält einigen Zündstoff (der TV berichtete zuletzt am 10. August). Wenn die dislozierte (Unterricht an zwei Standorten) Realschule plus Kell/Zerf nicht im Ort erhalten bleibe, fordern die Zerfer Kompensationsmaßnahmen und drohen damit, beim Land den Ausstieg aus der Verbandsgemeinde (VG) Kell am See zu beantragen. Der TV hat bei den im Verbandsgemeinderat vertretenen Fraktionen nachgehört, wie dort das Papier aufgenommen wurde. Auch das Land hat eine eindeutige Position zu den Austrittsbestrebungen von Zerf:

Sascha Kohlmann (CDU): "Die Diskussion über die Realschule plus Kell/Zerf wird seit eineinhalb, zwei Jahren geführt", sagt Sascha Kohlmann. Das sei auch der Ortsgemeinde Zerf bekannt gewesen. "Kämpfen muss man vor Entscheidungen", sagt Kohlmann, der nicht verstehen kann, warum der Zerfer Ortsgemeinderat erst so spät eine Resolution vorlegt. "Der Ortsbürgermeister von Zerf hat keinen Kampfgeist bewiesen. Es gab verschiedene Veranstaltungen mit der Elternschaft in Kell, bei der auch der Zerfer Bürgermeister anwesend war. Als er darum gebeten wurde, sich zu äußern, ist er nicht aufs Podium getreten, sondern hat sich weggeduckt", schießt Kohlmann gegen Dieter Engelhardt. Zur Androhung, dass Zerf aus der VG aussteigen will, sagt er nur: "Was in Zerf passiert, ist, wie wenn man einem kleinen Kind das Spielzeug wegnimmt."
Die Entscheidung im Verbandsgemeinderat und auch im Kreistag, die Realschule plus in Kell zu konzentrieren, sieht Kohlmann als richtig an. "Die Entscheidung war gut so, denn wir wollten auf jeden Fall eine Realschule in der Verbandsgemeinde Kell erhalten." Denn in der Diskussion sei auch der Plan gewesen, die Realschule plus von Kell nach Hermeskeil zu verlegen.

Walter Rausch (SPD), erster Beigeordneter der VG Kell und Kreistagsmitglied: "Ich habe die Resolution aus Zerf für deplatziert gehalten", sagt Dieter Engelhardts Parteikollege Walter Rausch. Außerdem komme das Schreiben aus Zerf "relativ spät". Eine dislozierte Schule habe keine Zukunft. Auch die Eltern hätten sich gegen diese Schulform an zwei Standorten ausgesprochen. "Wir wollten eine starke Realschule plus in der Verbandsgemeinde für den Hochwald erhalten." Den Vorwurf, der Raum Zerf werde vernachlässigt, will Rausch so nicht akzeptieren und verweist auf die Atemschutzwerkstätte, die dort "für viel Geld installiert" wurde. Ein "Kompensationsgeschäft", wie es sich die Zerfer wünschen, könne man so nicht im Raum stehen lassen. Er verstehe, dass Zerfs Bürgermeister "seinem Ansinnen Nachdruck verleihen" wolle, er halte aber für ausgeschlossen, dass auch nur eine der Forderungen erfüllt würde. Die Beschlüsse von VG-Rat und Kreistag würden sicher nicht zurückgenommen.

Erich Rommelfanger (FWG): Gespräche zwischen Landrat und Schule habe es bereits 2013 gegeben, sagt Rommelfanger. Auch in den politischen Gremien sei der Schulstandort Kell/Zerf schon lange Thema gewesen. Zu den scharfen Geschützen, die der Ortsgemeinderat Zerf auffährt, sagt Erich Rommelfanger: "Wir werden uns die Pistole nicht auf die Brust setzen lassen. Der VG-Rat und sicher auch der Kreistag werden ihre Beschlüsse nicht zurücknehmen." Auch er ist der Meinung, der Ortsgemeinderat habe zu spät reagiert. Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt, der auch der zweite Fraktionsvorsitzende der SPD im VG-Rat ist, habe von dem Thema Kenntnis gehabt und wie darüber diskutiert werde. "Wir haben uns auf jeden Fall starkgemacht, dass eine Regionalschule in der VG Kell erhalten bleibt", sagt er zur Entscheidung im VG-Rat. Wenn die VG ihr Grundschulkonzept erstelle, würden sicherlich auch Überlegungen zu Zerf einbezogen.

Das sagt das Land: Mit ihrer Drohung, beim Land die Ausgliederung aus der Verbandsgemeinde Kell am See zu beantragen, werden die Zerfer wohl ins Leere laufen. Auf TV-Anfrage teilt Marco Pecht, Pressesprecher des Mainzer Innenministeriums, mit: "Die Umgliederung einer Ortsgemeinde aus einer Verbandsgemeinde in eine andere Verbandsgemeinde ist grundsätzlich möglich." Ein Antrag darauf könne gestellt werden, sei aber nicht erforderlich, wenn eine Ortsgemeinde von einer Verbandsgemeinde in eine andere möchte. Vorerst wolle das Innenministerium aber an der bisherigen Aufteilung der VG Kell nichts ändern. Denn für die VG Kell stehe sowieso eine "Gebietsänderung im Zeitraum zwischen 2016 und 2019" an, teilt Pecht mit und verweist auf die Festlegung durch das Landesgesetz aus dem Jahr 2010. "Eine Festlegung, wie die VG Kell am See in ihrem Gebietsstand geändert wird, gibt es allerdings noch nicht, da die Kommunalreform Schritt für Schritt umgesetzt wird." Die Landesregierung setze bei der Kommunal- und Verwaltungsreform aber "vorrangig auf freiwillige Lösungen und Vorschläge aus den Regionen".

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