Züscher sagen "Ja" zum Bürgerhaus

ZÜSCH. Mit einem deutlichen Erfolg für die Befürworter endete gestern der Bürgerentscheid in Züsch. 261 Bewohner des Hochwald-Orts sagten "Ja" zum Umbau des Anwesens Biehl, 170 Wahlberechtigte stimmten mit "Nein". Damit kann im Frühjahr mit den Bauarbeiten für das 713 000 Euro-Projekt begonnen werden.

Sonntag, 17 Uhr, in Züsch: Bis zur Schließung des Wahllokals in der Mehrzweckhalle dauert es zwar noch eine Stunde. Doch schon jetzt steht fest: Die Abstimmung über das Bürgerhaus hat die Einwohner in hohem Maße mobilisiert und in die Wahlkabinen strömen lassen. Anders als vor vier Jahren, als es um den Fortbestand des Hermeskeiler Freibads ging, wird der zweite Bürgerentscheid in der VG Hermeskeil nicht an einer zu geringen Wahlbeteiligung unter 30 Prozent scheitern. Die Züscher nutzen ihre Chance, direkt und unmittelbar eine Entscheidung von eminenter Bedeutung für die Zukunft des Orts zu treffen. 433 Einwohner werden am Ende ihre Stimme abgegeben haben. Das bedeutet bei insgesamt 554 Wahlberechtigten eine Beteiligung von 78,16 Prozent. Für den Ortsbürgermeister und Bürgerhaus-Befürworter Hermann Bernardy (SPD) ist allein das schon ein Grund zur Erleichterung: "Es wäre blamabel gewesen, wenn wir die Bürger zur Abstimmung aufrufen und kaum jemand gekommen wäre." Das sieht der zweite Beigeordnete Karl-Heinz Eifler genau so: "Wir wollten den Bürger an der Entscheidung beteiligen, und er hat sich beteiligt. Das zeigt, dass es richtig war, die Sache auf diesem Weg zu regeln", sagt der Gegner des Bauprojekts. Der Chef seiner Wählergruppe Hartmut Heck, seit Jahren der schärfste Kritiker des Vorhabens, ist jedoch nicht vor Ort. Er hat schon vormittags sein Votum abgegeben, danach ging‘s direkt ab in den bereits seit Monaten gebuchten Ski-Urlaub in Kitzbühel. Unterdessen rückt der Zeiger immer weiter, und Bernardy bekennt offen, dass er nervös ist: "Vorher hab‘ ich gedacht: Mit einer hohen Wahlbeteiligung sind wir auf der sicheren Seite. Jetzt bin ich mir da aber nicht mehr so sicher", sagt der Gemeindechef und zieht an seiner Zigarette. Derweil kommen immer mehr Züscher, die dem Ausgang der Abstimmung entgegenfiebern, in die Halle. Dann ist es so weit: Punkt 18 Uhr wird die Urne zu einem großen Tisch getragen und ausgeschüttet. Die Auszählung kann beginnen. Schnell stellt sich heraus, dass die Seite, auf der die "Ja-Stimmen" abgelegt werden, mit größerem Tempo wächst - und tatsächlich: Eine Viertelstunde später ist es amtlich. Bernardy verkündet das Ergebnis: "Mit Ja haben 261 oder 60,3 Prozent gestimmt, es gibt 170 Nein-Stimmen oder 39,3 Prozent, und zwei Stimmen waren ungültig." Damit ist der Ratsbeschluss vom 14. Oktober 2004 aufgehoben, als die "Wählergruppe Heck" den Umbau des Anwesens Biehl vorläufig auf Eis gelegt hatte. Die Reaktionen im Publikum sind gemischt. Etwa die Hälfte applaudiert, die anderen nehmen das Ergebnis enttäuscht, aber ohne große Unmutsbekundungen zur Kenntnis. Bernardy bleibt auch in der Stunde des Erfolgs sachlich: "In erster Linie bin ich erleichtert. Vor allem, weil das Ergebnis eindeutig ist. Jetzt können wir die Sache mit Schwung und Elan angehen." Er gesteht aber auch, wie wichtig das Votum für ihn persönlich ist. Denn: "Die Debatte ums Bürgerhaus war für mich der wesentliche Beweggrund, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren", sagt der 52-Jährige. Und die Bürgerhaus-Gegner? Sie betonen, dass sie über die Abstimmungs-Niederlage nicht allzu enttäuscht sind. Die Wählergruppe Heck habe jahrelang darauf gedrungen, dass die Bürger an der Entscheidungsfindung beteiligt werden, so Eifler. Jetzt herrsche endlich Klarheit: "Der Wählerwille ist eindeutig", lautet das Fazit des zweiten Beigeordneten. Die Züscher sollten sich aber darüber im Klaren sein, "dass wir jetzt an anderen Ecken vielleicht Einsparungen vornehmen müssen". Auch Hartmut Heck informiert sich telefonisch über den Ausgang des Bürgerentscheids und zeigt sich als fairer Verlierer. "Das ist ein klares Votum der Gemeinde für den Umbau, den unsere Wählergruppe jetzt auch in vollem Umfang unterstützen wird." Zufrieden war schließlich auch der Verbandsgemeinde-Chef: "Ein deutliches Ergebnis war mein Wunschergebnis, denn das muss von allen akzeptiert werden", sagt Michael Hülpes und fügt hinzu: "Jetzt wird nur noch gebaut." Die Verwaltung werde sich sofort an die ADD wenden, damit der dort geparkte Landeszuschuss freigeben wird und die Ausschreibung der ersten Gewerke erfolgen kann. "Die Arbeiten können schon im Frühjahr beginnen", kündigt Hülpes an.

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