Zugnummer Nationalpark

Berlin/Thalfang · Talfahrt beendet: Erstmals seit Jahren hat die Region Hunsrück-Hochwald wieder mehr Gäste und Übernachtungen verbucht. Das liegt nach Angaben von Cheftouristiker Jörn Winkhaus vor allem am neuen Nationalpark.

Berlin/Thalfang. "Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald wird ein Segen für unsere Region sein", hat Hartmut Hoffmann (48) vor einem Jahr im TV prophezeit. Damals gehörte der Gusenburger als Ranger zu dem Team, das auf der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin für den neuen touristischen Hoffnungsträger warb, der an Pfingsten 2015 offiziell eröffnet wurde.
Auch auf der ITB 2016 ist Ranger Hoffmann wieder mit von der Werbe-Partie - und berichtet, dass er seine Einschätzung voll und ganz bestätigt sieht: "Die Menschen, die zu uns kommen, sind begeistert. Hochwald ohne Nationalpark - das erscheint mir schon jetzt als Ding der Unmöglichkeit."
Auch Jörn Winkhaus (54), Geschäftsführer der Hunsrück-Touristik, ist "sehr froh" über die neue Zugnummer. Verständlich. Denn erstmals nach jahrelangem Sinkflug sind die Gästezahlen in Hunsrück und Hochwald wieder im Aufwind. Laut Statistischem Landesamt buchten 2015 rund 283 000 Gäste (plus 1,3 Prozent) 780 000 Übernachtungen (plus 0,1 Prozent) in einem der Beherbergungsbetriebe in der Ferienregion zwischen Kell am See und Emmelshausen (Rhein-Hunsrück-Kreis). Auffallend: Das Mini-Wachstum basiert in erster Linie auf einer gestiegenen Nachfrage aus dem Inland. So erhöhte sich die Zahl der Gäste aus Deutschland um 8,5 Prozent auf 192 000 und die Anzahl der Übernachtungen um 6,1 Prozent auf 500 000. Nicht in der Statistik tauchen die Tagestouristen auf.
Dass die Zahl ausländischer Gäste zurückgeht, kann Winkhaus von seinem Bürofenster in der Geschäftsstelle der Hunsrück-Touristik am Flughafen Hahn beobachten: "Die Touristen, die hier landen, fahren in aller Regel gleich weiter und legen nicht mehr einen Zwischenstopp im Hunsrück ein, so wie es früher vor allem Spanier gern getan haben." Auf den ersten Blick stehen die Chancen gut, auch 2016 wieder positive Werte zu verbuchen. Neben dem 100 Quadratkilometer großen Nationalpark, der momentan noch ein Junior-Urwald ist, gilt die im vergangenen Oktober eröffnete Geierlay-Brücke als "Attraktion für Schwindelfreie und Abenteurer".
Deutschlands mit 360 Metern längste und nach nepalesischem Vorbild gebaute Hängeseilbrücke überspannt in 100 Metern Höhe das Bachtal zwischen den Gemeinden Sosberg (Kreis Cochem-Zell) und Mörsdorf (Rhein-Hunsrück-Kreis) und ist an die Etappe 19 (Blankenrath-Mittelstrimmig-Mörsdorf) des Saar-Hunsrück-Steigs angebunden.
Lob für Entwicklung in Kell


"Auch damit kann der Hunsrück wunderbar punkten", findet Jörn Winkhaus, der zudem die Entwicklung in Kell am See lobt: "Der Landal Ferienpark hat kräftig investiert, setzt erfolgreich auf Qualität und verzeichnet wieder steigende Gästezahlen."
Positives Beispiel Nummer zwei: "Michael Krämer hat sein Hotel Zur Post zum Mekka nicht nur, aber vor allem für Radtouristen und Biker entwickelt. Darauf bin ich auch auf der ITB in Berlin angesprochen worden."
Dennoch gibt es eine "große Unbekannte" für die jetzt beginnende Fremdenverkehrssaison 2016. Winkhaus hat "gerüchteweise gehört, dass der ein oder andere Beherbergungsbetrieb möglicherweise vor der Schließung steht".
Der Grund: Die Inhaber überlegten, ob sie ihr Haus an die Gemeinde verkaufen, damit die dort Flüchtlinge unterbringen könnte.

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