Zum Bereitschaftsarzt ins St. Josef-Krankenhaus

Hermeskeil · Überraschende Wende im Streit um den ärztlichen Bereitschaftsdienst für den Raum Hermeskeil: Im St. Josef-Krankenhaus wird ab 1. Januar an Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr ein Bereitschaftsarzt Patienten behandeln. Damit reagiert die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz auf die heftigen Proteste gegen die Neuregelung.

Hermeskeil. Für die Menschen in der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil gibt es kurz vor Weihnachten eine frohe Botschaft: Wer am Wochenende krank wird, muss ab 1. Januar nicht mehr weit fahren, um sich behandeln zu lassen.
Die unerwartete Nachricht: Die KV Rheinland-Pfalz hat am Mittwoch mitgeteilt, dass an der Hermeskeiler St. Josef-Klinik ein zusätzlicher ärztlicher Bereitschaftsdienst eingerichtet wird. An Wochenenden und Feiertagen wird dort von 10 bis 16 Uhr ein Mediziner Patienten behandeln. Die KV hat eine entsprechende Kooperationsvereinbarung mit der Marienhaus GmbH, dem Träger des Krankenhauses, abgeschlossen. Die St. Josef-Klinik stellt die Räume zur Verfügung und organisiert - etwa in Bezug auf die Dienstpläne - den künftigen Bereitschaftsdienst. "Dafür erhält das Krankenhaus eine bestimmte Summe X", so KV-Sprecher Rainer Saurwein auf TV-Anfrage.
Das sagt die Klinik: Nach Auskunft von Christoph Wagner vom Krankenhaus-Direktorium sollen sowohl Klinikärzte als auch externe Mediziner die Behandlung übernehmen. Aber auch die niedergelassenen Ärzte im Raum Hermeskeil könnten sich an der nun gefundenen Regelung beteiligen. "Wer mitmachen will, kann mitmachen. Es muss aber niemand mitmachen", sagt Wagner. Zunächst sollen für den Bereitschaftsarzt in der Klinik Räume im Bereich der zentralen Patientenaufnahme freigemacht werden.
So war die Ausgangslage: Wie im TV mehrfach berichtet, hatte die KV Anfang November angeordnet, dass die niedergelassenen Ärzte im Raum Hermeskeil ihren Bereitschaftsdienst ab 1. Dezember nicht mehr reihum in ihren eigenen Praxen organisieren dürfen. Die Patienten sollen seitdem im Krankheitsfall die Bereitschaftsdienstzentrale (BDZ) im etwa 30 Kilometer entfernten Birkenfeld aufsuchen. Das hatte zu massiven Protesten von Bürgern, Politikern und Medizinern geführt, die diese Lösung als "unzumutbar" bezeichnet hatten.
So begründet die KV ihre Entscheidung: Laut Saurwein hat der Druck aus dem Raum Hermeskeil für die Entscheidung der KV keine entscheidende Rolle gespielt. Saurwein betont aber, dass Hermeskeil neben Adenau (Eifel) die VG mit der weitesten Entfernung zur nächsten BDZ ist. In beiden VG gibt es aber Kliniken. Deshalb richtet die KV nun in diesen Häusern zusätzliche Bereitschaftsdienste ein.
Die Reaktionen: Positive Reaktionen auf politischer Ebene: Der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz begrüßt das "Entgegenkommen der KV. Es ist im Interesse der Menschen im Raum Hermeskeil, dass an diesen Tagen vor Ort ein Arzt Bereitschaftsdienst hat und keine unzumutbar langen Wege nötig werden". Ähnlich äußert sich der CDU-Landtagsabgeordnet Bernhard Henter. Der Hermeskeiler Stadtbürgermeister Udo Moser (BFB) bezeichnet die Nachricht als "50-prozentigen Erfolg. Mit diesem Kompromiss verbessert sich die Situation der Bürger erheblich. Patienten haben jetzt zumindest tagsüber wieder eine Anlaufstation direkt vor Ort". VG-Chef Michael Hülpes (CDU) sagt: "Ich bin sehr froh über diese Nachricht und bedanke mich bei allen, die am Zustandekommen des zusätzlichen Bereitschaftsdienstes beteiligt waren. Die KV hat unsere Forderungen zumindest teilweise erfüllt. Ich appelliere an die niedergelassenen Ärzte , dass sie die neue Lösung mittragen."
Die Meinung der Ärzte: Zurückhaltend ist das Echo bei den niedergelassenen Ärzten in der Hochwaldstadt. Dr. Egon Müller betont, dass er sich für seine Patienten "freue, dass sie tagsüber nicht mehr nach Birkenfeld müssen." Er und seine Kollegen seien aber weiter der BDZ Birkenfeld zugeordnet, sagt Müller, der Rücksprache mit der KV gehalten hat. "Da die Nachrichten auch für uns ganz neu sind, ist es noch viel zu früh zu sagen, ob ich an der Konstruktion im Hermeskeiler Krankenhaus teilnehmen kann oder will." Dr. Daniele Aurich-Schäfer sagt: "Für die Region ist der Vorschlag zwar sicher ein Vorteil. Ich sehe aber den Sinn der Sache nicht. Wenn ich freiwillig Dienst im Krankenhaus machen soll, könnte ich das doch genauso gut in meiner eigenen Praxis tun." Sie habe den Eindruck, "dass jetzt durch die kalte Küche wieder die alte Regelung eingeführt wird - nur eben an einem neuen Standort".Meinung

Und sie bewegt sich doch!
"Es bleibt erst mal so, wie es ist." Das hatte erst kürzlich ein hochrangiger Vertreter der KV in Hermeskeil verkündet und zugleich die Entscheidung verteidigt, dass Patienten aus dem Hochwald künftig nach Birkenfeld zum Bereitschaftsarzt fahren sollen. Doch schneller als gedacht zeigt die KV nun eine Geste des guten Willens, bei der einem unweigerlich der berühmte Ausspruch des Astronomen Galileo Galilei in den Sinn kommt: "Und sie bewegt sich doch!" Am Hermeskeiler Krankenhaus wird zwar keine durchgängig besetzte Bereitschaftszentrale (BDZ) eingerichtet, wie es Bürger und Politiker gefordert haben. Aber auch die KV hat offenbar erkannt, dass der Weg nach Birkenfeld bei den Menschen im Hochwald null Akzeptanz findet. Sie richtet zumindest tagsüber an Wochenenden einen Bereitschaftsdient in Hermeskeil ein. Gegenüber dem Ist-Zustand ist das ein großer Fortschritt und ein Kompromiss, mit dem sich leben lässt. a.munsteiner@volksfreund.deExtra

Der zusätzliche Bereitschaftsarzt in der Hermeskeiler Klinik ist zwar an Samstagen, Sonntagen und an Feiertagen von 10 bis 16 Uhr im Dienst. An Mittwochnachmittagen und während der übrigen Wochenenddienstzeiten bleibt aber nach wie vor die Bereitschaftsdienstzentrale (BDZ) Birkenfeld für die Behandlung der Patienten zuständig. Diese haben aber die freie Wahl und können beispielsweise auch zur BDZ ins Mutterhaus Trier fahren. Sollten Menschen aus der VG Hermeskeil jedoch einen Hausbesuch benötigen, müssen sie sich an die BDZ Birkenfeld (Telefon 06782/989444) wenden, die den Arzt dann in den Hochwald schickt. ax

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