Zum Lachen ins Labor

TRIER. "Das hätte ruhig länger dauern können." So lautet die einhellige Meinung unter den 60 Schülerinnen aus 9. und 10. Klassen, die ihren Girls’ Day in Physik- und Chemielaboren der Fachhochschule (FH) Trier verbrachten.

Unzählige Einrichtungen geben am 27. April, dem Mädchen-Zukunftstag, Schülerinnen die Möglichkeit, Einblick in Berufe zu nehmen, die nicht unbedingt die Ausbildungs-Hitliste junger Frauen anführen. Das geht vom Berufbildungszentrum über die Uni und diverse Fachschulen bis zur Polizei und dem Katasteramt. Zusätzlich haben die Mädchen die Möglichkeit, sich einen Betrieb nach eigenem Interesse zu suchen. Der TV hat 60 Schülerinnen der Gymnasien Konz und Saarburg in der FH Trier bei Experimenten über die Schulter geschaut, die vom Fachbereich Lebensmitteltechnik organisiert worden waren. Welcher Lehrer wäre nicht entzückt, wenn seine Schüler um mehr Unterricht bäten? Genau das wünscht die überwiegende Mehrheit der 15- und 16-jährigen Mädchen, nachdem sie je ein Physik- und ein Chemielabor besucht haben. Die Meinungen sind durchweg positiv: Lustig sei es gewesen und spannend. Vor allem eines hat es offenbar allen Schülerinnen angetan: "Endlich mal etwas anderes, als immer nur zuhören", sagt Kristina Roos vom Gymnasium Konz. "Selbst mal aktiv zu sein, das ist schon was ganz anderes als der normale Unterricht", pflichtet ihr Ann-Kathrin Schneider bei. Studiendirektor Peter Grasmück vom Gymnasium Saarburg, seines Zeichens auch Chemielehrer, bedauert es ebenfalls, dass seine Schüler allgemein zu wenig selbst experimentieren können und zu sehr an die Schule gebunden sind. "Aber eine Busfahrt an die Uni oder die FH Trier ist teuer und kompliziert. Sonst würden wir viel mehr Angebote nutzen. Immerhin", und nun stahlt er richtig, "steigen die Zahlen der Mädchen in den Physik- und Chemie-Leistungskursen, seitdem wir die Girls' Days in der FH durchführen." Kein Wunder: Anna Wallrich vom Gymnasium Saarburg ist sich nach diesem Tag ganz sicher. "Ich hatte schon lange überlegt, einmal etwas mit Chemie zu machen. Jetzt bin ich darin noch mehr bestätigt."Technische Berufe nicht zwangsläufig besser

Die besondere Wichtigkeit, Mädchen bei der Berufsfindung zu unterstützen, betont eine vom Deutschen Bundestag in Auftrag gegebene Expertise. Danach sei heute weniger die Frage von Bedeutung, ob Mädchen einen typischen Männerberuf erlernten, als vielmehr, ob es sich um einen Beruf mit guten Beschäftigungs-Chancen und Aufstiegsmöglichkeiten handele. Dies seien nicht zwangsläufig alle technischen Berufe. Die besondere Bedeutung, die dem Girls' Day dabei zukomme, liege darin, dass die Entscheidungen für die Berufs- und Lebensplanung just in eine Zeit fallen, in der Themen wie Freundschaft, Konsum, Sexualität und Freizeit oft Schulisches verdrängen. Der Girls' Day rückt das Thema "Beruf" zumindest für einen Tag in den Vordergrund.

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