Zum Schluss summen alle "Irgendwo auf der Welt gibt's ein kleines bisschen Glück"

Hermeskeil · Mit einer Ausstellungseröffnung des Künstlers Tront Christopei hat der 20. Hermeskeiler Kulturherbst begonnen. Am Samstag folgte bereits der zweite Programmpunkt mit einem Konzert des Casino Salon Orchesters.

 Stilsicher und authentisch nehmen Stephanie Zang und das Casino Salon Orchester ihr Publikum mit auf eine musikalische Reise in die 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. TV-Foto: Frank Auffenberg

Stilsicher und authentisch nehmen Stephanie Zang und das Casino Salon Orchester ihr Publikum mit auf eine musikalische Reise in die 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts. TV-Foto: Frank Auffenberg

Hermeskeil. Oberflächlich betrachtet kann die Realität zuckersüß sein, meist ist sie aber auch grausam und hart. Einen ästhetischen Blick auf ihr janusköpfiges Gesicht wirft der Merziger Künstler Tront Christopei in seiner Ausstellung "Dualer Realismus". Mit ihr wurde Freitagabend der 20. Hermeskeiler Kulturherbst eröffnet. "Realität ist immer etwas, von dem man sich gerne abwendet. Sie zu erfassen, zu begreifen, das bedarf des Mutes", erklärt der Künstler in der während der Vernissage zum Bersten gefüllten Volksbank Hermeskeil."Es ist für uns als Veranstaltungsteam natürlich sehr zufriedenstellend, wenn eine Eröffnungsveranstaltung so gut angenommen wird", merkt Helga Schröder vom Arbeitskreis Kulturherbst zufrieden an. Auch wenn die Veranstalter sich übers volle Haus freuen, nicht jeder verträgt die Enge. Der Kreislauf einer älteren Besucherin kollabiert. Beim Sturz verletzt sie sich glücklicherweise nicht. Die Vernissage kann fortgesetzt werden. Fast hundert Gäste schlendern nach dem offiziellen Auftakt gemeinsam mit Christopei, dem Arbeitskreis und Bürgermeister Udo Moser durch die kleine Kunstschau.Keine holzschnittartige Weltrettungsmalerei, sondern feinhumorige bis bitter sarkastische Details machen seine Arbeit aus. Eine realistische Darstellung der Golden-Gate-Bridge lässt beim flüchtigen Blick von San Francisco träumen, bis das blaue Schild über einem gelben Telefon am Brückenpfeiler auffällt. Auf Englisch steht dort übersetzt so viel wie: "Es gibt Hoffnung, machen sie einen Anruf. Die Konsequenzen eines Sprungs von dieser Brücke sind fatal und tragisch."Tolles Konzert - wenig Gäste

So hervorragend die Auftaktveranstaltung auch besucht war, der Publikumszuspruch beim zweiten Programmpunkt am Samstag, einem Konzert des Casino Salon Orchesters, dämpft die erste Euphorie der Veranstalter. "Ich war kurz versucht sie alle namentlich zu begrüßen", sagt Stadtbürgermeister Udo Moser angesichts leerer Stuhlreihen in der Hochwaldhalle überspitzt. Es sei ein Phänomen, das leider öfter zu beobachten sei: "Erst heißt es, in Hermeskeil passiert nichts - wenn was passiert, kommen die Kritiker aber trotzdem nicht." Schade, haben sie doch einen wundervollen Abend mit teils vergessenen, aber unsterblichen Melodien verpasst. "Wir spielen hauptsächlich Stücke aus den 20er und 30er Jahren", erklärt der Orchesterleiter Jürgen Kullmann. Vor etwa drei Jahren fand er beim Aufräumen eine Kiste mit Notenblättern: "Es waren alles originale Arrangements von damals bekannten Liedern, dadrunter auch viel Filmmusik." Nach einigem Suchen fand er genug interessierte Musiker, um nach historischem Vorbild ein Salonorchester zu gründen. "Man kann sich das als Vorstufe der Big Band vorstellen. Die kleinen Orchester traten in Tanzhäusern und Lokalen auf. Wir spielen ohne elektronische Verstärker, genauso, wie die Musiker damals gearbeitet haben", sagt Kullmann. Purismus, der begeistert, transportiert er doch eine Stimmung, die kaum mehr auf Konzerten zu finden ist. Noch Stunden werden viele Besucher das titelgebende Stück "Irgendwo auf der Welt gibt\'s ein kleines bisschen Glück" gesummt haben. affExtra

Im Programm des 20. Hermeskeiler Kulturherbstes geht es am Mittwoch, 12. September, für die jüngeren Kunstfreunde weiter. Dieter Malzer wird in der Grundschule "Der kleine Muck" als Figurentheater auf die Bühne bringen. Freitag, 14. September, folgt ein Konzert des Duos Schamrock. Auf Grundlage keltischer Musiktraditionen nehmen Hilde und Jupp Fuchs ihre Zuhörer im Hörstudio Wagner mit auf eine musikalische Zeitreise. Samstag, 15. September, spielen schließlich Marcel Adam und seine Band Chansons, Lieder und Mundartstücke im Mehrgenerationenhaus. aff Weiteres im Internet auf: hermeskeil.de

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