Zum Studieren in die Kaserne?

Die aktuelle Situation an der Trierer Uni, die aus allen Nähten platzt, hat Landrat Günther Schartz auf den Plan gerufen. Der CDU-Politiker geht mit einer überraschenden Idee an die Öffentlichkeit und schlägt eine partielle Auslagerung des Studienbetriebs an die frühere Hochwaldkaserne ins rund 40 Kilometer entfernte Hermeskeil vor.

Hermeskeil/Trier. Die Gegensätze könnten nicht größer sein: Seit ihrer Schließung vor zwei Jahren ist die Hochwaldkaserne größtenteils verwaist. An der Uni Trier hingegen wird man der Masse an Studierenden - insgesamt 14 000 - nicht mehr Herr. Seit Beginn des Wintersemesters hat sich die Lage verschärft. Viele Hörsäle sind überfüllt, es gab massive Studentenproteste (der TV berichtete).

In dieser Situation wagt Günther Schartz einen Vorstoß, der einerseits Abhilfe für die akute Raumnot auf dem Campus schaffen, andererseits den eher stagnierenden Konversionsbemühungen in Hermeskeil neues Leben einhauchen soll. In einem Brief hat sich der Landrat an den Uni-Präsidenten Professor Peter Schwenkmezger sowie an Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) gewandt. Der CDU-Politiker schlägt vor, dass die Uni Gebäude in der Kaserne in Hermeskeil nutzen könnte.

Der ehemalige Bundeswehrstandort biete dafür gute Möglichkeiten - unter anderem mehrere Unterrichtsräume sowie zwei Verwaltungsgebäude. "Daneben gibt es größere Gesellschaftsräume, die mit wenig Aufwand umgestaltet und für Unterrichtszwecke genutzt werden können", so Schartz. Auch Küche und Mensa seien vorhanden, der Zustand der Gebäude gut.

Schartz denkt primär an eine "kurzfristige Entlastung". Er verweist aber auch auf die Möglichkeit von dauerhaft dezentralen Strukturen, wie es bei der FH Trier mit dem Umwelt-Campus in Birkenfeld der Fall ist. "Es wäre auch bei der Uni denkbar, abgegrenzte Bereiche zu verlagern", sagt Schartz. Sollte dies in Frage kommen, müsse man überlegen, "inwieweit Verkehrslinien an die Bedürfnisse des Studienbetriebs angepasst werden können". Stadtbürgermeisterin Ilona König (CDU) wäre Feuer und Flamme, wenn Studenten nach Hermeskeil kommen würden. "Wir haben hier ideale Voraussetzungen", sagt sie. Schwenkmezger äußert sich auf TV-Anfrage aber eher skeptisch. Die Uni sei zwar "dankbar für alle Raumangebote, die uns erreichen" und werde auch Schartz' Vorschlag "sorgfältig prüfen. Der logistische Aufwand wäre aber riesengroß". Es gebe an der Uni "keine isolierten Lehreinheiten", sondern in der Regel zwei miteinander verknüpfte Fachstudiengänge. Deshalb könne nicht einfach eine Disziplin ausgelagert werden. Hinzu kommt, "dass der Zeittakt zwischen den Veranstaltungen eng ist". Selbst bei der Anmietung von Räumen in Trier würde diese Tatsache schon Probleme schaffen, so Schwenkmezger.

Glosse

Wahre Konzentration

Wir schreiben das Jahr 2024. In Trier formiert sich wieder ein Protestzug empörter Studenten. Sie tragen Transparente. "Raus aus dem Großstadt-Mief", verrät eines. Sie alle studieren in Trier, aber sie wollen nach Hermeskeil. Doch wieder hat der speziell für die Hochwaldstadt eingeführte Numerus Clausus erbarmungslos ausgesiebt. Nur jeder Siebte erhält einen Studienplatz auf dem 2008 gegründeten Hochwald-Campus. Der Nobelpreisträger und Hermeskeiler Alumnus Michael Fürchtegott-König stellt sich der Presse. "Hier hat mich nichts, aber auch wirklich nichts vom Büffeln abgelenkt. Ich habe in Rekordzeit studiert und promoviert. So kurbeln Studienorte wie Hermeskeil die Wirtschaft an. Keine Feten, keine Partys, einfach gar nichts. Ich sage nur: wahre Konzentration." Es gibt bereits Pläne für weitere Standorte in Bollendorf und Greimerath.

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