Zum Tauchen an den Schlossberg?

SAARBURG. Ob Malermeister Thomas Thull mit seiner Adresse demnächst in Touristenführern über Saarburg auftaucht, wird die Zeit zeigen. Fest steht schon heute: Mit der von ihm freigelegten Stollenanlage hinter seinem Grundstück bietet er Einheimischen wie Touristen eine kuriose Sehenswürdigkeit.

Die Vorstellung hat etwas: Plötzlich tauchen in Saarburg, genauer gesagt in der Straße "Am Schlossberg", immer häufiger Männer und Frauen in Neopren-Anzügen, mit dicker Taucherbrille und Flossen statt Schuhen an den Füßen auf. Ihr Ziel: die Stollenanlage hinter dem Haus von Thomas Thull. Ihr Wunsch: einmal tauchen in der Höhle, die der Malermeister in mühseliger Knochenarbeit 15 Monate lang freigelegt hat. Dabei fing alles mit einem leichten Plätschern an...Das Geheimnis hinter der Platte

Als Thomas Thull das Haus am Schlossberg im September 2002 kaufte, ahnte er nicht, was sich - im wörtlichen Sinne - dahinter verbarg. Wie auch? Der Vorbesitzer des Hauses schien nichts davon gewusst zu haben. Zu sehen war auf den ersten Blick ebenfalls nichts. Denn eine zwei Zentimeter dicke Faserzementplatte verbarg die geheimnisvolle Stollenanlage. Direkt davor baute Thull eine Garage an. "Eines Tages fiel mir auf, dass es hinter dieser Platte ständig tropfte, ich hörte ein leichtes Plätschern", erzählt der Hausbesitzer. "Da wollte ich wissen, was dahinter steckt und habe die Platte abgerissen." Dahinter überraschten den neugierig Gewordenen massives Schiefergestein und eine ganze Menge Müll und Schrott: Alte Reifen, leere Flaschen und Fässer, Kabel und anderes türmten sich auf einem Haufen. Nachdem der abgetragen war, öffnete sich ein schmaler Gang. Wenige Meter dahinter das Unfassbare: ein elf Meter tiefes Loch inmitten massiver, dunkler Schieferwände. Thull: "Da war mein Ehrgeiz angestachelt. Ich wollte unbedingt herausbekommen, was es mit diesem Loch auf sich hat." Fast jeden Tag, stets jedoch am Wochenende, hat Thull gemeinsam mit drei bis vier anderen "gebuddelt". Mit Hilfe eines Baggers und drei selbst konstruierten Förderbändern haben die Männer an guten Tagen bis zu 15 Tonnen, an anderen zwischen sechs und sieben Tonnen Material aus dem Loch heraus geholt. Bauschutt, Schieferbruch und Lehm haben vermutlich über mehrere Jahrzehnte in dem Loch gelagert. "Als das endlich alles raus war, habe ich gesehen, was wirklich hinter dem Schacht steckt." Ein etwa 27 Meter langer Stollen, der sich nach zehn Metern verzweigt und die Richtung ändert, rund 2,20 Meter breit und etwa 2,40 Meter hoch, ist nun begehbar. "Innerhalb von drei bis vier Wochen läuft der Stollen wieder voll mit Wasser", erklärt Thull, der dies zunächst komplett abgepumpt hatte. Woher das Wasser kommt, ob es weitere Verbindungswege gibt, wie alt die Stollenanlage ist und welchem Zweck sie diente, soll nun näher geklärt werden. Geologen und Historiker möchte Robert Franzen, Büroleiter der Verbandsgemeinde Saarburg, auf deren Boden die Anlage steht, zur Klärung heranziehen. Das sind auch die Pläne der CDU Saarburg, die in der Anlage bereits einen touristischen Anziehungspunkt wittert. Friedhelm Weishaar, Ausbilder beim Saarburger Tauchsport-Club, träumt bereits davon, in dem Stollen Seminare zu Grotten- und Höhlentauchen anzubieten. Einen Probetauchgang hat er vor der Abpump-Aktion bereits mit Thomas Thull gemacht. "Das war Klasse", sind sich beide einig. Für Robert Franzen hingegen hat die genaue Dokumentation der Anlage Vorrang. Eine gewerbliche Nutzung sieht er derzeit nicht. Ein Bauingenieur hat sich bereits an Ort und Stelle umgesehen und bescheinigt, dass es unter statischen Gesichtspunkten keine Bedenken gibt. Franzen: "Wenn wir alle übrigen Fragen geklärt haben, können wir im nächsten Schritt überlegen, was wir aus dieser Attraktion machen." Und obwohl Thomas Thull nach dieser Entdeckung ganz sicher zum Feiern zu Mute ist, hat er bislang noch keine Höhlenparty steigen lassen, versichert er. Aber das kann ja noch kommen...

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