Zur falschen Zeit am falschen Ort

Nun haben es auch die Bewohner von Longuich-Kirsch schriftlich: Für den Bau von umfassenden aktiven Lärmschutzanlagen am Autobahndreieck Moseltal ist der Radau über ihren Köpfen noch nicht laut genug.

Auch wenn der Verkehr seit dem Bau des Verkehrsknotens in den 70er-Jahren um ein Zigfaches zugenommen hat. Anders sähe es aus, wenn die A 1 erst heute dort geplant und gebaut würde. Nach den Vorschriften, die dafür gelten, ginge dies nur in Verbindung mit aufwändigen Schallschutzwänden und -mauern. Wobei es fraglich erscheint, ob man sich heutzutage überhaupt für eine Trasse entscheiden würde, die so dicht an Wohngebieten vorbeiführt. Doch den Planern in den 60er-Jahren stellten sich solche Überlegungen nicht - sie lebten in einer Welt, in der private PKW als Privileg galten und das Gros der Güter auf Schienen transportiert wurde. Hat sich Longuich-Kirsch somit zur falschen Zeit am falschen Ort befunden, als das Autobahn-Dreieck Moseltal auf den Reißbrettern entstand? Die Antwort ist ein schlichtes Ja. Und der Mittelmoselort teilt dieses Schicksal mit Tausenden anderen Gemeinden in Deutschland. Dies beantwortet auch die Frage, warum der Gesetzgeber die Lärm-Messlatte bei bestehenden Fernstraßen ungleich niedriger anlegt als bei Straßenneubauten: Es wäre schlicht unbezahlbar, wenn sämtliche lärmgeschädigten Gemeinden ohne Weiteres Anspruch auf Nachbesserung an jahrzehntealten Verkehrswegen hätten. Das mag für die Betroffenen zynisch klingen, es ist aber leider so. Longuich-Kirsch wird also kämpfen müssen, um wenigstens in Teilbereichen eine Verbesserung zu erreichen. f.knopp@volksfreund.de

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