Zur schönen Aussicht

THOMM. (dis) "Die Leute hier in Thomm sind freundlich und aufgeschlossen", sagen Claudia (37) und Stephan Seeling (38). Mit Lea (7) sind sie im Jahr 2001 auf die Ruwertal-Höhen gezogen und möchten am liebsten nicht mehr weg.

Lediglich berufliche Gründe könnten die Seelings bewegen, nochmals aus Thomm wegzuziehen. Denn dort haben sie, der schwäbische Dialekt ist unverkennbar, nach einer Zwischenstation im Raum Mannhein eine neue Heimat gefunden. "Wir waren Stadtmenschen und wollten raus in das Grüne", erzählt Mutter Seeling. Ihr Mann, Geograf an der Universität in Trier, hatte das Haus in der Straße "Zur schönen Aussicht" in Thomm gefunden. "Auf der Suche nach einer neuen Wohnung hatten wir eine Annonce aufgegeben", erzählt er. Als seine Frau bei der ersten Besichtigung auf den Balkon trat, sagte sie spontan: "Hier bleiben wir." Die Entscheidung, das Haus zu mieten und zu verwalten, haben sie bisher noch nicht bereut. Im Kindergarten war gleich ein Platz für Lea zu haben, und die Kontakte zu den Nachbarn und der Bevölkerung waren erfreulich schnell geknüpft. Lea besucht inzwischen die Schule in Osburg und spielt im Blockflötenkurs der Bergmannskapelle. Hin und wieder fehlen dem Ehepaar Seeling die Großeltern, die gelegentlich auf die Kinder aufpassen könnten. Doch es muss auch so gehen. "Im Notfall helfen die Nachbarn gerne aus", sagt Claudia Seeling. Seit der Geburt ihres Sohnes Kai (1) zieht sich ihre Promotion in Literaturwissenschaft etwas länger hin, denn "eigentlich hat man als Mutter und Hausfrau ja 24 Stunden am Tag zu tun". Neben den von ihr angebotenen Literaturkursen bei der Volkshochschule in Korlingen verlangt auch der kleine Nutz- und Spielgarten noch ein wenig Aufmerksamkeit. Für die Eltern ist es wichtig, dass die Kinder sich mit der Natur beschäftigen können und auch wissen, wo und wie zum Beispiel die Brombeeren reifen. Außer Lea hat von der Familie noch kein Mitglied in die Vereinswelt gefunden. "Es geht auch so", sagt Claudia Seeling. Trotzdem suchen die Erwachsenen den Kontakt mit der Bevölkerung und helfen im örtlichen Leben mit, wo es nur geht. Während die Mutter bei der Planung und Gestaltung von Familiengottesdiensten hilft, steht Vater Seeling bei festlichen Veranstaltungen hinter dem Tresen und verkauft Getränke. Eine Besonderheit präsentierte er beim Dorffest. Rund 100 Grubenlampen hat er in seiner Zeit als Hobbyführer in einem Silberbergwerk bei Heidelberg gesammelt und diese ausgestellt. In dem früheren Bergbauort Thomm hat das für Sympathie gesorgt. "Das Landleben ist ideal", sagt die Familie, auch wenn man nicht um die Ecke in ein Geschäft zum Einkauf gehen kann. Deshalb braucht Familie Seeling ein zweites Auto, um in Waldrach, Farschweiler oder Osburg einkaufen zu können. Die schöne Aussicht entschädigt für vieles.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort