Zusammenarbeit auf drei Ebenen

SAARBURG. Auf der Suche nach einem passenden Job sind Jugendliche nicht selten auf sich alleine gestellt. Ein Projekt am Gymnasium Saarburg könnte Schule machen. Die Zusammenarbeit von Lehrern, Eltern und Schülern soll den jungen Leuten helfen, den richtigen Beruf zu finden.

Jörg Kiefer ist diplomierter Informatiker. Schon als Schüler am Gymnasium in Saarburg habe er sich mit dem Berufswunsch getragen. Während des Studiums habe er jedoch feststellen müssen, dass vieles anders war, als er es sich vorgestellt hatte. Auch einer Vielzahl seiner Studienkollegen sei es nicht anders ergangen. Das Resultat: "Lediglich knapp ein Viertel der Leute hat das Studium erfolgreich absolviert, der Rest ist ausgestiegen", berichtet Kiefer. Viele haben ein falsches Bild von ihrem Wunschberuf

Der Grund: "Viele junge Leute haben schlicht ein falsches Bild von ihrem Wunschberuf." Im Fachgebiet Informatik verbringe man nicht selten nur einen kleinen Teil seiner Zeit vor dem Bildschirm - "entgegen dem, was manch einer glaubt". Daher seien neben dem Fachwissen auch andere Qualitäten gefragt, "beispielsweise soziale Kompetenz, denn als Informatiker arbeitet man hauptsächlich in einem Team", erläutert Jörg Kiefer. Um spätere Enttäuschungen aufgrund falscher Vorstellungen vom gewünschten Beruf zu vermeiden, kommt der Information der Schüler eine erhebliche Bedeutung zu, und zwar nicht erst kurz vor dem Schulabschluss. Peter Grasmück ist Studiendirektor am Gymnasium Saarburg. Seit drei Jahren betreut er dort Hilfsprogramme zur beruflichen Orientierung der Schüler. Er berichtet: "Schnell wurde mir klar, dass es wichtig ist, früh mit der Beratung zu beginnen." In Saarburg geschehe das ab der achten Klasse. Immerhin gebe es auch heute noch eine erhebliche Zahl Studienabbrecher. Grasmück vermutet: "Viele wissen bis zuletzt schlichtweg nicht, was sie beruflich eigentlich machen sollen." Deshalb sieht der Studiendirektor die Schule nicht nur als Lernort. "Unsere wesentliche Aufgabe ist, den jungen Leuten eine berufliche Orientierungshilfe zu geben", sagt er. Mit diesem Ziel wurde am Gymnasium Saarburg ein Projekt aus der Taufe gehoben, das Schule machen könnte. Das Stichwort in diesem Zusammenhang heißt: Zusammenarbeit auf drei Ebenen: Lehrer, Eltern und Schüler. Einen ganzen Vormittag lang stellten sich Eltern und ehemalige Schüler der Saarburger Lehranstalt zur Verfügung, um den Mädchen und Jungen der neunten Klassen den Beruf und ihren Weg dorthin zu erklären. In Gruppen mit maximal sieben Schülern hatten die Teenager Gelegenheit, im Gespräch alles Mögliche über unterschiedliche Fachgebiete zu erfahren. Vom Bauingenieur über den Juristen bis hin zum Journalisten war ein breites Spektrum vertreten. Auch Informatiker Jörg Kiefer hat sich mit ein paar Interessierten zusammengesetzt.Projekttag soll kein Einzelfall bleiben

"Mit der Maßnahme soll nicht nur ein deutlicheres Bild von verschiedenen Berufen gezeichnet werden, vor allem kann sie helfen, spezifische Berufswünsche zu entwickeln", betont Peter Grasmück. Der Projekttag, der laut dem Studiendirektor in seiner Art bislang einzigartig ist und in erster Linie von Eltern organisiert wurde, soll kein Einzelfall bleiben. Denn: "Auf diese Weise sehen die Schüler sehr viel eher, wozu sie eigentlich in der Schule sind und wofür sie lernen sollen."

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