Zweckoptimismus beim Blick in die Zukunft

Seine Einschätzung zur Zukunft der französischen Garnison in Saarburg gab Colonel Rémi Seigle am Rande eines Pressegesprächs ab. Demnach herrscht derzeit vor allem Zweckoptimismus.

 Colonel Rémi Seigle während der Parade im September 2006. TV-Foto: Archiv/Hermann Pütz

Colonel Rémi Seigle während der Parade im September 2006. TV-Foto: Archiv/Hermann Pütz

Saarburg. Die Franzosen und Saarburg - das hat sich längst zur fest verwachsenen Struktur entwickelt. Dieses Bild zeichnete Colonel Rémi Seigle am Rande eines Pressegesprächs, bei dem es um die geplanten Feierlichkeiten in Saarburg zum 40. Bestehen des 16. Jägerbataillons am ersten Wochenende im Mai ging (TV vom 11. April). Seit 1963 seien die Chasseurs, die Jäger, bereits in Deutschland stationiert gewesen - zunächst allerdings in Neustadt. Seit 1968 ist die heute 1200 Mann starke Garnison in Saarburg-Beurig angesiedelt. Als Infanterie-Einheit gehörten in erster Linie das Schießtraining und weitere Gelände-Übungen zu den militärischen Aufgaben. Mit dem an die Kaserne angrenzenden Kammerforst stünden der Garnison "hervorragende Trainingsmöglichkeiten" zur Verfügung, urteilte Rémi Seigle. "80 Prozent der Übungen können wir an den Schieß-Ständen im Kammerforst machen." Insgesamt verbrächten die Soldaten 100 Tage auf dem Gelände und die verbleibende Zeit bei Auslands-Einsätzen. Seit 1992 gehörten diese Einsätze mit zu ihren Aufgaben. Damals sei eine Kompanie zum Hilfseinsatz in Kroatien gewesen. Weitere Ziele im Laufe der zurückliegenden Jahre waren etwa das Kosovo, der Tschad oder die Elfenbeinküste. 500 Soldaten seien im vergangenen Jahr in Afghanistan gewesen. In der Woche nach den Feierlichkeiten zum 40. Geburtstag der Garnison rückten 200 Soldaten in den Libanon aus, 400 an die Elfenbeinküste. An ihrer Heimatadresse in Saarburg fühlten sich die Soldaten wie auch ihre Familien ausgesprochen wohl. "In den 526 Wohnungen in Saarburg und Trier sind wir sehr, sehr gut untergebracht", meinte Seigle. Mehr als 1000 Familien lebten dort. Die Familien schätzten den Anschluss an die Stadt und an Feste wie Karneval, Saar-Pedal oder das Weinfest. Dass das Militär und seine Angehörigen allerdings in Saarburg bleiben können, versah auch der Colonel mit einem deutlichen Fragezeichen. Vor hochrangigen Militärvertretern habe der französische Verteidigungsminister Hervé Morin Einblick in die Umstrukturierungs-Überlegungen gegeben. So sei Ziel, "die Verteidigung der Franzosen an den aktuellen Bedrohungszustand anzupassen". Dabei würden einerseits strategische, andererseits budgetäre Aspekte beleuchtet. Da alle Ministerien Frankreichs von der Regierung zu drastischen Einsparungen aufgefordert worden seien, habe das Verteidigungsministerium jetzt den Weg eingeschlagen, "Zentren der Verteidigung einzurichten". Seigle: "Die militärischen Einheiten sowie die dazugehörige Infrastruktur sollen gebündelt werden nach geografischen Sektoren und Basiszentren mit einer Durchschnitts-Entfernung von 30 Kilometern. Wir sind hier in Saarburg nicht 30 Kilometer von einer großen Stadt entfernt. Deshalb muss man trotz allen Wunschdenkens realistisch bleiben. Große Chancen hat dieser Standort nicht."Wohin die möglicherweise demnächst abgezogenen Soldaten von Saarburg aus "geschickt" würden, sei unklar. Straßburg sei eine Option. "Konkret wissen wir aber nichts", sagt Seigle. Die Stimmung in der Garnison sei durch die neue Information nicht umgeschlagen. "Soldaten sind es gewohnt, alle paar Jahre ihren Standort zu wechseln. Was sie im Fokus haben, ist ihre jeweilige Mission. Das spielt in der derzeitigen Situation eine große Rolle."

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