Zwei Stunden für mehr Sicherheit

KONZ-OBEREMMEL. Obwohl der Bus ein sicheres Verkehrsmittel ist, passieren bei der Schülerbeförderung immer noch viele Unfälle. Die "Bus-Schule" soll den Schülern einfache Verhaltensregeln zur Unfallvermeidung vermitteln.

Jungen raufen nun mal gern. Plötzlich entsteht an der Bushaltestelle eine kleine Rangelei. Der Schulbus kommt, ein Kind gerät auf die Fahrbahn. Vollbremsung. Und mit viel Glück ist zwar der Junge draußen unverletzt, dafür hat es die Insassen im Bus erwischt, die auf die Verzögerung in keiner Weise vorbereitet waren. Regeln für unfallfreie Heimkehr

Glücklicherweise war der geschilderte Vorgang nur ein Rollenspiel. Gabi Wedemeyer von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz hat es mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 4a in der Grundschule Oberemmel ausprobiert. "Bus-Schule" nennt sich das gesamte Projekt. Es vermittelt Schülern Regeln, damit sie die Busfahrten zur Schule und nach Hause unfallfrei hinter sich bringen. Drei vierte Klassen sind in Oberemmel jetzt dabei. Der Bus ist ein sicheres Verkehrsmittel. Und dennoch kommt es in Rheinland-Pfalz zu rund 600 Unfällen bei der Schülerbeförderung. Tendenz steigend. "Zu viel", befand die Versicherungskasse des Landes. Sie ist für die gesetzliche Unfallversicherung zuständig, die jeden Schüler und jede Schülerin auf dem Schulweg gegen Unfälle absichert. "So viele Unfälle gehen ins Geld", sagt Gabi Wedemeyer. Und, was viel wichtiger ist: Sie schaden den Schülern. So fährt seit zwei Jahren die "Bus-Schule" durch die Lande und gibt Hinweise fürs richtige Verhalten - theoretisch und praktisch. Jetzt sitzen 19 Schülerinnen und Schüler im Klassenzimmer der Oberemmeler Grundschule und überlegen gemeinsam mit der Diplom-Pädagogin Wedemeyer: Was können Gefahrenquellen sein? Klar: Das Verhalten der Fahrgäste selber, dann das anderer Verkehrsteilnehmer. Und, richtig: auch der Busfahrer kann einen Unfall verursachen. Und dann die Rollenspiele, die nicht nur sichtlich Spaß machen, sondern auch sinnvolle Verhaltensweisen vermitteln. Zum Beispiel: Beim Einsteigen die Karte in der Hand halten, damit umständliche Suche mit nachfolgender Drängelei unterbleibt. Die ist neben den Raufereien die Unfallquelle Nummer eins. "Lasst die Prügeleien an der Haltestelle", mahnt Gabi Wedemeyer. Und drittens können Verunreinigungen und Beschädigungen auch gefährlich werden. "Wenn die Cola ausläuft und sich ein schmieriger Film auf dem Boden bildet, dann kann das gefährlich werden", sagt Karl Steuer. Der Busfahrer hat draußen auf die Kinder gewartet und übernimmt jetzt den praktischen Teil. Er zeigt, wie gefährlich die Position an der Bordsteinkante werden kann, wenn der Bus ausschwenkt. Da fliegt die eigens präparierte Plastiktonne meterweit weg. Und er erklärt die Piktogramme im Bus und zeigt auch, was im Notfall zu tun ist. Zum Programm gehört übrigens auch eine Vollbremsung. Der Bus fährt nur zehn bis fünfzehn Stundenkilometer. Und doch ist die Verzögerung schon heftig genug. Zwei Stunden für mehr Sicherheit, reicht das? Busfahrer Steuer schwankt zwischen Hoffnung und Skepsis. Das sei nicht viel. Andererseits: "Wenn wir die ‚Bus-Schule' einige Jahre durchgeführt haben, verbreiten sich die Informationen von allein." Die Schulen jedenfalls haben reagiert. "Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich", sagt Gabi Wedemeyer. Informationen und Anmeldungen für Schulen gibt es bei Heike Stanowski: Telefon 02632/960-310

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