Zwischen Bildung und Feldarbeit

Wasserliesch · Der 77-jährige Heimatforscher hat auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) die Geschichte von Unterweisung des Nachwuchses von den Alten Ägyptern bis heute aufgerollt. Das heutige Schulgebäude in Wasserliesch, das fünfte im Ort, ist Baujahr 1960.

 Ferdinand Hein hat seinen Vortrag, der auch mit lustigen Karikaturen garniert war, in einer Broschüre zusammengefasst, die in der Schule erhältlich ist. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Ferdinand Hein hat seinen Vortrag, der auch mit lustigen Karikaturen garniert war, in einer Broschüre zusammengefasst, die in der Schule erhältlich ist. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Wasserliesch. Bildung hat in Wasserliesch und dem bis 1934 selbstständigen Ortsteil Reinig eine 350 Jahre alte Tradition. Heimatforscher Ferdinand Hein hat auf Einladung von Annemarie Schuh von der Gemeindebegegnung Saar-Mosel, einer Außenstelle der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB), in der Grundschule St. Marien die Geschichte des örtlichen Schulwesens aufgezeigt.
Rund 30 Zuhörer lauschten gespannt dem 77-Jährigen, der als früherer Fachlehrer für den Betrieb der Bundesbahn Erfahrung im Referieren mitbringt.
So lernten die Ägypter


"Seit ich 1998 in Rente ging, beschäftige ich mich mit der Geschichte meines Heimatortes", sagt Hein, der schon mit Vorträgen über die Mundart in spezieller Wasserliescher Färbung, die Eisenbahngeschichte der Region und die alten Römer referierte, durch die die Heimat in der Antike geprägt wurde.
Die Bildungsgeschichte in seinem Heimatort macht Hein an Dominik Kessler fest, der im Pfarrarchiv 1679 als Pfarrschulmeister verzeichnet ist. In einem Hirtenbrief vom 12. Dezember 1685 hielt der damalige Trierer Bischof Johann Hugo von Orsbeck die Kirchengemeinden an, dafür zu sorgen, dass Kinder zur Schule gehen. Druck wurde dadurch ausgeübt, dass Schulgeld auf jeden Fall fällig war, egal ob die Kinder zur Schule kommen oder nicht. Der Nachwuchs wurde aber oft dringend bei der Feldarbeit gebraucht. Die allgemeine Schulpflicht führte Friedrich Wilhelm II., besser bekannt als der Alte Fritz, am 12. August 1763 in Preußen ein.
Doch der Heimatforscher holt viel weiter aus. Die Lehrmethoden der alten Ägypter wurden mit denen der alten Griechen verglichen, von denen auch das Wort "schola" stammt, das ausgerechnet Müßiggang heißt.
Die Lehrmethoden der Preußenzeit mit Rohrstock, Zucht und Ordnung wurden mit Videoeinspielungen aus Fernsehsendungen unterstrichen. Lustige Karikaturen hoben weiter den Unterhaltungswert des Vortrages. Die Notwendigkeit von Züchtigung im Unterricht kann Hein sogar mit Bibelzitaten belegen.
Ab der Jahrhundertwende 1800 wurde erstmals ein altes Hirtenhaus als Schule genutzt, das später weiter ausgebaut wurde. Es war das erste von insgesamt fünf Wasserliescher Schulhäusern. Die Lehrkräfte waren mit den heutigen studierten Pädagogen nicht zu vergleichen. "Das waren oft ungebildete Stümper", weiß der Heimatforscher.
Die Bezahlung der "armen Schulmeisterlein" war mit einem Reichstaler pro Kind und Jahr miserabel. All das ist nachzulesen in der Broschüre, die Hein zu seinem Vortrag herausgebracht hat, und die für 2,50 Euro in der Schule erhältlich ist.
"Wenn ich das höre, erinnere ich mich an die eigene Schulzeit", sagte Zuhörer Andreas Wust (50) aus Wasserliesch dem TV. Heute werde doch anders und besser gelernt. Das Internet bringe da enorme Möglichkeiten.Extra

Das moderne Bildungssystem kommt nicht mehr ohne Internet aus. Die Grundschule St. Marien Wasserliesch und ihr Förderverein präsentieren sich unter www.grundschule-st-marien-wasserliesch.de sogar zweisprachig. Umfangreich wird über die heutigen Möglichkeiten von Bildung in den sieben Klassen informiert. doth

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