Zwischen den Schützengräben

Wie sollen und müssen Erzieher und Lehrer mit Kindern umgehen, deren Eltern geschieden sind? Mit dieser Frage befasste sich im Gymnasium Konz die Tagung "Trennung und Scheidung in Kita und Schule".

Konz/Saarburg. (red) Die Tagung wurde gemeinsam von der Lebensberatung Saarburg des Bistums Trier und vom Amtsgericht Saarburg veranstaltet und gab den Teilnehmern viele Tipps für die berufliche Praxis. Auch der rheinland-pfälzische Justizminister Heinz-Georg Bamberger nahm an der Tagung teil.

Minister spricht von "emotionalem Supergau"

In einem Grußwort hob er hervor, dass von den in Rheinland-Pfalz 2005 geschiedenen 10 653 Ehen 8900 Kinder betroffen seien. "Für diese ist die Scheidung der Eltern ein emotionaler Supergau", sagte der Minister.

Diese These untermauerte der Diplompsychologe Eberhard Kempf. Bereits Kleinkinder würden die Atmosphäre streitender Eltern unterbewusst wahrnehmen und sich unbehaglich fühlen. Gelinge es den Eltern nicht, gute Lösungen für sich und ihre Kinder zu finden, ähnele mancher Scheidungsprozess einem Krieg: Während beide Eltern in ihren Schützengräben verharrten, müsse das Kind aus dem Graben springen und ein spannungsgeladenes Minenfeld überqueren. "Sich selbst wollen Eltern das nicht zumuten, aber von den Kindern erwarten sie das", bemerkte Kempf. Durch den Streit der Eltern sei das Kind wie hin- und hergerissen. Von daher könnten Eltern nur eines tun: "Sich zusammenraufen und den Krieg beenden."

Juristische Informationen gab Mallory Völker, Richter am Amtsgericht Saarbrücken und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesverfassungsgericht. Er erläuterte die verschiedenen Möglichkeiten des Sorgerechtes, das bei geschiedenen Eheleuten generell beiden Elternteilen zufalle und nur in Konfliktfällen, was bei etwa zwölf Prozent der Scheidungen der Fall sei, gerichtlich geklärt werden müsse.

Den Erziehern und Lehrern riet Völker, sich in Zweifelsfällen, etwa bei der Herausgabe von Schulzeugnissen, gerichtliche Dokumente vorzeigen zu lassen, die ein Sorgerecht des Betreffenden belegten.

Gabriele Dlugosch von der Universität Landau hob die besondere Rolle der Erzieherinnen und Lehrerinnen als bedeutsame Bezugspersonen im Trennungs- und Scheidungsprozess hervor. Sie forderte in ihrem Vortrag, Kinder in ihrer persönlichen Entwicklung zu unterstützen, ihnen Mut zu machen und ihnen die Möglichkeit zu geben, die eigene Umwelt aktiv mitzugestalten.

Buchausstellung weiterhin zugänglich

Nach den Vorträgen gab es die Möglichkeit der Teilnahme an Workshops zu verschiedenen Arbeitsschwerpunkten. Am Ende der Tagung zogen Veranstalter und Teilnehmer eine positive Bilanz. "Die Vorträge waren sehr gut und haben uns auf jeden Fall für unsere Arbeit etwas gebracht", urteilten etwa Marion Steuer und Annette Klein von der Kita Saarburg/Irsch.

Die Tagung wurde durch die Buchhandlung Volk (Saarburg) begleitet. Die Buchausstellung ist dort in den nächsten Wochen zugänglich.

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