Zwischen Hoffnung und Zweifel

"Wir haben zum ersten Mal wieder Vertrauen, dass jetzt ordentlich saniert wird." Das betonen Schulleitung und Elternbeirat unisono, nachdem der weitere Fahrplan zur Bekämpfung des PCB-Schadstoffproblems an der Hermeskeiler Realschule vorgestellt wurde (der TV berichtete). Allerdings müssen aus ihrer Sicht die Fehler der Vergangenheit auch strafrechtlich aufgeklärt werden.

Hermeskeil. Mit der Einschaltung des Sanierungskoordinators Egbert Adam verbinden Rektor und Konrektorin der Erich-Kästner-Realschule, Hans-Joachim Gärtner und Christa Breidert, einen "Hoffnungsschimmer am Horizont", damit das PCB-Schadstoffproblem an der Schule gelöst wird. "Seitdem er tätig ist, werden alle Fehler der Vergangenheit schonungslos aufgedeckt, und es wird erstmals so saniert, wie es die Schulgemeinschaft immer gefordert hat", sagt Gärtner. Auch Elternbeirats-Sprecherin Ulla Kolling betont: "Herr Adam tut der Sache gut. Die Sanierung läuft jetzt."

Nachdem Adam unter anderem festgestellt hatte, dass sich auch in den Gebäudefugen noch Reste des als krebsverdächtig geltenden Weichmachers unter neueren Dichtungsmassen versteckt halten und auch die Elektrokabel belastet sind, sollen die Sanierungsarbeiten nun auf der Basis dieser Erkenntnisse angepackt werden, so dass bis zum Ferienende zwei Geschosse des Gebäudes wieder PCB-frei sind. Außerdem wird das Mobiliar in ein Zelt hinter dem Schulgebäude ausgelagert. Nach den Ferien sollen Büro-Container als Ausweichquartier für die Verwaltungsräume aufgestellt werden (der TV berichtete).

Im Fokus der Aufmerksamkeit: Raum 106



Schulleitung und Elternbeirat sind deshalb zunächst optimistisch, dass das erklärte Ziel der Sanierung erreicht wird und PCB-Raumluftkonzentrationen unter 300 Nanogramm pro Kubikmeter Luft gesenkt werden. Einen Unsicherheitsfaktor gibt es aber für Gärtner: "Der Sanierungsfahrplan setzt voraus, dass alle PCB-Quellen identifiziert werden. Was ist, wenn das nicht klappt?", fragt der am 31. Juli nach Morbach wechselnde Schulleiter.

Besonders der Raum 106 steht deshalb im Fokus der Aufmerksamkeit. Er hatte in den vergangenen Monaten eine "Mustersanierung" erfahren. Die Raumluft-Belastung war zunächst auf 75 Nanogramm heruntergegangen, weil aber möglicherweise PCB-Reste übersehen wurden und diese "ausgasen", kletterten sie aber wieder auf knapp 700. Deshalb wird jetzt "nachsaniert", und vom Ergebnis dieser Arbeiten hängt für Schulleitung und Eltern viel ab: Sollte sich nämlich herausstellen, dass die Belastung dann immer noch über 300 Nanogramm liegt, müsse man auf "Plan B" zurückgreifen und den Antrag auf Auslagerung der Schule stellen.

Bürgermeister Michael Hülpes (CDU) setzt darauf, dass es so weit nicht kommt: "Ich bin überzeugt davon, dass wir mit den jetzt beschlossenen Maßnahmen den Leitwert unter 300 erreichen können", sagt er auf TV-Anfrage. Den Vorwurf von Schulleitung und Eltern, dass bei der ersten großen Sanierung zwischen 1995 und 2001 - Hülpes war damals noch nicht im Amt - von den bauausführenden Firmen "geschlampt" wurde und auch die Bauaufsicht nicht funktioniert habe, will er so aber nicht stehen lassen: "Man hat auf der Basis des damaligen Erkenntnisstandes gehandelt und geglaubt, dass man mit diesen Methoden das Problem lösen kann. Im Nachhinein muss man aber leider feststellen, dass das nicht ausgereicht hat". Gleichwohl will die Schulgemeinschaft auch strafrechtlich die Frage klären lassen, ob die Versäumnisse der Vergangenheit den Tatbestand der Körperverletzung erfüllen. Deshalb haben - wie im TV schon berichtet - 36 Lehrer und der Elternbeirat Anzeigen erstattet.

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