Zwischen Kunst und Schmiererei

Jeder kennt sie: teilweise kunstvolle Werke in grellen Farben, die legal oder illegal Hauswände, Brückenpfeiler und Unterführungen zieren. Das Entfernen kostet viel Geld. In Hermeskeil musste 2010 ein Parkdeck großflächig von Graffiti gereinigt werden. Tendenziell registriert die Polizei aber Jahr für Jahr weniger Anzeigen.

Hermeskeil/ Saarburg/Konz. Den jüngsten großen Fall von Graffiti in Hermeskeil hat es 2010 unten im Parkdeck der Hochwaldhalle gegeben. "Die Entfernung hat uns etwa 2500 Euro gekostet", sagt Werner Haubrich von der Verbandsgemeindeverwaltung. Ein mutmaßlicher Täter wurde zwar ermittelt, bestreitet aber alles. Bis heute blieb die Kommune auf den Kosten sitzen.
"Wenn Lösungsmittel für die Entfernung eingesetzt werden, ist das eine Substanzschädigung", erklärt der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Hermeskeil, Franz Petry, die hohen Kosten. Der Beamte macht deutlich: "Wir haben Fachleute im Präsidium, die am Malstil und der Signatur den Täter erkennen." Für Zeugen, deren Aussagen zur Ergreifung der Täter führen, gebe es 1000 Euro Belohnung.
"Seit Jahren ist der Trend bei Graffiti-Aktionen rückläufig", bilanziert der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Saarburg, Armin Wacht. Die Zahl der Anzeigen sei im Raum Konz-Saarburg von 67 im Jahr 2007 auf zehn im vergangenen Jahr gefallen - für beide Verbandsgemeinden (VG) zusammen.
Eine Serie zwischen 2007 und 2008 hatte die Polizei aufgeklärt. Sechs Sprayer, zwischen 17 und 20 Jahre alt, hatten seinerzeit Schäden angerichtet, deren Behebung einen fünfstelligen Betrag kostete. Sie wurden im Dezember 2011 zu bis zu 90 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Sie müssen auch die Beseitigung der Schmiererei bezahlen, und vier von ihnen müssen die Kosten für das teure Gerichtsverfahren tragen. "Zivilrechtlich kann die Schadensforderung 30 Jahre lang vollstreckt werden", sagt Wacht. Das heißt: Auch nach 30 Jahren können Sprayer noch zur Kasse gebeten werden. Die Straftat kann in schweren Fällen mit bis zu zwei Jahren Haft oder einer Geldstrafe geahndet werden.
Doch weiterhin sind gerade breite Straßenpfeiler scheinbar aufregende Anziehungspunkte für die nachtaktiven Sprayer. Im Stadtbild von Saarburg findet man sie, etwa unter Brücken, am neuen Kreisverkehr (Toom) oder am Bahnhof Taben.
Reinsfeld in der VG Hermeskeil kämpfte lange mit Verschmutzungen an einer Bushaltestelle. "In einem Schülerprojekt haben wir das Problem gelöst", freut sich Ortsbürgermeister Rainer Spies. Seitdem das Häuschen legal bunt geworden ist, seien keine Reinigungskosten mehr entstanden. Mit immer wieder neuen Streichen muss sich die Stadt Hermeskeil jedoch in der Toilettenanlage unter dem Rathaus herumplagen. "Wir haben da Spezialreiniger", sagt Bauhof-Chef Volker König.
In Saarburg gab es jüngst ein Graffiti-Projekt an der Skaterbahn in Beurig. Doch schräg gegenüber prangt das geschmierte Gegenstück. Die VG Konz wollte nach Auskunft von Bürgermeister Karl- Heinz Frieden den Weg über ein legales Angebot gehen, aber: "Es kamen keine Teilnehmer." Es gebe noch kleinere Schmierereien, die entfernt werden müssten. Auch Saarburg will laut Verbandsgemeindebürgermeister Leo Lauer Spray-Künstlern Flächen zur Verfügung stellen: "Für solche Projekte sind wir offen." Entstehen an Schulen Schmierereien, ist oft der Landkreis als Träger zuständig. "Das wird von uns zügig entfernt, um Nachahmer abzuhalten", sagt Kreissprecher Thomas Müller. Im Schulzentrum Konz sind noch etliche Graffitis zu sehen.Extra

Graffiti sind eine jahrtausendealte Art, sich mitzuteilen. Sie waren meist in Felsen, Mauern oder Wände geritzt. Bereits Menschen in der Antike haben die ersten Graffiti an Wänden und in öffentlichen Toiletten hinterlassen. In den USA erschienen Graffiti in den 1970er Jahren als Ausdruck politischen Protests. Sie wurden farbig auch auf Busse und Bahnen gesprüht. Diese Ausdrucksform gewann später auch in Europa an Bedeutung. In den Achtzigerjahren entstand in New York Graffiti Art als anerkannte Kunstform. Quelle: Brockhaus Das Wort Graffiti (Einzahl Graffito) ist italienisch. Das Wort stammt aber vom griechischen graphein ab, das schreiben bedeutet. So ist ein Sprüher in der Szenesprache auch ein Writer, der sich mit anderen zu einer Crew zusammenschließen kann. Ein Sprühkopf auf der Dose (Can) heißt Cap. Das gesamte Kunstwerk ist ein Piece, die Umrahmung Outline, ausgefüllte Flächen sind Fill-Ins, und der Skizzenblock des Künstlers ist das Blackbook. Schlusspunkt ist die Signatur - der Tag (gesprochen Täg). Ein Battle ist ein Wettkampf zwischen Writern oder Crews. Der Sieger erntet Fame (Ruhm) und gilt anschließend allgemein als der bessere Writer. thie/doth

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort