Zwischen Wacken und Weihnachtsmarkt

Prosterath · Ähnlich wie der Hermeskeiler Stadtteil Abtei ist Prosterath ein Ortsteil der 13 Kommunen der Verbandsgemeinde Hermeskeil. Die 169 Bürger des Dorfes, das seit 1974 Ortsteil von Beuren ist, kommen mittlerweile gut damit zurecht, ihre Unabhängigkeit aufgegeben zu haben. Allerdings sehen sie sich weiterhin mehr als Prosterather denn als Beurener.

 Gebürtige Prosterather mit Beurens Ortsbürgermeister Manfred Köhl (Zweiter von links) vor der 1889 erbauten Kirche des Dorfes, das seit 1974 zu Beu ren gehört. TV-Foto: Ursula Schmieder

Gebürtige Prosterather mit Beurens Ortsbürgermeister Manfred Köhl (Zweiter von links) vor der 1889 erbauten Kirche des Dorfes, das seit 1974 zu Beu ren gehört. TV-Foto: Ursula Schmieder

Prosterath. Das Wahrzeichen von Prosterath, dem 169 Bürger zählenden Ortsteil von Beuren mit seinen 775 Bürgern sind die "Wacken". Sie waren auch Namensgeber des Bürgerhauses Felsenschänke, für dessen Erhalt vor 15 Jahren eine Interessengemeinschaft kämpfte. Inzwischen ist das am Standort der früheren Dorfschule errichtete Haus zwar trotzdem verkauft. Doch der damals gegründete Verein "Dorfgemeinschaft Prosterath" besteht weiter. Mitglieder hatten die Gaststätte ehrenamtlich betrieben, bis ein Pächter - allerdings nur für einige Jahre - gefunden war.
Trotz der heute fehlenden Einkehrmöglichkeit finden Wanderer aber nach wie vor den Weg nach Prosterath (Geschichte siehe Extra). Vor allem seit vor zwei Jahren die Saar-Hunsrück-Steig-Traumschleife "Rockenburger Urwaldpfad" angelegt wurde. Sie führt an den Felsen vorbei mitten ins Dorf, wo nahe der Kirche oder in der "Alten Scheune" gefeiert wird. Mal lädt der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr zur Hexennacht oder zur Juni-Kirmes ein, mal ist Viezfest mit Klößeessen angesagt und mal der Weihnachtsmarkt der Dorfgemeinschaft (4. Dezember). Die Katholische Frauengemeinschaft, die seit jeher Ältere mit einbezieht, lädt bevorzugt ins Beu rener Bürgerhaus ein. Allerdings macht derzeit die Zahl von nur mehr 14 Mitgliedern zu schaffen.
Dabei haben sich Prosterather immer viel zu erzählen, wenn sei zusammenkommen. Dann werden Erinnerungen wach an früher, als im Dorf noch mehr als 200 Menschen lebten und 40 Kinder zur Schule gingen. "Die wurden in einem Klassenraum von einem Lehrer unterrichtet", erzählt Alma Feller. Die Jüngeren hätten so viel von den Älteren gelernt. Die 70-jährige Maria Nisius erinnert sich noch an den Lehrer, mit dem die Schulära (siehe Extra) 1996 ausklang. Karl Diller, der spätere Staatssekretär, habe in Prosterath unterrichtet. Elfriede Nisius denkt gern an die Zeit zurück, als Jungs und Mädchen in ihrer Freizeit wetteiferten, wer die meisten Maikäfer gefangen hatte. Heute seien Kinder dafür gar nicht mehr zu begeistern. Ebenso wenig wie für die Felsen, wie Inge Reuter, seit 1978 Vorsitzende der Frauengemeinschaft, festgestellt hat. Ihre Kinder seien da noch oft raufgeklettert. Ihr Bruder Helmut Schuh denkt gern zurück ans Schlittenfahren, wofür Prosterath beste Voraussetzungen bot. Allerdings wurde allzu wagemutigen Rodlern auch schon mal einfach der Schlitten abgenommen. Ein ganzjähriger "Freizeitspaß" war das Glockenläuten. Mit dem Seil seien sie an die vier Meter in die Höhe geschnellt, schätzt Inge Reuter. Erich Feller kann sich nicht vorstellen, woanders zu leben: "Wenn ich drei Tage die Glocken nicht hören würde, wäre ich krank." Schön am Dorfleben sei, dass jeder jeden kenne und man einander helfe, "wenn mal Not am Mann ist". Und bei Festen feierten alle mit.
Ein Zusammenwachsen der 1974 fusionierten Ortsteile ist laut Ortsbürgermeister Manfred Köhl aber nicht gelungen. Und zwar nicht nur mental, sondern auch baulich. Das erhoffte Baurecht für den Lückenschluss zwischen den Dörfern sei verwehrt worden. Der 82-jährige Franz Adams sieht das anders: "Ich sehe keinen Schaden darin, dass die Dörfer zusammen sind." Auch Hans Klein, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft, sieht mehr Vor- als Nachteile in der Fusion: "Manches hätte man mit dem kleinen Prosterather Budget sicher nicht machen können", nennt er Dorfsanierung und Kanalisierung als Beispiele. Andererseits hätte Prosterath alleine die auch als Gemeindehaus genutzte Felsenschenke sicher nicht verkauft. Was der Verein damals geleistet habe, sei beispielhaft gewesen, rückt der nicht mehr im Dorf lebende Helmut Schuh das Engagement ins rechte Licht.
Prosterath wurde 1023 erstmals urkundlich erwähnt als Besitz der Trierer Abtei St. Maximin. Der Ort gehörte lange zum Amt Dhronecken und wurde ab 1800 von Beuren, damals französische Mairie und nach 1815 preußische Bürgermeisterei, verwaltet. Eine Besonderheit der Geschichte ist, dass das katholische Prosterath unter den protestantischen Wild- und Rheingrafen Filiale der Pfarrei Beuren, das zum Erzbistum Trier gehörte, war. Beuren war bis 1789 Besitz des Stifts St. Paulin, Prosterath gehörte ab 1277 zu Hunolstein und ab dem 14. Jahrhundert den Wildgrafen von Kirburg, den Herren der Mark Thalfang und von Schloss Dhronecken. Zwei Generationen lang - etwa von 1776 bis 1836 - war in Prosterath die Glockengießerei Cornely ansässig. Vier Glocken von Gründer Johann Adam Cornely und seinen Söhnen Peter und Ewerhardus sind noch erhalten: drei in den evangelischen Dörfern Burtscheid, Etgert und Rorodt und eine in der katholischen Kapelle Herl. Die Glockengießerära endete, als die Brüder binnen weniger Monate starben und Söhne im Kindesalter hinterließen. Obwohl es bereits 1777 einen Lehrer in Prosterath gab, ist eine eigene Schule erst ab 1870 belegt. Bis das neue Schulgebäude 1874 bezogen wurde, fand der Unterricht in einem Privathaus statt. Anstelle der 1966 geschlossenen und 1970 abgerissenen Schule wurde das Bürgerhaus Felsenschänke errichtet. 1989 feierte Prosterath den 100. Geburtstag der Antoniuskirche und 2007 deren Renovierung im Rahmen eines Kapellenfestes. Bürger hatten sie binnen drei Jahren für eine 1812 abgerissene Kirche errichtet. Sie brachen selbst die Steine, die sie nach Prosterath transportierten. Einen beträchtlichen Teil der Kosten übernahm der 1897 gestorbene Thörnicher Pfarrer Joseph Klein, der auch den Altar stiftete. Der erste Nachweis einer Kapelle in der katholischen Wildgrafen-Enklave datiert auf 1701. Seit dem 17. März 1974 sind Prosterath und Beuren eine Gemeinde. Der Gemeinderat hatte sich im Januar für den Zusammenschluss entschieden. Die letzte Sitzung des Prosterather Gemeinderates mit Ortsbürgermeister Ernst Klein war am 14. März 1974 im Bürgerhaus Felsenschänke. urs

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