Aus der weiten Welt an die Obermosel

Nittel · Zum achten Mal haben sich in Nittel lebende Ausländer bei einer Veranstaltung der Geschichts- und Kulturfreunde vorgestellt. Marokko und Portugal waren dran.

Nittel (red) In Nittel leben Menschen aus rund 100 Nationen. Um die internationalen Bewohner einander näher zu bringen veranstalten die Geschichts- und Kulturfreunde seit 2010 Kennenlernabende, bei denen sich immer mehrere Familien vorstellen dürfen. Dieses Jahr waren Nitteler aus Marokko und Portugal an der Reihe. Doch bevor es losging, erstaunte Hans-Josef Wietor, zweiter Vorsitzender der Geschichts- und Kulturfreunde Nittel, die 130 Zuschauer: Seit 2010 haben sich bei sieben Veranstaltungen Nitteler vorgestellt aus China, Japan, und Nigeria (2010), Finnland, Irland und Ungarn (2011), Jordanien und Lettland (2012), Malta und Ukraine (2013), Großbritannien und Polen (2014), Schweden (2015) sowie aus Frankreich und Niederlande (2016).
Danach ergriff Silvia Oliviera das Wort. Die Portugiesin ist seit 2013 mit ihrer Familie in Nittel ansässig. Sie stellte Portugal, das Land der Seefahrer mit den dazugehörigen Inseln Madeira und den Azoren vor. Es habe weit mehr als nur Fußball und Sonne zu bieten, erzählte sie und ließ die Gäste in einem wunderschönen Video durch das Land reisen. Verträumte Landschaften, herrliche Atlantikstrände, traditionelle Trachten, bunte Keramiken und außergewöhnliche Häuser und Bauten waren zu Bestaunen. Eindrucksvoll ist die 385 Meter lange Bogenbrücke Ponte Dom Luis I in der historischen Altstadt Portos. Mit 15 947 hellblauen Kacheln bestückt ist die Capela das Almas ein auffallender Blickfang. Lissabon zeigt neben den romantischen engen Straßen seinen Reichtum auch in der kostbaren Ausführung seiner Trachten mit üppigem Goldbesatz, im Gegensatz dazu ist die Folklorebekleidung in Madeira sehr bunt, aber ohne teuren Schmuck. Getreide, Gemüse, Wein, Käse, Fische, Keramik in Form von Kacheln, Geschirr und unterschiedlichsten Figuren sind die wichtigsten Erzeugnisse Portugals. Kulinarisch bietet das Land zum Beispiel Portwein und die Spezialität Francesinha, bestehend aus Toastbrot, Kochschinken, Chorizo, Beefsteak, mit Käse überbacken. Es wird mit Pommes frites und einer typischen Soße serviert. Musikalisch gehört Fado zu Portugal.
Der zweite Teil des Abends drehte sich um Marokko. Nordin El Wardi nahm die Besucher mit zu einem 2000 Kilometer langen "Flug" über Marokko. Los ging es in Fes, der Stadt der Künste, und dann weiter nach Süden. Marroko hat 34 Millionen Einwohner. Den meisten Touristen sind die Städte wie Agadir, Casablanca und Marrakesch bekannt. Die Atlasgebirgskette und das Rifgebirge sind da schon unbekannter. Riesige Wälder von Korkeichen bedecken das Land. Dort werden Weinkorken produziert, die vielleicht auch in Nittel Verwendung fänden, erklärt El Wardi. Die charakteristische Atlas-Zeder sei leider seltener geworden. Waldreiche und nur dünn besiedelte Höhen des Mittleren Atlas sind Rückzugsgebiete für diverse Vogelarten und für Berberaffen. Teppiche zeigen ortsbezogene, über Generationen vererbte Webmuster, aus Zedernholz und bunter Keramik entstehen Kunstwerke. Die 110 Meter hohen Ouzoud-Fälle gelten als die schönsten Wasserfälle Marokkos. Tomaten, Orangen, Mandeln, Orangenblütenwasser, Gewürze, Datteln und vor allem das Argan-Öl sind hervorragende landwirtschaftliche Produkte. Eine Besonderheit sind die von den Bauern geliebten "Friesischen Schwarzbunten", eine Kuhrasse importiert aus Norddeutschland. Der Hohe Atlas im Süden Marokkos ist die höchste Gebirgskette und die west-östlich verlaufende Wetterscheide Marokkos gegen die saharischen Klimaeinflüsse. Aus Deutschland importierte Windkraftanlagen liefern von Marokko aus Strom für 13 Millionen Menschen. Die Politik der parlamentarischen konstitutionellen Monarchie als Erbmonarchie sei stabil - und habe eine hohe Frauenquote, sagt El Wardi. Und es gebe sehr viele Frauen unter den Studenten.
Nach den Vorträgen beantworteten die beiden Referenten die Fragen der Zuhörer. Familie El Wardi verteilte süßes Gebäck aus der Spezialitätenkiste Marokkos, Familie Oliveira hatte typische Utensilien aus Portugal mitgebracht. Im Spendentopf kamen 130 Euro zugunsten der First Responder Obermosel zusammen.

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