Bahnhof Karthaus kommt unter den Hammer

Konz · Das Bahnhofsgebäude in Karthaus könnte am 7. Dezember bei einer Auktion in Köln den Besitzer wechseln. Zurzeit gehört der Bahnhof einer Immobiliengesellschaft, die kein Interesse an der Sanierung hat. Die Stadt Konz bietet potenziellen Investoren ihre Hilfe an.

Das große Banner mit der Aufschrift "Zu Verkaufen" prangt schon seit mehreren Jahren an dem Bahnhofsgebäude in Konz-Karthaus. Die Main Asset Management GmbH in Dreieich (Hessen) steht als Ansprechpartner auf dem Banner. Sie verwaltet das Gebäude (siehe Extra), hat aber bisher keinen Investor gefunden.

Jetzt hängen zwischen den Graffiti, die die Mauern und die mit Brettern zugenagelten Fenster überziehen, mehrere gelbe Plakate. Sie weisen auf eine Auktion der Westdeutschen Grundstücksauktionen (WDGA) AG hin. Das Gebäude soll am Freitag, 7. Dezember, im Hilton Cologne Hotel in Köln versteigert werden. Das Mindestgebot beträgt 15 000 Euro.

Für die Konzer Stadtverwaltung kommt die Versteigerung vermutlich gelegen. Schließlich haben die bisherigen Besitzer kein Interesse gezeigt, das Gebäude zu sanieren oder zu nutzen.
Dabei hat es seinen eigenen Charme: Der Auktionskatalog preist es als "denkmalgeschütztes, ein- bis dreigeschossiges Bahnhofsgebäude, Baujahr unbekannt, mit teilausgebautem Dachgeschoss im Gründerzeitstil" mit 737 Quadratmetern Nutzfläche an. Laut Denkmalliste des Kreises Trier-Saarburg wurde es 1903/04 gebaut.
Mit der Umschreibung, dass sich das Objekt "augenscheinlich in einem sanierungsbedürftigen Zustand" befinde, kommt die WDGA im Katalog auch auf den Problempunkt zu sprechen. Der ehemals stolze Bau ist dem Verfall preisgegeben.

Die kaputten Fenster und die Graffiti sind nur Indizien des schlechten Zustands. Ein Investor müsste viel Geld für die Sanierung in die Hand nehmen, bevor er aus dem Gebäude etwas machen kann.
Bisher war allerdings niemand bereit, das Risiko einzugehen. Die Auktion könnte somit eine Chance für den Karthäuser Bahnhof sein.

"Jeder, der den alten Bahnhof kaufen will, muss wahrscheinlich etwa drei Millionen Euro mitbringen", meint der Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden auf TV-Anfrage. Die Stadt selbst werde nicht mitbieten. "Eine öffentliche Lösung ist immer die teuerste Variante", gibt Frieden zu bedenken. Das Geld dafür könne die Stadt nicht lockermachen - auch nicht mit Hilfe des Programms Soziale Stadt Karthaus.
Im Rahmen der Bürgerbeteiligung habe sich zudem gezeigt, dass Bedarf an mehr als einem Projekt in Karthaus besteht. Wenn die Stadt den Bahnhof kaufen und sanieren würde, müsse sie jedoch sehr viel Geld aus anderen Projekten abziehen, sagt Frieden. Das sei der falsche Weg.

Der Bürgermeister betont jedoch, wie wichtig der Bahnhof den Verantwortlichen bei der Stadt Konz sei. Potenziellen Investoren bietet er Unterstützung an: "Wir helfen jedem dabei, ein Nutzungskonzept für das Gebäude zu finden." Dazu müsse aber zunächst die Eigentumssituation geklärt werden.
Dass die Stadt Konz nicht die einzige Kommune ist, die Probleme mit Bahnhofsgebäuden in Privatbesitz hat, belegt der Auktionskatalog der WDGA. Von den 43 zu versteigernden Objekten sind neun ungenutzte Bahnhofsgebäude. Die Einstiegsgebote liegen zwischen 8000 und 15 000 Euro. Der Gebäudezustand wird nur in einem Fall als ordentlich beschrieben - der Rest ist als sanierungsbedürftig eingestuft. Als augenscheinlich sanierungsbedürftig gilt jedoch nur der Bahnhof Karthaus - dort sind die Mängel einfach nicht zu verbergen.Meinung

Hoffnung, aber kein Grund zur Euphorie
Die Deutsche Bahn hat es sich einfach gemacht. Sie hat ihre Schrottimmobilien verkauft. Die Investoren dachten, sie hätten ein gutes Geschäft gemacht - das haben sie aber offensichtlich nicht. Denn eine Versteigerung ist in der Regel die letztmögliche Lösung, etwas an den Mann zu bringen. Was aus Sicht der Immobilienverwalter fatal aussieht, könnte für die Stadt Konz eine Chance sein. Vielleicht findet sich ein Investor, der den Bahnhof kauft, um etwas daraus zu machen. Vielleicht gibt es jemanden, der einen Plan für das marode Gebäude hat. Die bisherigen Besitzer haben definitiv keinen Plan. Wenn es so weitergeht, ist in ein paar Jahren niemand mehr bereit, auch nur einen Cent für den Bahnhof zahlen. Deshalb ist die Auktion ein Hoffnungsschimmer. Grund zur Euphorie gibt es aber erst, wenn ein vernünftiges Nutzungskonzept vorliegt. Dann kann der Karthäuser Schandfleck ausgemerzt werden. c.kremer@volksfreund.deExtra

Seit Anfang des neuen Jahrtausends hat sich die Deutsche Bahn von überflüssigen Bahnhofsgebäuden getrennt. Die teils 100 Jahre alten Empfangshallen wurden durch Wetterhäuschen und Fahrkartenautomaten ersetzt. Die Gebäude wurden an Privatinvestoren verkauft - zum Teil in größeren Paketen. 2001 hat die Deutsche Bahn in einer ersten Welle 500 Bahnhofsgebäude an die Firma First Rail Estate verkauft. Nachdem dieses Unternehmen 2005 Insolvenz anmeldete, hat der britische Immobilieninvestor Patron Capital die Gebäude übernommen und weitere hinzugekauft - darunter auch der Karthäuser Bahnhof. Laut einem Bericht der FAZ verwaltet die Main Asset Management GmbH mehr als 1000 Gebäude im Auftrag der Briten. Die Hessen bestätigen diese Information auf TV-Anfrage nicht. Das Unternehmen wirbt aber auf seiner Internetseite damit, 1000 Bahnhöfe aus dem ehemaligen Bestand der Deutschen Bahn AG zu betreuen und, je nach Standort und Marktstrukturen, gemeinsam mit den Eigentümern individuelle Konzepte für "die Verringerung von Leerstandsquoten, zur Sanierung oder zur kompletten Neuentwicklung der Objekte" zu erstellen. cmk

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