Banden markieren Tatort mit Zinken

Konz/Schoden · Gaunerzinken werden Zeichen genannt, mit denen Banden Häuser markieren, in die sie einsteigen wollen. Bei Einbrüchen in der Südeifel wurden im Nachgang solche Kreidemarkierungen bemerkt. Nun untersucht eine neue Ermittlungsgruppe, die vor dem Hintergrund steigender Bandenkriminalität gebildet wurde.

 Sie kommen im Dunklen und hinterlassen bei ihren Opfern einen Schock, der oft schwerer wiegt, als der Verlust der gestohlenen Wertgegenstände. TV-Foto: Archiv/iStock

Sie kommen im Dunklen und hinterlassen bei ihren Opfern einen Schock, der oft schwerer wiegt, als der Verlust der gestohlenen Wertgegenstände. TV-Foto: Archiv/iStock

Konz/Schoden. Wer nach der Lektüre dieser Zeitung nach draußen geht und an Hauswand, Türstock, Gartenzaun, Briefkasten oder neben dem Klingelknopf ein wie zufällig hingekritzeltes X sieht, hat möglicherweise ein Problem. Denn es könnte sich um einen Gaunerzinken handeln. Der Urheber der Zeichnung ist nämlich der Meinung, dass es in diesem Haus etwas zu holen gibt.
In der dunklen Jahreszeit haben Einbrecher seit jeher Hochsaison. Doch inzwischen ist die Zahl der Wohnhauseinbrüche in der Region Trier binnen eines Jahres um 122 Fälle auf 705 derart drastisch gestiegen, dass das Polizeipräsidium Trier eine Ermittlungsgruppe eingerichtet hat. Sie ist seit 15. September im Einsatz und bearbeitet bereits 50 Anzeigen. Das Präsidium Trier hat die Ermittlungsgruppe gebildet, um der wachsenden Bandenkriminalität Herr zu werden (der TV berichtete). Denn zunehmend häufiger sind ganze Banden am Werk: Die Häuser und Lebensgewohnheiten der Bewohner werden ausspioniert - etwa wann diese zur Arbeit gehen oder Kinder zur Schule bringen. Solche Informationen über ihr Zielobjekt geben umherreisende Banden in einigen Fällen in Form von Zeichen weiter, den sogenannten Gaunerzinken (siehe Extra). Die Codes geben beispielsweise darüber Auskunft, ob es etwas zu holen gibt oder ob ein Wachhund im Haus ist. Auch "güngstige Einbruchzeiten" - wie beispielsweise Sonntag oder tagsüber - können mit den Zeichen unauffällig transportiert werden. Die Zinken werden mit Kreide oder Kohle angebracht - in einer Farbe, die nur gering vom Farbton der Hauswand oder -tür abweicht.Verdächtige Zeichen melden


Nun untersucht die Ermittlungsgruppe auch Wohnhauseinbrüche in der Eifel sowie im Raum Konz/Saarburg. In Speicher und Herforst wurden die Häuser offenbar mit Gaunerzinken markiert. Die Bewohner hatten Kreidemarkierungen am Haus bemerkt, mit denen sie aber vor dem Einbruch nichts anfangen konnten. "Dabei könnte es sich um Gaunerzinken handeln", sagt Uwe Konz, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Trier. Wer solche Zinken bemerkt, sollte diese fotografieren und sich umgehend bei der Wache melden.
Ganz aktuell befasst sich die Ermittlungsgruppe mit einem Einbruchsversuch in Schoden in der Straße Steinrausch zwischen dem 20. und 27. Oktober. Die Täter nutzten die Abwesenheit der Bewohner und versuchten, über eine Terrassentür in das Einfamilienhaus zu gelangen. Dabei ging die Alarmanlage los. Sie hat die Einbrecher möglicherweise in die Flucht geschlagen. Ein weiterer aktueller Fall: In Konz in der Straße Im Canet haben Unbekannte zwischen dem 24. und 30. Oktober die Kellertür auf der Rückseite eines Einfamilienhauses aufgehebelt. Sie stahlen in Abwesenheit der Bewohner Bargeld und elektronische Geräte.
Vor zwei Wochen sind Einbrecher in Konz-Roscheid sowie in Nittel in Einfamilienhäuser eingestiegen. Mitte vergangener Woche wurde in Häuser in Ayl und Saarburg eingebrochen. Wohnungseinbrüche wurden zudem in jüngster Zeit aus Langsur, Riol und Mertesdorf gemeldet.
Hinweise zu allen Fällen nehmen die Polizeistationen entgegen oder per Mail an:
kdtrier.wohnungseinbruch@polizei.rlp.deExtra

Gaunerzinken - von Zinken (Zeichen) - wurden schon im 16. Jahrhundert von Verbrechern, Bettlern und Hausierern als Verständigungsmittel genutzt. Ob Infos zu kostenlosen Schlafplätzen oder Hinweisen, ob man beim Betteln fromm oder forsch auftreten sollte, gab es unzählige Zeichen (eine kleine Auswahl siehe Grafik). Zinken werden teils noch heute genutzt. Die Banden gehen arbeitsteilig vor: Einige Mitglieder kundschaften aus, andere brechen ein, wieder andere verkaufen das Diebesgut. Viele der Banden kommen aus Osteuropa. sey/scho

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort