Bürger wollen barrierefreien Bahnhof - Karthäuser starten Unterschriftenaktion gegen Bahn-Pläne

Konz · Die Pläne der Bahn für einen Übergang zu den Gleisen stoßen in Karthaus auf heftigen Widerstand. Kritisiert wird, dass zwar Aufzüge integriert werden können, deren Bau jedoch nicht vorgesehen ist. Ebenso wenig wie eine Überdachung der acht Meter hohen Brücke. Mit einer Unterschriftenaktion soll die Bahn in die Pflicht genommen werden.

Bürger wollen barrierefreien Bahnhof - Karthäuser starten Unterschriftenaktion gegen Bahn-Pläne
Foto: Herbert Thormeyer (doth) ("TV-Upload Thormeyer"

Konz. Der Versammlungsort war mit Bedacht gewählt. Ins DRK-Altenzentrum kamen rund 30 Menschen aus dem Konzer Stadtteil Karthaus, um sich über die Entwicklung der Pläne der Bahn-AG zur Modernisierung des dortigen Bahnhofs zu informieren. "Wir wollen damit aufzeigen, dass es gerade im Umfeld dieses Bahnhofs Einrichtungen mit Menschen gibt, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind", macht Quartiersmanager Dominik Schnith deutlich.

Bereits im April informierten Bahnvertreter, wie sie sich die künftige Erreichbarkeit der Gleise vorstellen, weil die marode und von Grundwasser umspülte Unterführung künftig nicht mehr genutzt werden kann. Damals bereits war der Konzer Behindertenbeauftragte, Peter Musti, entsetzt: "Die Regel, dass erst ab einem Fahrgastaufkommen von 1000 pro Tag Aufzüge eingebaut werden müssen, gilt nicht, wenn Behinderteneinrichtungen wie ein Altenpflegeheim oder ein Kindergarten mit behinderten Kindern in der Nähe ist." Auf seine Stellungnahme habe die Bahn bis heute nicht geantwortet.

Auf TV-Anfrage hieß es zuletzt bei der Bahn, dass ein barrierefreier Ausbau nicht vorgesehen sei (der TV berichtete). Und diesmal war auch kein Bahn-Vertreter anwesend. 5,6 Millionen will das Unternehmen investieren. Kernstück und Stein des Anstoßes ist eine Brücke, acht Meter hoch, mit jeweils 40 Stufen zu den Gleisen und ohne Dach, also im Winter schneebedeckt. "Das ist doch eine Verschlimmbesserung", schimpft Musti. Das Argument der Bahn, in Konz und Trier gebe es doch barrierefreie Bahnhöfe, und deshalb seien Aufzüge in Karthaus nicht nötig, lässt er nicht gelten: "Dagegen spricht internationales Recht."

Gemeinsam mit dem Seniorenbeauftragten Hermann Hurth und Quartiermanager Schnith soll jetzt der Protest öffentlichkeitswirksam organisiert werden. In der Versammlung machten die 30 Anwesenden mit ihrer Unterschrift auf einer Liste deutlich, dass sie mit diesen Bahnplänen nicht einverstanden sind. Eine breite Öffentlichkeit soll mobilisiert werden. Alle Wortmeldungen zielten in die gleiche Richtung: So nicht! "Wir wollen alle gemeinsam dafür kämpfen, dass hier gut und sinnvoll gebaut wird", sagt Bürgermeister Karl-Heinz Frieden. Schließlich sei der Bahnhof Karthaus auch dahingehend wichtig, weil hier ein Anschlusspunkt an den regionalen Busverkehr installiert werden könnte.

Die Bahn verstecke sich hinter den 1000 täglichen Fahrgästen, wolle aber vermutlich nur Geld sparen. Schließlich geht es um 300 000 Euro Mehrkosten für die drei Aufzüge. 2017 soll der Bau der Brücke und anderer Sanierungen beginnen, was ein ganzes Jahr dauern wird. Die Unterschriftenaktion ist angelaufen. Die Liste will Bürgermeister Frieden öffentlichkeitswirksam, das heißt mit Presse, an die Bahn-AG übergeben. dothExtra

Weitere Informationen zur Unterschriftenaktion und entsprechende Formulare gibt im Büro des Quartiermanagements, Karthäuser Straße 64, Tel. (06501) 9458252 und per E-Mail: d.schnith@junetko.de. Der Seniorenbeauftragte und der Behindertenbeauftragte informieren über die Aktion auf ihren Seiten von www.konz.eu . doth

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