Dampfross wird in Stücke zerlegt

Konz · Die Demontage der Museumslok unterhalb der Michael-Scherer-Straße in Konz hat begonnen. Dieser Tage wurden die ersten Großteile entfernt. Initiator ist der Verein Dampflokfreunde Konz, der das Technikdenkmal generalsanieren und auf die neu gestaltete Bahnhofstraße umsetzen will (der TV berichtete).

Konz. "Wenn ich dahin sehe, geht\'s mir nicht so gut", sagt Ex-Dampflokführer und Experte Jürgen Gründel und meint das rostige Gebilde, vor dem sich der Vorstand des Vereins Dampflokfreunde Konz getroffen hat.
Zwei Tage zuvor sind mithilfe eines städtischen Kranfahrzeugs die beiden tonnenschweren Wasserkästen entlang des Dampfkessels abmontiert worden. Nun liegen die Teile hinter der Lok. Dort, wo die Teile eingebaut waren, ist jetzt der Blick auf den unteren Teil des Kessels frei - und damit auf viel Rost und Verfall.
"Eine haarige Sache ist der Abbau der Kästen gewesen, die haben den Kran an seine Grenzen gebracht", erklärt einer, der dabei war.
Aber diese Hürde ist genommen, und der Vereinsvorstand kann das weitere Vorgehen besprechen. Vorsitzender Winfried Manns überbringt zunächst eine betrüblich klingende Nachricht: "Die Denkmalpflege hat mitgeteilt, dass sie für die Loksanierung keine Mittel zuschießen wird."
Aber für Manns hat das auch eine positive Seite: "So können wir bei der Sanierung frei agieren, ohne an womöglich teure denkmalpflegerische Vorgaben gebunden zu sein."
Danach legt der Vorstand die weitere Marschroute fest: Zunächst soll das komplette Führerhaus - eine Stahlblechkonstruktion - entfernt werden. Den schwersten Brocken stellt der komplette Dampfkessel dar. Geht alles glatt, soll er noch vor Weihnachten demontiert sein. Das kleine städtische Kranfahrzeug wäre mit der Aufgabe jedoch überfordert. Dazu Vorsitzender Manns: "Ich hoffe daher auf ein günstiges Angebot der Kranfirma Steil."
Die abgebauten Einzelteile werden zunächst zwischengelagert und später an verschiedenen Orten frisch aufgearbeitet, darunter bei der Metallbaufirma Herz und der Bahn-Brückenmeisterei in Konz. Das Fahrwerk der Lok mit drei schweren Treibachsen, einer kleinen Stützachse (hinten) und einer Führungsachse (vorne), kann vor der Umsetzung zur Bahnhofstraße noch an Ort und Stelle gereinigt und neu lackiert werden.
Geplant ist, die Lok mit einer Spezialkamera zu digitalisieren, um später exakte Vorgaben für den Wiederaufbau zu erhalten. Auch will der Verein einen Dampflokexperten des Ausbesserungswerks in Meiningen als Berater hinzuziehen. Die etwa 700 Euro Honorar für das Dampflok-Know-How aus Meiningen könnten eine gute Investition sein, so der Tenor des Vorstands. Ziel des Vereins ist es, das rundum sanierte Dampfross bis Mitte 2015 unter einem Dach auf der Bahnhofstraße präsentieren zu können.
Vorsitzender Manns: "Bisher haben wir rund 4000 Euro in die Lok investiert. Wir hoffen, mit Sponsorenhilfe so Schritt für Schritt weitermachen zu können."Extra

Das 1914 in Meiningen/Thüringen eröffnete Dampflokwerk gehört heute der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH, einer Tochter der Bahn AG. Zu DDR-Zeiten und nach der Wende hatte die dortige Reichsbahn bis in die 90er-Jahre Dampfloks im regulären Einsatz. Diese Fahrzeuge wurden vorwiegend in Meiningen gewartet. So blieb das letzte große "Kompetenzzentrum" für Dampfloks in Westeuropa erhalten. Der Kundenkreis des Werks reicht heute weit über Deutschland hinaus und umfasst vorwiegend Technikmuseen und auf Vereinsbasis organisierte Museumsbahnen. Ein Dampflokexperte des Ausbesserungswerks in Meiningen soll beim Wiederaufbau der Konzer Lok helfen. Durch sein Know How in Sachen Dampftechnik ist das Werk in der Lage, ganze Lok-Baugruppen wie Rahmen, Kessel, Dampfzylinder und Fahrwerke neu herzustellen. Die Konzer Lok steht seit April 1974 an den Bahngleisen in der Nähe der Schillerbrücke. Die Stadt Konz hat sie damals für 17 760 D-Mark von der Deutschen Bahn gekauft. Die Lok, Baujahr 1936, war früher mit 90 Kilometern pro Stunde unterwegs, vorwärts und rückwärts. Sie wurde für Nebenstrecken konzipiert und gehört zur Bahnklassifizierung "Baureihe 64", die 1927 erstmals in Dienst kam. Weltweit sollen laut Wikipedia noch sieben betriebsbereite und 20 museal erhaltene Exemplare der Baureihe existieren. Sie tragen wegen ihrer runden Dampftürme den Beinamen Bubikopf. f.k.

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