Rotes Kreuz Der Familien-Schrank findet im neuen Seniorenzentrum Platz

Konz · Bewohner und Gäste erkunden erstmals die neue Örtlichkeit im alten Klostergarten.

 Gertrud Deutsch (von links), Christin Winterfeld, Marianne Blaurock , Isabell Voss und Maria Bartz haben als Teil der künftigen „Hausgemeinschaft Brunnenhof“ in der neuen Küche zusammengefunden.

Gertrud Deutsch (von links), Christin Winterfeld, Marianne Blaurock , Isabell Voss und Maria Bartz haben als Teil der künftigen „Hausgemeinschaft Brunnenhof“ in der neuen Küche zusammengefunden.

Foto: Martin Recktenwald

Neugier und gespannte Erwartung blitzen aus den Gesprächsfetzen an den Tischen im Speisesaal immer wieder durch. Zusammen mit den rund 85 Bewohnerinnen und Bewohner warten viele Angehörige darauf, erstmals die neuen Zimmer im DRK-Seniorenzentrum neben dem Konzer Kloster in der Brunostraße begutachten zu können. An diesem Samstag haben sie und die Öffentlichkeit Gelegenheit, noch vor dem Umzug am 1. Juli das Gebäude kennenzulernen.

Nach einer Stärkung mit Kaffee und Kuchen und kurzen Begrüßungsansprachen durch Hausleiter René Helbing und die DRK-Landesgeschäftsführerin Anke Marzi wird der Fahrstuhl zu den Wohnetagen freigeschaltet. Dank eines Portraitfotos an der Tür findet Gertrud Deutsch ihr künftiges Zuhause rasch. „Ahh, mit Blick auf die Weinberge“, prüft sie sogleich die Aussicht aus dem Fenster. Der Garten im Hof macht noch einen sehr wüsten Eindruck, ganz abgeschlossen sind die Bauarbeiten rund ums Haus noch nicht. Später sollen dort unten mehrere bepflanzte Rundwege entstehen und ein Brot-Backofen, der in einem gemeinsamen Projekt mit der Konzer Grundschule genutzt werden soll.

Gertrud Deutsch wendet ihre Aufmerksamkeit aber zunächst wieder dem Zimmer zu und geht im Kopf schon mal die Einrichtung durch. Besonders am Herzen liegt ihr ein Schrank, der bereits seit Generationen im Besitz ihrer Familie ist und sie auch schon vor zwei Jahren beim Umzug in das Seniorenzentrum am bisherigen Standort begleitet hat. Die Perspektive, nun bald erneut ihre Sachen packen zu müssen, bringt sie nicht aus der Ruhe. „Ich habe über 90 Jahre in Konz-Karthaus gewohnt. Wenn man so viel erlebt hat, wirft einen so schnell nichts aus der Bahn“, meint sie. Und da vorherige Messungen ergeben haben, dass auch für den Schrank Platz genug ist, scheint für das neue Heim alles gerüstet.

Gemeinsam mit 13 weiteren Bewohnern wird Frau Deutsch die „Hausgemeinschaft Brunnenhof“ bilden. Insgesamt soll es sechs solcher Gemeinschaften mit 14 beziehungsweise 15 Bewohnern geben. Ihnen steht jeweils ein eigener Aufenthaltsraum mit voll ausgestatteter Küche zur Verfügung. Wie dieser Raum eingerichtet wird, entscheidet die Gruppe selbst. „Wir wollen das Zusammenleben hier eher am Konzept der Großfamilie anlehnen“, erläuterte Hausleiter Helbing die aus seiner Sicht zentrale Bedeutung der Hausgemeinschaften. Mit eingebunden werden sollen auch die Mitarbeiterinnen, die auf jeder Etage ein Schwesternzimmer gegenüber dem Fahrstuhl haben. Darüber hinausgehende Anknüpfungspunkte mit der Nachbarschaft in Karthaus bietet beispielsweise das Mittagessen. Denn der Speisesaal steht mit seinen vor Ort zubereiteten Mahlzeiten nicht nur den Hausbewohnern, sondern gegen kleines Entgelt grundsätzlich allen Bürger offen.

Für solche Visionen zukünftiger Begegnungen hat Heinz Knitterscheid an diesem Tag allerdings keinen rechten Kopf. „Das ist kleiner als mein altes Zimmer“, befinden er und seine Angehörigen bei der ersten Begutachtung. Positiv bewertet er hingegen den modernen und hellen Eindruck. Einrichtungsideen hat er auch schon: am Fenster einen Tisch, um dort Musik zu hören. „Am liebsten Klassik, vor allem Mozart, oder Harry Belafonte“, nennt er seine Lieblingshörgewohnheiten. Alternativ schaut er sich gerne Fotos von früheren Reisen auf dem Laptop an.  Sowohl geschäftlich als auch privat sei er immer gerne gereist, den 70. Geburtstag feierte er in Singapur. Nach einem Schlaganfall ist er jetzt aber auf den Rollstuhl angewiesen. Deswegen sei ihm ein Internet-Anschluss im Zimmer als Tor nach draußen wichtig. Mit einem internen W-LAN-Netz hat man solche Möglichkeiten beim Hausneubau berücksichtigt. Wie die Bewohner und die Nachbarschaft das neue Seniorenzentrum annehmen, muss sich noch weisen. Das öffentliche Fest mit den Besichtigungen hat aber gezeigt, dass die baulichen Voraussetzungen für den Umzug  weitgehend geschaffen sind.

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