Kommunalpolitik Der Chef verlässt das Rathaus

Konz · Karl-Heinz Frieden geht. Der Konzer Bürgermeister verabschiedet sich am Donnerstag nach Mainz. Die Erfolge seiner Arbeit sieht er vor allem bei der Jugend in Konz und bei der Stadtentwicklung.

Karl-Heinz Frieden (CDU) weiß immer, was er will. Und mit 60 Jahren will er noch einmal etwas Neues wagen. Er wechselt zum Jahresende vom Chefsessel im Konzer Rathaus auf einen anderen. Der steht in Mainz, im Freiherr-vom-Stein-Haus am Deutschhausplatz 1. Frieden wird Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebunds Rheinland-Pfalz. Er wolle sich in Mainz für die Interessen der „kommunalen Familie“ starkmachen, sagt Frieden.

Und in dieser Familie hat er seit 1990 in verantwortlichen Positionen wertvolle Erfahrungen gesammelt – zunächst als Ortsbürgermeister von Nittel, als Kreistagsmitglied, als hauptamtlicher Beigeordneter (2006 bis 2008) und später als Bürgermeister der Verbandsgemeinde und der Stadt Konz (siehe Info). Genau wie bei dem Wechsel zum Gemeinde- und Städtebund hatte Frieden in allen seinen Positionen eigene Vorstellungen, die er konsequent durchgesetzt hat. Das kam nicht immer bei allen gut an. So singen nicht alle Fraktionen zum Abschied Lobeshymnen auf den streitbaren Rathaus­chef („Gutes Miteinander und eine Lektion“, siehe unten).

 Büro mit Aussicht: Der scheidende Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden verlässt sein Arbeitszimmer im Rathaus zum Jahresende.

Büro mit Aussicht: Der scheidende Konzer Bürgermeister Karl-Heinz Frieden verlässt sein Arbeitszimmer im Rathaus zum Jahresende.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Christian Kremer

Auf seine Arbeit blickt er nach mehr als neun Jahren im höchsten Amt der Saar-Mosel-VG sichtlich stolz zurück. „Meine eigene Bilanz war gar nicht so schlecht“, sagt der 60-jährige Noch-Bürgermeister. Um das zu belegen, hat er zum Termin mit dem TV Ausdrucke mitgebracht. Darauf sind die wichtigsten Errungenschaften aus seiner Amtszeit zusammengefasst und mit Zahlen belegt. Während seiner Amtszeit wurden das neue Saar-Mosel-Bad gebaut, die Verbandsgemeindewerke komplett umstrukturiert und das Heimat- und Weinfest modernisiert. Die wichtigsten Schwerpunkte sieht er aber in anderen Bereichen.

Schwerpunkt Kinder und Familien Unter dem Strich haben die VG, die Stadt und die Gemeinden in der VG Konz seit seinem Amtsantritt 2008 knapp 14 Millionen Euro in den Ausbau der Kinderbetreuung investiert. Einen großen Batzen davon mussten die Gemeinden selbst stemmen. Alleine die Stadt Konz hat 4,7 Millionen Euro ausgegeben. Damit hat sie von 2008 bis 2017 das Ganztagsangebot in Kindergärten von 291 auf 503 Plätze ausgebaut. Für unter Dreijährige gibt es in Konz 260 Plätze, 2008 waren es 102. Ähnlich erfolgreich ist aus Friedens Sicht die Entwicklung bei den Schulen. 4,1 Millionen Euro Investitionen stehen seit 2008 in der Bilanz der Stadt. In Friedens Amtszeit haben verbandsgemeindeweit drei Schulen ein Ganztagsangebot bekommen. Insgesamt hat die VG fünf Ganztagsschulen. Auch die Sanierung des Hauses der Jugend verbuche er als Erfolg in dem Bereich Jugend.

Frieden: „In dem Bereich ist enorm viel passiert.“ Er habe sich von Anfang an die Entwicklung einer kinder- und familienfreundlichen Stadt auf die Fahnen geschrieben. Das habe er auch eingehalten. Und trotz der hohen Investitionen in seiner Amtszeit sei die Verschuldung der Stadt Konz stabil geblieben, betont Frieden.

Stadtentwicklung Frieden schätzt sich glücklich, dass Konz in den vergangenen sieben Jahren von den Programmen Soziale Stadt und Aktives Stadtzentrum profitiert hat. Den mehrjährigen millionenschweren Ausbau der Bahnhofstraße hebt er hervor. „Das ist ein Projekt, in das ich persönlich größten Ehrgeiz und viel Zeit gesteckt habe“, sagt Frieden. Auch der Neubau des Seniorenheims in Karthaus sei ihm sehr wichtig gewesen. Diesem seien „harte, langwierige Verhandlungen“ mit dem Kreis sowie dem Kreis- und Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes vorausgegangen. Nun sei der Standort gesichert. „Konz bleibt DRK-Hauptstadt im Kreis Trier-Saarburg“, sagt Frieden.

Auch die Innenstadt sieht der Noch-Bürgermeister auf einem guten Weg. Es gebe zwar Fluktuation im Gewerbe, aber kaum noch Leerstände. Eine Niederlage musste er aber beim Saar-Mosel-Zentrum einstecken. Eigentlich wollte er dort zusammen mit Hans-Jürgen Lichter, dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung, ein großes Einkaufszentrum realisieren. Die Stiftung entließ Lichter jedoch fristlos mit der Begründung, dass kein Vertrauen in ihn mehr da sei.

Im Rückblick sagt Frieden, dass das Konzer Projekt zum Kollateralschaden interner Streitigkeiten bei der Günther-und-Käthi-Reh-Stiftung geworden sei. Friedens Verwaltung fand jedenfalls mit dem örtlichen Unternehmer Hans Wacht schnell einen neuen Investor samt neuem Konzept. So entstand das Medizinische Versorgungszentrum am Koksijder Platz. Alles habe sich zum Guten gewendet, sagt Frieden heute: „Was jetzt da ist, das funktioniert. Das ist ein Gewinn für alle.“

Pläne für die Zukunft Im Gemeinde- und Städtebund (GStB) kommt auf den Nitteler viel Arbeit zu. So müsse er sich direkt am Anfang um eine Neuregelung des Holzverkaufs kümmern, weil die Kartellbehörden die bisherige Zusammenarbeit der Kommunen mit dem Land angeprangert haben. Frieden versichert, dass er beim GStB seine Heimat-VG immer fest im Blick haben wolle. Bei allem zu erwartendem Stress verspricht er sich vom neuen Posten geregelte Arbeitszeiten. Als Bürgermeister sei er sieben Tage die Woche im Einsatz gewesen. „Ich hoffe, dass die Familie mich jetzt öfter sieht“, sagt Frieden mit Blick auf möglicherweise freie Wochenenden. Seine Frau hoffe das auch – trotz des Dienstsitzes in Mainz. Sie habe bei der Entscheidung, den Job zu wechseln, eine wichtige Rolle gespielt, sagt der zweifache Vater erwachsener Kinder. Genauso wie sein Enkel Gustav.

Karl-Heinz Frieden wird am heutigen Donnerstag ab 17 Uhr bei einer gemeinsamen Sitzung des Stadt- und Verbandsgemeinderats im Kloster Karthaus offiziell verabschiedet, bevor sein Nachfolger Joachim Weber (CDU) ins Amt eingeführt wird.

Gutes Miteinander und eine Lektion

Die Vorsitzenden der Fraktionen im Verbandsgemeinderat sagen Tschüss

Josef Weirich (CDU): „Karl-Heinz Frieden hat die Tradition prägender Bürgermeister in Konz fortgesetzt und erfolgreich an der Weiterentwicklung von Stadt und Verbandsgemeinde gearbeitet. Die Zusammenarbeit mit unserem Bürgermeister war vertrauensvoll und gut, wir haben die Politik im Rathaus grundsätzlich positiv, aber im Stile einer souveränen Ratsfraktion kritisch begleitet. Wir bedanken uns bei Herrn Frieden für das gute Miteinander und erhoffen uns von seiner neuen Tätigkeit starken Rückenwind im Interesse unserer Gemeinden.“

Peter Lauterborn (SPD): „Wir, die SPD-Fraktion, schauen auf eine ganze Amtsperiode und ein weiteres Jahr Amtszeit von Karl-Heinz Frieden zurück und stellen fest: Die Erwartungen, die wir in ihn gesetzt haben, sind nicht ganz erfüllt worden. Sagen wir es so: Manche Menschen treten in dein Leben wie ein Segen, andere wiederum wie eine Lektion. Wir versuchen, aus der Lektion unsere Schlüsse zu ziehen.“

Detlef Müller-Greis (FWG): „Auf der politischen Ebene hat die Zusammenarbeit des Verbandsgemeinderates mit Karl-Heinz Frieden in seiner Amtszeit insgesamt gut funktioniert. Das Zusammenspiel von Bürgermeister, Beigeordnetem und Rat hat die Verbandsgemeinde weiterentwickelt. Wir wünschen ihm in seiner neuen Position eine glückliche Hand und weise Ratgeber.“

Sascha Gottschalk (Bündnis 90/Die Grünen): „Von Karl-Heinz Friedens Amtszeit wird wenig in Erinnerung bleiben. Seine Einstellung, kommunale Liegenschaften nach einer Nutzungszeit von 50 Jahren durch Neubauten ersetzen zu wollen, lässt auf die Dauerhaftigkeit dessen schließen, was in seiner Zeit entstand. Ich wünsche ihm gutes Gelingen im neuen Amt, hoffentlich mit Ideen, die zur nachhaltigen Verbesserung der Situation in rheinland-pfälzischen Kommunen führen.“

Franz Görtz (FDP): „Auf den Errungenschaften seines Vorgängers Winfried Manns aufbauend hat sich unter Karl-Heinz Frieden vieles zum Besseren gewendet, was auch seine Handschrift trägt. Das ist sein Verdienst.“

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