Die alte Dampflok ist gerettet

Konz · Jahrelang hat die Restaurierung der Konzer Museumslok nicht richtig Fahrt aufgenommen. Doch inzwischen hat der Verein Dampflokfreunde Konz die Abfahrt geschafft: Läuft alles glatt, wird das Technikdenkmal Mitte dieses Jahres unter seinem neuen Dach an der Bahnhofstraße stehen.

 Noch alles in Grün: Schlossermeister Thomas Repplinger (links) und Vorsitzender Winfried Manns am restaurierten Fahrwerk der Museumslok. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Noch alles in Grün: Schlossermeister Thomas Repplinger (links) und Vorsitzender Winfried Manns am restaurierten Fahrwerk der Museumslok. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp (f.k.) ("TV-Upload Knopp"

Konz. "Alle Mann an ein paar Wochenenden angepackt - und mit Hau-Ruck haben wird das alte Stück wieder in Schuss!" Nach diesem Motto legte im Mai 2013 der noch junge Verein der Dampflokfreunde Konz los. Doch dann folgte die Ernüchterung: Nach rund 40 Jahren Standzeit an der Schillerbrücke hatten Witterung und Vandalismus dem Technikveteran schlimmer zugesetzt, als es der erste Blick vermuten ließ. Im Prinzip war die Personenzugtenderlok der Reihe 64 nur noch ein Haufen Schrott.Erinnerung an Eisenbahnstadt

Seinen letzten Schnaufer im aktiven Dienst hatte das Dampfross 1974 beim Bahnbetriebswerk Weiden in der Oberpfalz getan. Danach erinnerte es als Denkmal an die Geschichte der Eisenbahnstadt Konz. Bei der 2014 begonnenen Neugestaltung der Konzer Bahnhofstraße wurde das Denkmal nach einem Stadtratsbeschluss in die Planung einbezogen. Auf einem eigens verlegten Gleisstück sollte die alte Lok die heutigen Bahnreisenden daran erinnern, dass der Schienenverkehr früher nicht fast staubfrei und elektrisch ablief.
Den Konzer Dampflokfreunden jedoch fehlte in den vergangenen drei Jahren die Zeit, über die Entwicklung der modernen Bahntechnik nachzusinnen. Sie hatten genug mit dem alten Dampfross zu kämpfen. Doch der Verein stand nicht auf einsamen Posten. Zunächst reinigten städtische Mitarbeiter die Lok und zerlegten sie Stück für Stück. Mit Sponsorenhilfe gelang es, die Komponenten der Maschine zur Aufbereitung an verschiedene Orte zu transportieren. Die schwersten Teile - Fahrwerk, Kessel, zwei große Wasserkästen und zwei Dampfzylinderbüchsen - wanderten in die Konzer Brückenmeisterei der DB Netz AG. Das vom Rost zerfressene Führerhaus ging zur Konzer Metallbaufirma Herz. Dort stellte sich heraus, dass die Reparatur des Gehäuses zwecklos war - so blieb nur die Vermessung und Dokumentation der Führerhausreste.

Auf dieser Grundlage konnte eine originalgetreue Kopie erstellt werden. Kleinere Komponenten wie die für Dampfloks typischen Kuppelstangen wurden zunächst sicher gelagert, um keine Schrottfreunde anzulocken.
Inzwischen macht die Restaurierung deutliche Fortschritte. In einer Halle der Brückenmeisterei zeigen Dampflokfreunde-Vorsitzender Winfried Manns und der eigens vom Verein engagierte Schlossermeister Thomas Repplinger die schon fast fertig wiederhergestellten Hauptkomponenten. Dazu zählen Fahrwerk, Kessel und Zylinderbüchsen. Derzeit präsentieren sich diese Teile noch in grüner Grundierung, bevor sie demnächst wieder in Rot und Schwarz lackiert werden. Das rekonstruierte Führerhaus wartet noch an anderer Stelle, die Abdeckbleche für den Kessel liegen bereit.

Die Hauptarbeit leistet Thomas Repplinger. "Der Teufel steckt meist im Detail. So habe ich drei Tage gebraucht, nur um die Fensterrahmen für das Führerhaus zu bauen", sagt der Schlosser. Dampfloks seien für ihn früher übrigens eine ferne Welt gewesen - sein Tätigkeitsfeld war zuletzt eine Achterbahn im Vergnügungspark Gondorf.
Manns: "Das Projekt wird gut 200 000 Euro kosten, wobei die Überdachung an der Bahnhofsstraße aber schon eingeschlossen ist." Das Gros sei durch Sponsoren, durch zahlreiche Einzelspenden und durch eine Förderung aus dem EU-Leaderprogramm zusammengekommen.

Manns ist zuversichtlich, dass die voll restaurierte Museumslok schon Mitte dieses Jahres an ihrem neuen Platz auf der Konzer Bahnhofstraße stehen wird. Ob sie "im Stück" per Schwertransport dorthin gelangt, oder in Einzelteilen montiert wird, sei noch nicht entschieden.Extra

Die Baureihe 64 war Anfang der 20er Jahre vom Reichseisenbahnamt als universal einsetzbare Personenzugmaschine geplant worden. Ihre maximale Höchstgeschwindigkeit von 90 Kilometern pro Stunde machte sie schnell genug für Fahrten auf Hauptstrecken. Ihr kurzer Radstand erlaubte ihren Einsatz auf kurvenreichen Nebenstrecken. Die Lok konnte sowohl in Vorwärts- wie Rückwärtsfahrt das maximale Tempo erreichen, weil auf Nebenstrecken meist keine Wendemöglichkeit (Drehscheibe) vorhanden war. 1926 ging die erste 64er in Dienst. Bis 1940 wurden 520 Einheiten gebaut. Wichtigste Daten: 12,50 Meter Länge, 4,60 Meter hoch, Dienstgewicht (mit Wasser und Kohle) 58 Tonnen, neun Kubikmeter Wasservorrat, drei Tonnen Kohle, 1044 PS Leistung aus zwei Zylindern bei 14 Bar Kesseldruck. Wegen ihres runden, gedrungenen Führerhausdachs erhielt die Lok den Spitznamen Bubikopf - nach einer Damenfrisur der 20er Jahre. f.k.

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