Die Jugendherberge in Saarburg fehlt den Geschäftsleuten

Saarburg · Die Jugendherberge in Saarburg ist seit März geschlossen. Die 100 Betten weniger machen sich in der Stadt bemerkbar. Beim Sessellift, der Sommerrodelbahn und in der Gastronomie fehlen insbesondere die Schulklassen, die dort übernachtet haben. Das Deutsche Jugendherbergswerk möchte an Saarburg als Standort festhalten und sucht seit Monaten nach einer Lösung.

 Beste Lage mit schöner Aussicht: die Saarburger Jugendherberge auf dem Bottelter Berg (linker Bildrand). TV-Foto: Alexander Schumitz

Beste Lage mit schöner Aussicht: die Saarburger Jugendherberge auf dem Bottelter Berg (linker Bildrand). TV-Foto: Alexander Schumitz

Foto: (h_sab )

Heimlich, still und leise hat sich die Saarburger Jugendherberge (JH) verabschiedet. Statt nach der Winterpause Anfang März zu öffnen, hieß es auf einem Aushang: "Die Jugendherberge Saarburg musste wegen brandschutztechnischer Auflagen bis auf weiteres geschlossen werden." Noch immer steht das Haus mit 102 Betten und 12 000 Gästen pro Saison leer.

Das sagt das Jugendherbergswerk: Jessica Braun, Marketingleiterin des Landesverbands Jugendherbergen Rheinland-Pfalz/Saarland, versichert: "Es ist unser Bestreben, dass Saarburg weiterhin Jugendherbergsstandort ist, sofern sich dies realisieren lässt." Das Jugendherbergswerk sei mit Stadtbürgermeister Jürgen Dixius im Gespräch, um im Einvernehmen zu Lösungen zu kommen. Konkretes sagt Braun nicht. Eine Renovierung oder ein Neubau an alter Stelle scheint jedoch angesichts der Debatte, ob Flüchtlinge im alten JH-Gebäude untergebracht werden (siehe Extra), nicht infrage zu kommen. Ein Umzug in eine Kaserne in Beurig? Braun entgegnet, man wolle sich nicht in den Bereich der Mutmaßungen begeben. Es brauche viele Gespräche und intensive Überlegungen, um ans Ziel zu gelangen. Daran würde gearbeitet. Im März hatte DJH-Sprecherin Braun bereits erklärt, dass die fehlenden Brandschutzauflagen nur der Anlass waren, das Saarburger Haus zu schließen. Tatsächlich seien schon länger Überlegungen im Gange gewesen, wie es mit der Jugendherberge weitergehe.

Das sagt der Gewerbeverband: Michael Braunshausen, Vorsitzender des Saarburger Gewerbeverbands, kann nicht verstehen, wieso man sich mit der Zukunftsfrage so viel Zeit lässt. "Wieso lässt man so was so lange schleifen, bis es heißt: Man muss das Haus wegen fehlendem Brandschutz schließen? Mit Blick auf Leuk und Saar ist das doch ein sehr reizvoller Standort, schöner kann man es nicht haben!" Den Verbandsmitgliedern habe es gar nicht geschmeckt, als sie mitbekommen hätten, dass da wieder ein Stück Saarburg weggebrochen sei. "Das merken wir alle in der Stadt, Geschäftsleute haben sich schon beklagt."

Das sagen Gewerbetreibende: Stefan Müller-Hamann, Inhaber eines Modehauses, gibt zu bedenken, dass gleichzeitig zur JH auch das Pfarrheim und die Kita St. Laurentius geschlossen wurden. Er sagt: "Ein Riesenverlust! Das sind 100 Passanten weniger pro Tag." Und das bedeutet: 100 potenzielle Schaufenstergucker und eventuelle Kunden weniger. Bita Mousavi, Inhaberin der Pizzeria Rustica, hat in diesem Jahr die holländischen Schulklassen, die sonst in der JH waren, als Gäste vermisst. Die Saison sei wegen des Wetters trotzdem toll gewesen, sagt sie. Auch andere spüren den Verlust der Jugendherbergsgäste deutlich. Alois Marx, Geschäftsführer der Sesselbahn, sagt: "Wir hatten hier etwa zehn Prozent weniger Gruppen und haben bloß Glück gehabt, dass das Wetter im Sommer so schön war. Seitdem es umgeschlagen ist, merken wir aber ganz schön, dass die Leute aus der Jugendherberge fehlen." Auch Hans Harbers von der Sommerrodelbahn fehlen die Gruppen und Schulklassen. "Der Sommer war trotzdem sehr gut, September und Oktober aber waren noch nie so schlecht wie in diesem Jahr", sagt er. Beziffern kann er den Publikumsrückgang nicht.

Das sagt die Touristikerin: Stefanie Koch von der Saar-Obermosel-Touristik stellt fest: "Die Betten der Jugendherberge fehlen." Die Nachfrage nach Unterkünften sei wegen des guten Wetters hoch gewesen, doch eine entsprechende Steigerung der Zahlen könne es vor diesem Hintergrund nicht geben. Einzelpersonen hätten die Touristiker zwar Pensionen als Alternativen nennen können, den Schulklassen jedoch nicht. "Diese Zielgruppe fehlt", sagt Koch und befürchtet Langzeitfolgen: "Der Multiplikatoreneffekt dieser Gruppe ist weg. Die Kinder haben den Eltern oft gesagt, dass sie wieder nach Saarburg wollen, weil es dort so schön war."
Wie alle Gesprächspartner des TV zu diesem Thema sagt Koch: "Wir würden es sehr begrüßen, wenn es wieder eine Jugendherberge in Saarburg gäbe - und zwar mit Nachdruck!"Extra

Ob tatsächlich Flüchtlinge in der ehemaligen Jugendherberge auf dem Bottelter Berg untergebracht werden, ist offen (der TV berichtete gestern). Die Kreisverwaltung zieht in Betracht, dort etwa 60 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unterzubringen. Thomas Müller, Sprecher des Landkreises, sagt auf TV-Anfrage: "Es gibt Gespräche dazu." Allerdings prüft der Kreis auch 40 weitere Objekte im Hinblick auf die Unterbringung von Asylbewerbern. Müller ergänzt, dass eine einvernehmliche Lösung angestrebt werde. In der vergangenen Saarburger Verbandsgemeinderatssitzung hatte sich Bürgermeister Jürgen Dixius gegen eine Nutzung der JH für Flüchtlinge ausgesprochen. Seine Begründung: "Die Einquartierung von Asylbewerbern in der alten Jugendherberge widerspricht unserem dezentralen Unterbringungskonzept." Das Jugendherbergswerk, dem die Saarburger Jugendherberge samt Grundstück gehört, gibt sich offener. Sprecherin Jessica Braun sagt zur Unterbringung von Flüchtlingen: "Da das Gebäude leer steht, gibt es gegen eine eventuelle Nutzung von unserer Seite keine Einwände." mai

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort