Eine langjährige (Fähr)bindung - Wasserbilliger und Oberbilliger feiern 50. Geburtstag ihrer Sankta Maria

Oberbillig/Wasserbillig · Doppeljubiläum an der Obermosel: Wasserbillig und Oberbillig sind 1816 getrennt worden. Ein Teil fiel an die Niederlande, der zweite an Preußen. Doch die Gemeinden sind immer eng miteinander verbunden geblieben. Ein Grund dafür: die gemeinsame Fähre Sankta Maria. Deren 50. Geburtstag ist am Samstag.

"Ich habe als Siebenjähriger am Ufer gestanden und gesehen, wie die Sankta Maria in Betrieb gegangen ist", sagt Gust Stefanetti 50 Jahre später im Gespräch mit dem TV. Der Bürgermeister von Mertert-Wasserbillig steht vermutlich wie kein anderer Politiker für die enge Verbindung zwischen Deutschland und Luxemburg. Seine Mutter kommt aus dem deutschen Oberbillig, sein Vater aus dem luxemburgischen Wasserbillig. Wären Stefanettis Eltern vor 200 Jahren geboren worden, stammten sie noch aus ein und derselben Gemeinde. Denn bis 1816 gab es nur ein Billig an der Obermosel: Wasserbillig.

Oberbillig war ein Ortsteil. Erst im Zuge von Grenzverhandlungen zwischen Preußen und dem Königreich der Vereinigten Niederlanden nach dem Wiener Kongress werden die Orte getrennt.

Ab dem 7. Oktober 1816 gehörte Oberbillig zu Preußen, Wasserbillig zu den Niederlanden. 200 Jahre später liegt der eine Ort in Luxemburg, der andere in Deutschland.

"Die Politik hat uns getrennt, die Menschen diesseits und jenseits der Mosel haben ihre guten Beziehungen trotzdem gepflegt", sagt Stefanetti. Diese Aussage gilt für ihn auch bezogen auf die deutschen Nachbarn jenseits der Sauer auf der anderen Seite von Wasserbillig. "Wir sind auf eine besondere Art verbunden", sagt der Oberbilliger Ortsbürgermeister Andreas Beiling. "Das feiern wir am Samstag."

Vordergründig geht es um den 50. Geburtstag der Fähre Sankta Maria. Hintergründig geht es um die einzigartige gemeinsame Geschichte der beiden Orte. Das Programm beginnt um 15 Uhr in Wasserbillig auf der Spatz (Spitze) an der Sauermündung. Später geht es weiter nach Oberbillig. Die Veranstaltung ist der Auftakt für eine ganze Veranstaltungsreihe zum 200-jährigen Trennungsjubiläum (siehe Extra). Die Schirmherrschaft hat passenderweise Ex-EU-Kommissionspräsident Jacques Santer, ein gebürtiger Wasserbilliger, übernommen.

"Die Trennung war eigentlich kein freudiges Ereignis", sagt Kurt Scheuer vom Heimat- und Verkehrsverein Oberbillig. Er hat historische Zollhäuschen für die Feierlichkeiten entworfen. Schreiner Pascal Faber aus Wasserbillig hat sie nachgebaut.

Die Häuschen werden samt passender Schilder, Schranken und lebensgroßer Pappsoldaten an den Fähranlegern auf beiden Seiten der Mosel aufgebaut. Das preußische Ortsschild sieht historisch korrekt schwarz-weiß mit altdeutscher Schrift sehr aufgeräumt aus. Das niederländische Schild wirkt in den Landesfarben Rot, Weiß und Blau etwas verspielter. Während die Zollhäuschen Symbole für die unfreiwillige Trennung vor 200 Jahren sind, bleibt die Fähre Sankta Maria das Symbol des grenzübergreifenden Zusammenhalts.

Eigentlich sollte am Samstag schon die neue Elektrofähre feierlich in Betrieb genommen werden (der TV berichtete). Doch der Planungsprozess für das Boot war laut dem Oberbilliger Ortsbürgermeister Beiling komplizierter als erahnt. "Hoffentlich können wir noch vor den Sommerferien eine Werft mit dem Bau der Fähre beauftragen", sagt er im Gespräch mit dem TV. Beiling muss sich am Samstag vorerst damit zufriedengeben, einen neuen Fährvertrag mit seinem luxemburgischen Amtskollegen Stefanetti zu unterzeichnen.Extra: Programm

Am Samstag, 30. April, geht es um 15 Uhr "Op der Spatz" (an der Spitze, der Sauermündung) in Wasserbillig los. Dort wird ein Freiheitsbaum mit Jakobinermütze errichtet, ein Siegeszeichen der Französischen Revolution. Später geht es zum Pontekoop in Wasserbillig - Ponte (Hilfsfbrücke) wird die Fähre genannt, Koop (Kopf) steht für den Anleger. Dort wird der Schlagbaum am historischen Zollhäuschen eröffnet, das extra für das Jubiläum aufgebaut wird. Mit der Sankta Maria geht es dann über die Mosel nach Oberbillig. Um 16.30 Uhr wird dort der Maibaum aufgerichtet, später wird der neue Fährvertrag unterschrieben. Der Musikverein Fanfare und der Gesangverein Concordia aus Oberbillig sowie der Männerchor Sängerbond Museldall aus Wasserbillig sind mit dabei.
Weitere Veranstaltungen im Somme: Der Heimat- und Verkehrsverein Oberbillig bereitet eine Ausstellung im Pieterhaus vor. Laienschauspieler aus Oberbillig, Mertert und Wasserbillig führen am 23. und 24. Juli ein Theaterstück in der Sporthalle von Wasserbillig auf. Jos Scheuer aus Mertert hat das historische Stück geschrieben. Ein Gemeinschaftskonzert mit den Musikvereinen aus beiden Orten steht im Dezember an. Abgeschlossen wird das Festjahr am 30. April 2017: Wenn alles gut geht, die neue Fähre in Betrieb genommen. Der Wasserbilliger Ortsbürgermeister Gust Stefanetti verspricht: "Das wird ein riesiges Fest geben." cmk

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