Transport Großer Tag für beide Obermosel-Seiten

Oberbillig/Mertert-Wasserbillig · Im zweiten Versuch klappt’s: Erbgroßherzog Guillaume von Luxemburg tauft die Fähre Sankta Maria II.

 Nach der Taufe pendelt die Sankta Maria II zwischen Oberbillig und Wasserbillig links der Mosel. Hinten die Princesse Marie-Astrid. TV-Fotos (2): Friedhelm Knopp

Nach der Taufe pendelt die Sankta Maria II zwischen Oberbillig und Wasserbillig links der Mosel. Hinten die Princesse Marie-Astrid. TV-Fotos (2): Friedhelm Knopp

Foto: (h_ko )

Oberbillig/Mertert-Wasserbillig Das schneeweiße Taufkind ist 28 Meter lang und 8,60 Meter breit, befördert maximal 45 Personen und sechs Autos, gleitet mit seinen vier Elektromotoren lautlos über das Wasser und kostet 1,7 Millionen Euro. Nach Jahren der politischen Willensbildung und Planung ist die neue Fähre der Obermoselgemeinden Oberbillig und Mertert-Wasserbillig/Luxemburg Wirklichkeit geworden. Am 10. Dezember soll sie den regulären Dienst aufnehmen, und nun hat sie offiziell ihren Namen. In Anlehnung an die noch aktive Vorgängerin heißt das Elektroschiff ab sofort Sankta Maria II. Getauft hat es am Samstag seine Königliche Hoheit, Erbgroßherzog Guillaume von Luxemburg.
Vom eigentlichen Taufakt, bei dem der Erbgroßherzog eine Sektflasche - natürlich Elbling - gegen die Innenbordreling schleudert, bekommen nur die wenigsten von einigen Tausend Festbesuchern an den beiden Moselufern etwas mit. Selbst wer es bis aufs Schiff geschafft hat, sieht wenig, so dicht ist das Gedränge. Kurz nach 11 Uhr überreicht der Oberbilliger Ortsbürgermeister Andreas Beiling die an eine Fähnchenleine gebundene Flasche an den Thronfolger. Der schleudert sie nach dem Taufspruch mit Wucht gegen die Reling - doch die Flasche prallt ab. Erst der zweite Wurf auf engstem Raum gelingt. Splitter, schäumender Sekt und Beifall. Doch unter alten Fahrensleuten gilt eine Schiffstaufe mit zwei "Anläufen" eigentlich als schlechtes Omen. Aber zum Glück muss die Sankta Maria II ja nicht die hohe See durchpflügen. Und auch die unmittelbar zuvor von Diakon Martin Nober vorgenommene Segnung des Schiffs mit dem gemeinsamen Gebet der deutschen und luxemburgischen Ehrengäste sollte zur allzeit guten Fahrt beitragen. Nober: "Zwei Orte und zwei Länder haben sich zum Bau dieser Fähre zusammengeschlossen. Gott segne dieses Schiff, die Menschen, die es nutzen und die auf ihm arbeiten."
Ein kurzer Taufakt, aber ein Riesenspektakel auf beiden Uferseiten. Schon gegen 10 Uhr sammeln sich am Oberbilliger Fähranlieger unter regengrauem Himmel die ersten Zuschauer. Dazu die örtlichen Feuerwehren aus der Verbandsgemeinde Konz. Sie werden später mit Wasserkanonen zum Empfang der neuen Fähre für ein nasses Spektakel sorgen. Auch die Kameraden auf der Wasserbilliger Seite bringen ihr Gerät in Stellung, während sich die Uferpromenade dort zusehends mit Besuchern füllt.
Pendelverkehr mit Ehrengästen betreibt derweil die alte Sankta Maria. Der Oberbilliger Gemeinderat fährt zum anderen Ufer, empfängt dort die luxemburgischen Ehrengäste. Dann geht es gemeinsam zurück zum Taufakt.
Vom Oberbilliger Anleger wandern die Blicke dann moselaufwärts. Gleich muss das neue Schiff hinter der Kurve erscheinen - doch es erscheint zunächst nur fröhlich tutend ein etwas angerosteter Motorfrachter, dessen Kapitän sich wohl über das ungewohnte Aufgebot freut. Ihm folgt die Sankta Maria II und strebt der Stelle ihrer Taufe entgegen. Die Begrüßungs-Wasserfahnen der Feuer sorgen dabei dank der Windverhältnisse für leichten Aufruhr unter den Zuschauer. Motto: "Kein Regen, aber doch nass dank Feuerwehr ..."
Begeisterung auch am Wasserbilliger Ufer, als dort die neue Fähre nach der Taufe mit den Ehrengästen anlegt. Auf sie wartet ein Festakt auf der an der Promenade vertäuten Princesse Marie-Astrid. Die Rednerliste ist lang. Grußworte sprechen der Bürgermeister der Gemeinde Mertert-Wasserbillig, Jerome Laurent, der besonders das Engagement seines Vorgängers Gust Stefanetti hervorhebt. Grüße von Ministerpräsidentin Malu Dreyer überbringt Staatssekretärin Heike Raab. Es folgen technische Erläuterungen durch Thomas Kühmstedt, Geschäftsführer der Erbauerwerft Formstaal. Für die Verbandsgemeinde Konz spricht Bürgermeister Karl-Heinz Frieden, für Luxemburg Staatssekretär Camille Gira und Jacques Santer, ehemaliger Präsident der EU-Kommission und Ehrenstaatsminister. Ein Grundgedanke zieht sich wie ein roter Faden durch die Reden: Mit dieser Fähre haben wir ein verbindendes Symbol geschaffen in einem Europa, in dem leider einzelne Staaten wieder beginnen, Mauern zu errichten. Musikalisch umrahmt wird die Feier von den MV Harmonie Wasserbillig und Fanfare Oberbillig, dem Chorale Municipale Sängerbond Museldall Waasserbelleg und dem GV Concordia Oberbillig.
Mehr Bilder: volksfreund.de/fotos
Extra: EIN E-SCHIFF UND KEIN SOLARSCHIFF

 Selbstverständlich mit Elbling: Guillaume (rechts) schreitet zur Taufe.

Selbstverständlich mit Elbling: Guillaume (rechts) schreitet zur Taufe.

Foto: (h_ko )


Am Fähranleger spricht der TV mit Claudia Thein und Elfriede Burg aus Oberbillig. "Wir waren heute früh die ersten Fahrgäste des neuen Schiffs und haben es mit Girlanden geschmückt", erklären sie. Eine tolle Fähre sei das geworden. Sie sehe gut aus, habe viel Platz und sei leise. Überhaupt dieser E-Antrieb: Fast jeder in Oberbillig begrüßt die Technik wegen ihrer Lautlosigkeit und der fehlenden Diesel-Abgasfahne. 14 000 Liter Diesel spart das Schiff im Jahr ein. Auch die beiden Fährleute Dieter Feldmann und Martin Schneider haben sich mit der neuen Technik schon angefreundet. "Das Schiff fährt einwandfrei, und auch die Aufladung an der Ladestation funktioniert bestens", sagt Feldmann, während er mit zwei Fingern am winzigen Lenkhebel das Ziel anstrebt. Etwas nachdenklich fügt er hinzu: "Alle vergleichen die neue Fähre nur mit dem alten Schiff. Dabei vergessen viele, dass die alte Sankta Maria vor 50 Jahren auch mal eins der modernsten Flussschiffe war." Jeden Abend muss die Sankta Maria II an ihre Ladestation, weil sie eben kein Solarschiff ist, sondern ein batteriebtriebenes E-Schiff. Immer wieder wird dies falsch wiedergegeben und berichtet.

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