Musik Klänge wie auf dem Silbertablett

Konz · Farben- und ideenreich: Das Novalis Bläserquintett begeistert im Kloster Konz-Karthaus.

 Das Novalis-Bläserquintett (von links): Barbara Görgen-Mahler, Oboe, Michael Klink, Horn, Gertrud Pazen, Flöte, Annette Rohland, Fagott, und Ulrich Junk an der Klarinette.

Das Novalis-Bläserquintett (von links): Barbara Görgen-Mahler, Oboe, Michael Klink, Horn, Gertrud Pazen, Flöte, Annette Rohland, Fagott, und Ulrich Junk an der Klarinette.

Foto: TV/Martin Möller

Die Stadt an Saar und Mosel hat Glück mit ihren Musik-Matineen. Vor gut zwei Wochen hatte das UBI-Trio die Besucher im Festsaal Karthaus begeistert. Jetzt kam das Novalis-Bläserquintett ins ehemalige Kloster. Und bestach vor rund 60 Besuchern mit einem ideenreichen Programm und ausgefeilten Interpretationen.

Flötistin Gertrud Pazen, Barbara Görgen-Mahler, Oboe, Ulrich Junk, Klarinette, Annette Rohland, Fagott, und Hornist Michael Klink – sie hatten für den ersten Teil des Konzerts in die Archive gegriffen und Musik von erstaunlich hoher Qualität entdeckt.

Gabriel Pierné, Paul Taffanel, Adolphe Deslandres und die Komponistin Hedwige Chrétien wurden geboren zwischen 1840 und 1863. Sie kamen gemeinsam aus einer Generation und waren von derselben Idee beseelt: dem grassierenden Wagner-Kult einen anderen, einen französischen Stil gegenüberzustellen, heiter, südländisch beschwingt, frei von Verbissenheit und Akademismus und geprägt von sanfter Lyrik.

Die Kompositionen, die das Bläserquintett unter den kulturhistorischen Begriff der „Belle Époque“ zusammenfasst, glänzen mit einem erstaunlichen Stimmungsreichtum. Es war die Musik jener friedlichen Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, die gerade in Frankreich eine Zeit ausgeprägter Kreativität war.

Für solche Kompositionen ist die Bläserbesetzung ideal. Die fehlende Beweglichkeit gegenüber einem Streicher-Ensemble gleichen die Bläser aus durch einen enormen Reichtum an Klangfarben. Zudem modellieren die Novalis-Interpreten die Strukturen der Musik heraus, heben führende und begleitende Stimmen voneinander ab und geben dem Gesamtklang eine beeindruckende Transparenz mit.

Nichts bei diesem Ensemble klingt dumpf, massiv, lautstark, gewaltsam. Im sonnenhellen Festsaal kultiviert es eine ansteckende Leichtigkeit. Man hört und staunt.

Mit einem Quintett von Antonin Reicha (1770-1832) bewegten die sich die Novalis-Bläser dann in unmittelbarer Nähe zur Wiener Klassik. Und überzeugten auch auf diesem Feld.

Sie beherrschen die charakteristisch klassische Balance zwischen Einfallsreichtum und formaler Ordnung perfekt. Und im Finale mit seinen heiklen Einwürfen präsentieren sie die zahlreichen Schönheiten dieser Musik wie auf dem Silbertablett. Reicha, obwohl Leiter des Pariser Konservatoriums und trotz seiner böhmischen Herkunft einer der angesehensten Musiker Frankreichs, zählt heute nicht mehr zu den ganz großen Komponisten. Da überrascht, wie sicher und einfallsreich er komponierte. Auch in der zweiten Reihe wurde um 1800 exzellente Musik geschrieben.

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