Gesundheit Trier bekommt Hebammenzentrale – Hilfe für Eltern mit Babys startet im Januar

Trier/Konz · Nach mehreren Monaten des Wartens ist der Förderbescheid des Landes da. Die neue Einrichtung für werdende und junge Mütter sowie Väter öffnet in Kürze. Allerdings fehlen noch Räume für die Beratungsstelle.

 Die neue Hebammenzentrale soll mit dafür sorgen, dass es den Neugeborenen in Trier und Trier-Saarburg gut geht.

Die neue Hebammenzentrale soll mit dafür sorgen, dass es den Neugeborenen in Trier und Trier-Saarburg gut geht.

Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Claudia Heltemes klingt überrascht, als sie erfährt, dass es endlich so weit ist. Monatelang hat sie darauf gewartet, jetzt ist der Förderbescheid für die Hebammenzentrale für Trier und den Kreis Trier-Saarburg da. Das Land Rheinland-Pfalz hat endlich, wie schon im September versprochen, das in der Region Trier heiß ersehnte Geld freigegeben. Konkret geht es um 75 000 Euro, die über drei Jahre verteilt aus Mainz nach Trier fließen. Zusammen mit jährlich jeweils rund 10 500 Euro aus der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg kommen von Januar 2019 bis Ende Dezember 2021 insgesamt dreimal 46 000 Euro zusammen. Damit will Pro Familia als privater Träger eine Hebammenzentrale für Trier und Trier-Saarburg betreiben und dem Mangel an Geburtshelferinnen entgegenwirken.

Mit dem Geld sollen nicht nur Räume angemietet, Infomaterial erstellt sowie Computer und Bürozubehör gekauft werden, sondern auch eine Hebamme halbtags und eine Minijob-Stelle finanziert werden. Diese beiden Kräfte sollen die Speerspitze im Kampf gegen den in der Region Trier grassierenden Hebammenmangel werden. Noch ist allerdings nicht klar, wo sie unterkommen. Nachdem das Land das Fördergeld zwar versprochen hatte, aber in der Folge nichts weiter passierte, konnte Pro Familia das fertige Konzept nicht weiter umsetzen. Während in Mainz noch Details zum Förderzeitraum und zur Förderhöhe geklärt werden mussten, haben sich Claudia Heltemes und ihr Team auf andere wichtige Projekte konzentriert. Nun müssen sie unter anderem  noch Räume für die neue Zentrale finden.

Auch die Hebamme, die künftig vier Tage pro Woche in der Zentrale arbeiten soll, müsse ihren Arbeitsvertrag noch unterschreiben, sagt Heltemes. Dieser soll aber schon ab Januar anlaufen wie das gesamte Projekt.  Deshalb muss alles schnell gehen. Heltemes geht davon aus, dass auch im Januar noch Vorbereitungen notwendig sein werden. Es gebe zum Beispiel vorerst keine Telefonnummer, keine Internetseite und auch kein Info-Material. All das müsse noch organisiert werden. Vorerst empfiehlt Heltemes allen Eltern, die Beratung suchen, bei Pro Familia unter Telefon 0651/46302120 nach Hilfe zu fragen.

Zu den zahlreichen Aufgaben kommt hinzu, dass der von der Stadt Trier und dem Kreis Trier-Saarburg finanzierte Hebammennotdienst nur noch nächste Woche in Trier besetzt ist. Die Finanzierung läuft zum Jahresende aus. Die Räume in Konz, die vor zwei Jahren geöffnet wurden, haben die Hebammen schon wieder geräumt. Schließlich wird die Hebammenzentrale den Notdienst ersetzen, denn dort sollen auch Sprechstunden angeboten werden.

Ute Bösen, Vorsitzende des Hebammenverbands für die Region Trier, freut sich trotz der großen Aufgaben, die kurz vor Weihnachten und zwischen den Jahren noch zu bewältigen sind. Der Verband hatte die Einrichtung der Zentrale angeregt, um gegen den Hebammenmangel in der Region vorzugehen. Nach einer vom TV moderierten Fachtagung des Kreises Trier-Saarburg und der Stadt Trier Ende August 2017 war die Zentrale neben einem runden Tisch, der seitdem regelmäßig zusammenkommt, das wichtigste Ziel. Die Hebammen hatten dabei von Anfang an die Kombination eines Notdienstes mit der Vermittlungsfunktion einer Zentrale im Kopf.

Bösen sagt: „Den Hebammennotstand können wir nicht beheben, aber wir können die Kräfte besser koordinieren.“ Dazu wird aus Bösens Sicht auch das richtige Computerprogramm gebraucht. Der Verband habe deshalb schon Kontakt mit einem Software-Unternehmen hergestellt, mit dem auch die Hebammenzentralen in Köln und Bonn zusammenarbeiten.

Die Trierer Zentrale ist laut der Landesvorsitzenden des Hebammenverbands, Ingrid Mollnar, die erste dieser Art in Rheinland-Pfalz. Sonst gebe es nur lose Zusammenschlüsse von Hebammen. „Das ist ein richtig gutes Konzept für Trier“, sagt sie. „Die Frauen haben jemanden, wo sie sich hinwenden können. Das halte ich für sehr wichtig.“

Wie dringend die Einrichtung der Zentrale ist, belegen aktuelle Zahlen. Obwohl jede Frau, die ein Kind bekommt, laut Gesetz ein Recht auf eine (Nachsorge-)Hebamme hat, haben deutschlandweit 20,2 Prozent der Mütter keine (Studie des Marktforschungsinstituts Skopos, 1000 befragte Mütter).

Offizielle Zahlen gibt es jetzt erstmals aus Trier. Das Klinikum Mutterhaus Mitte meldet in diesem Jahr von Januar bis Mitte Dezember 1493 Geburten mit 1562 Kindern, darunter 67 Zwillinge und einmal Drillinge. Das Klinikum Mutterhaus Ehrang verzeichnet 742 Geburten mit 743 Kindern, darunter einmal Zwillinge.

Im Untersuchungszeitraum November 2017 bis November 2018 hatten 65 Prozent der Eltern im Mutterhaus Mitte eine Nachsorgehebamme. 10 Prozent wünschten keine Hebamme. Für 11 Prozent war keine Hebamme verfügbar, 14 Prozent machen keine Angaben dazu.

Im Klinikum Ehrang konnten von Januar bis November 81 Prozent auf eine Nachsorgehebamme zurückgreifen. 7 Prozent wünschten keine, für weitere 7 Prozent war keine verfügbar. 5 Prozent der Befragten haben dazu keine Angabe gemacht.

Laut der Skopos-Studie finden die meisten Eltern in Rheinland-Pfalz ihre Hebamme über den direkten Bekanntenkreis (18,9 Prozent) oder Internetrecherche (31,58 Prozent). Mehr als 13 Prozent brauchen dazu drei Monate oder länger.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort