Heiraten, wo die Römer gerastet haben: Tawerner Tempelbezirk soll für Touristen attraktiver werden

Tawern/Trier · Mehr Hochzeiten, mehr Touristen und neue Pläne: 2016 wird der Verein Römisches Tawern 20 Jahre alt. Pünktlich zum Jubiläum macht die Trier Tourismus und Marketing GmbH Ernst mit einer engeren Kooperation. So will der Verein die Beliebtheit von Tawern als Ausflugsziel weiter ausbauen.

Tawern/Trier. Der Merkur auf dem Sockel im zentralen Gebäude des römischen Tempelbezirks in Tawern blickt stolz von seinem Podest herunter. Vor ihm liegt das Trierer Tal. Der Tempelbezirk auf dem Metzenberg war in der Antike die letzte Station auf dem Weg nach Trier, der zeitweise zweitgrößten Stadt des römischen Imperiums.

Bei klarem Wetter sind die Konstantinbasilika und der Dom vom Metzenberg gut zu sehen - so nah ist Trier. Früher ging es in Tawern um eine letzte Stärkung, ein Opfer oder ein Gebet für gute Geschäfte und eine sichere Reise. Heute sind die Tawerner sehr stolz auf ihre römische Vergangenheit.

Seit 20 Jahren pflegt der Verein Römisches Tawern das große kulturelle Erbe im Ort. Dazu gehören der Vicus Tabernae, die römische Raststätte im Dorf, und eben der Tempelbezirk auf dem Me tzenberg. Die Anlage wurde Ende der 1980er Jahre unter Leitung des Landesmuseums Trier wiederaufgebaut.Mehr als 8000 Besucher im Jahr


Einer Schätzung von Vereinssprecher Ewald Treinen zufolge schauen sich schon jetzt jährlich etwa 8000 Besucher die Tempelanlage an, die direkt am Jakobs pilgerweg liegt. Und es lohnt sich: Der Vorsitzende des Tawerner Römervereins, Norbert Becker, spricht von der "Wahnsinnssicht nach Trier". Er freut sich darüber, dass jetzt auch die Tourismusexperten aus der Moselstadt darauf aufmerksam geworden sind.

"Die Tawerner haben herausragende Arbeit geleistet - und das ehrenamtlich", sagt Paula Kolz von der Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM). Sie schwärmt von der Tempelanlage und hat ein Konzept für eine Kooperation mit dem Römerverein entworfen. "Wir möchten den Tempel in Tawern mehr in den Fokus der Besucher rücken, weil sie dort sehen können, welche Dimensionen so ein Tempel hatte", sagt sie. Konkret spricht Kolz davon, dass die Tourist-Info künftig für Bustouristen Tagestouren im Paket anbietet, die neben den Welterbestätten in Trier auch die römische Tempelanlage samt Vicus in Tawern berücksichtigen. Der Verein solle dabei seine Selbstständigkeit bewahren. Für Führungen durch den Tempelbezirk seien immer noch Norbert Becker und seine Kollegen zuständig. Kolz lobt besonders, dass die Führer zum Teil auch in römischen Gewändern auftreten.Führung als römischer Soldat


Vereinschef Becker legt selbst auch manchmal eine Rüstung an. Als römischer Tempelwächter tritt er bei Führungen auf. Er sieht noch weiteres Potenzial für Tawern: Während auf der Trierer Porta ohne Erlaubnis der Landesdenkmalpflege nicht mal ein Glas Sekt gereicht werden dürfe, könne der ganze Tawerner Tempelbezirk angemietet werden - unter anderem als Standesamt. "Wir organisieren die Hochzeiten individuell", sagt Becker.
Das Anmieten der Anlage koste, je nachdem, wie sehr der Verein mitanpacken soll, 50 bis 150 Euro. Bei Hochzeiten werde der ganze Tempelbezirk zum Standesamt. Strom und Wasser sind vorhanden, eine neue Toilettenanlage samt Vereinsraum soll noch in diesem Jahr gebaut werden.

Essen und die Getränke müssen die Brautpaare allerdings selbst organisieren. Es habe schon eine Hochzeit mit vier Köchen gegeben, die live vor Ort gekocht haben. Bei einer anderen Trauung habe ein Pärchen aus einem Motorradclub sich das Jawort gegeben, erzählt Becker. Da haben etliche Motorräder vor der Tempelanlage geparkt, die meisten Gäste seien in Leder gekleidet gewesen. "Mir machen die Hochzeiten riesig Spaß", sagt Becker. Da seien alle chic und glücklich. Der Verein helfe da gerne mit - bei Bedarf in voller Römermontur.
Die Vereinsmitglieder haben auch ein Mittel gegen zu viel antike Freizügigkeit: Die Genitalien der Merkurstatue verdecke der Verein meistens, wenn eine Trauung anstehe. Die meisten Brautpaare wünschten sich das. Ein Tuch liege immer bereit.Extra

Laut dem Standesamt im Konzer Rathaus wurden 2015 acht Paare im Tempelbezirk getraut. Wenn es nach Norbert Becker, Vorsitzender des Vereins Römisches Tawern, geht, könnten es mehr werden. Jennifer und Erik Schneider haben ihre Trauung im Tempelbezirk gefeiert. Erik Schneider schwärmt im Gespräch mit dem TV: "Das ist eine sehr schöne Atmosphäre. Wir hatten den ganzen Tag Sonnenschein, und der Blick ist einfach einmalig." 2015 gab es laut der Verwaltung der Verbandsgemeinde Konz insgesamt 109 Trauungen vom Standesamt Konz. 57 waren im Trauzimmer im Rathaus, 33 am Pavillon Clambour im Freilichtmuseum Roscheider Hof, acht in der Tempelanlage in Tawern, sechs im Kloster Karthaus und fünf im Weingut Piedmont (Konz-Filzen). cmk

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