Im Herbst kommt die Elektrofähre zwischen Oberbillig und Wasserbillig

Oberbillig/Mertert-Wasserbillig/Stralsund · Die neue Autofähre zwischen Oberbillig und Mertert-Wasserbillig nimmt auf ihrer Werft an der Ostsee Gestalt an. Die beiden Ortsgemeinden haben sich derweil auf den Namen für das neue Schiff geeinigt.

Oberbillig und Wasserbillig liegen an der deutsch-luxemburgischen Grenze, Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern unmittelbar vor der Insel Rügen. Rund 680 Kilometer Luftlinie trennen diese Orte, doch man steht derzeit ständig in Kontakt.

In einer Werfthalle der Stralsunder Firma Formstaal entsteht im Auftrag der Gemeinden Oberbillig und Mertert-Wasserbillig eine neue Moselfähre, die das rund 50 Jahre alte Vorgängermodell ersetzen wird. Konstruiert hat es das Schiffbau-Ingenieurbüro Buchloh in Unkel/Rhein (der TV berichtete). Der Bauauftrag ging an Formstaal, denn die Werft gilt als Spezialist für elektrisch angetriebene Binnenschiffe. Und elektrisch sollte die Fähre künftig Oberbillig und Wasserbillig verbinden - so lautete 2015 der einstimmige Beschluss beider Gemeinderäte. Entscheidend waren sowohl die Schonung der Umwelt als auch wirtschaftliche Gründe. Zwar ist das mit rund 1,7 Millionen Euro veranschlagte Elektroschiff rund 200 000 Euro teurer als eine Dieselversion, aber - so hoffen die Eigner - dies soll über die Jahre durch erheblich geringere Energiekosten und ebenso geringeren Wartungsaufwand aufgewogen werden.

Nun sehen die beiden Moselorte dem Tag Anfang November entgegen, wenn das neue Hightech-Fahrzeug auf einem Binnenschiff aus dem hohen Norden ankommt und per Schwerlastkran in sein Moselelement gehievt wird.
"Wie es aussieht, können wir den Zeitplan halten", sagt der Oberbilliger Ortsbürgermeister Andreas Beiling auf TV-Anfrage. Und einen Namen habe die neue Fähre auch schon. Beiling: "Beide Orte haben beschlossen, die Tradition der alten Fähre ,Sankta Maria' fortzusetzen und die Nachfolgerin ,Sankta Maria II" zu taufen. Der Taufakt wurde allerdings vom meist trüben November auf den Europatag am 18. Mai 2018 verschoben. Beiling: "Dann planen wir ein richtig großes Fest in beiden Orten."

Was mit der alten Sankta Maria geschieht, ist noch offen. Zunächst, sagt Beiling, bleibe sie am Moselufer vertäut - als Notnagel für den Fall, dass die elektrische Nachfolgerin mit Kinderkrankheiten ausfallen könnte. Es besteht aber kaum Hoffnung, dass ein Interessent das rund 50 Jahre alte, inzwischen sehr störanfällige Dieselschiff übernehmen könnte. Die Ausfälle an Motor, Hydraulik und Elektrik nahmen in den letzten Jahren überhand. Diese Probleme waren letztlich der Grund für den Neubau. Somit dürfte die alte Sankta Maria bald als Schrott dem Schneidbrenner zum Opfer fallen. In der Stralsunder Werft sieht die Nachfolgerin derweil ihrer ersten Ausfahrt entgegen. Dazu auf Anfrage Formstaal-Projektleiter Ingo Schillinger: "Der Schiffsrohbau ist fertig, und die Installation der Technik hat begonnen. Nach der Fertigstellung folgen dann umfangreiche Probefahrten im Bereich Stralsund, um etwaige Mängel sofort beheben zu können." Danach gehe es per Binnenschiff nach Oberbillig.Extra: DIE DATEN DER NEUEN OBERBILLIGER FÄHRE

In einigen Medienberichten war die Sankta Maria II als "erste Solarfähre der Welt" gefeiert worden. Das ist aber falsch: Das Fahrzeug fährt nicht mit Solarantrieb, sondern mit dem Strom aus zwei aufladbaren Batterien. Eine Ladung reicht aus, um die Fähre zwei Tage lang zu betreiben. Die Maße Länge gesamt mit Rampen: 28 Meter. Rumpflänge: 17 Meter. Breite: 8,60 Meter. Breite beider Fahrspuren: fünf Meter (das sind 0,50 Meter mehr als beim alten Schiff und ermöglicht einen begehbaren Mittelstreifen zwischen den Autos). Tiefgang 0,85 Meter. Tragfähigkeit 25 Tonnen bei sechs PKW, maximal 45 Personen und 25 Fahrradstellplätzen. Antrieb Vier Elektromotoren mit Schwenkpropellern (Antriebs- und Ruderfunktion), paarweise vorne und hinten am Rumpf angeordnet. Zwei unabhängige Batterieblocks. Damit bleibt auch beim Ausfall eines Systems das Schiff manövrierfähig. Die Batteriekapazität reicht für 6,5 Stunden Fahrt bei fünf Kilometern pro Stunde. Ein Ladevorgang über Kabelverbindung zum Land dauert fünf Stunden. Ein zweites Batteriesystem speist alle Bordverbraucher (Ruderanlage, Navigation, Rampenhydraulik, Führerhausheizung) und wird tagsüber durch Solarmodule unterstützt.

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