Klage eines unverstandenen Genies

Ein volles Haus und tosender Beifall für Michael Ophelders Interpretation von Patrick Süskinds Einpersonenstück "Kontrabass" und "ein wundervolles Publikum."

 Tiefschwarze Tragikomik: Michael Ophelders mit seinem verhassten Kontrabass. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Tiefschwarze Tragikomik: Michael Ophelders mit seinem verhassten Kontrabass. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Wiltingen. Es war kein pflichtschuldigst gespendeter Anerkennungsbeifall, es war der Dank eines begeisterten Publikums, welches des Kontrabassisten verzweifelt-tragisch-komische Anklage gegen sein Schicksal und seine Abrechnung mit seinem Instrument nicht nur zur Kenntnis genommen, sondern fasziniert miterlebt hatte. Die Abrechnung zielte ebenso auf unsichtbare wie unfähige Intendanten, Generalmusikdirektoren, Dirigenten, kurz: gegen fast alle am Kulturbetrieb Beteiligten.Das Publikum amüsiert sich und leidet mit

Die vom ständigen Griff in die gekühlten Biervorräte befeuchtete Klage des unverstandenen Genies, des unerwidert Liebenden, des bekennenden Kontrabass- und Wagner-Hassers ("Wenn es vor 150 Jahren schon die Psychoanalyse gegeben hätte, wäre uns von Wagner einiges erspart geblieben") geriet so überzeugend, dass das Publikum nicht einfach Auditorium blieb, sondern, sich amüsierend, mitlitt.Seit vier Jahren gibt der aus Essen stammende Michael Ophelders den "Kontrabass" in Trier und an anderen Orten, allein auf karg ausgestatteter Bühne, begleitet nur von seinem riesigen Instrument, das er glaubhaft-hasserfüllt als "Zwitter, ein altes fettes Weib!" beschimpft und über den Kopf in die Höhe stemmt, als ob er es ins Publikum schleudern wolle - was er dann doch unterlässt; denn: "Ich hab mich unter Kontrolle!"Das Einpersonenstück erfährt, gesteht Michael Ophelders, im Gespräch, "ein paar kleine Veränderungen, die sich aus der Kommunikation mit dem Publikum ergeben. Aber es ist und bleibt das Werk Patrick Süskinds".

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