Verkehr B-51-Ortsumgehung: Freude in Könen – Sorgen in Ayl

Konz-Könen/Ayl/Bochum · Nach der Freigabe der B-51-Ortsumgehung freuen sich die Könener über zusätzliche Lebensqualität. Im Nachbarort Ayl hoffen die Menschen auf eine Umfahrung, während Ermittlungen wegen einer Insolvenz im Rahmen des 20-Millionen-Euro-Projekts vor dem Abschluss stehen.

 Die Umgehungsstraße Konz-Könen   Foto: Friedemann Vetter

Die Umgehungsstraße Konz-Könen Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Die Autos rollen seit knapp anderthalb Jahren über die B 51 neu zwischen Wasserliesch und Ayl. Der Bau der Straße war im vergangenen Jahrzehnt mit 20 Millionen Euro eines der teuersten Straßenbauprojekte in der Region Trier. Und die Fertigstellung erzielt die beiden erwünschten Effekte: Die Fahrer können den Weg von Tawern oder Saarburg in Richtung Trier und Konz schneller zurücklegen als früher, und die Könener haben jetzt Ruhe. Auf der ehemaligen B 51-Ortsdurchfahrt gibt es im Vergleich zur Zeit vor der Freigabe der Umgehung im August 2017 viel weniger Verkehr. Laut Landesbetrieb Mobilität (LBM) waren dort früher im Schnitt 11 100 Fahrzeuge pro Tag unterwegs. Heute sind es 57 Prozent weniger (4800 pro Tag).

Freude in Könen Das kommt in dem Konzer Stadtteil gut an. Der Könener Ortsvorsteher Detlef Müller-Greis sagt: „Das ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu früher.“ Inzwischen hätten sich auch die Fernfahrer an die neue Routenführung gewöhnt. Nur noch in Sachen Beschilderung sehe er leichten Nachbesserungsbedarf. Der LBM habe versprochen, sich darum zu kümmern. Die Straßenbaubehörde übernimmt laut der Konzer Verwaltung zudem die Sanierung der Fahrbahn der Ortsdurchfahrt.

Verwaltungssprecher Michael Naunheim geht davon aus, dass das in der zweiten Jahreshälfte passiert. „Derzeit werden die ursprünglich besprochenen Entwürfe, die an einigen Stellen der Ortsdurchfahrt weitere Maßnahmen der Straßenraumgestaltung vorsehen, detailliert geplant“, sagt er. Ortsvorsteher Müller-Greis verspricht: „Es wird keine Anliegerbeiträge für Anwohner der Straße geben.“

Sorgen in Ayl Während die Könener sich freuen, blicken die Ayler eher mit Sorge auf die Umgehungsstraße. Ortsbürgermeister Siegfried Büdinger geht davon aus, dass durch die Könener Ortsumgehung mehr Verkehr im Dorf ist. Im Gespräch mit dem TV sagt er: „Es ist definitiv schwerer geworden, die B 51 zu überqueren und vom Unter- ins Oberdorf zu kommen.“ In Biebelhausen sei hingegen weniger Verkehr als zuvor unterwegs. Die Erklärung: Viele Menschen, die früher über Kanzem und Biebelhausen von Konz Richtung Saarburg gefahren sind, nutzen nun die Ortsumgehung, weil sie komfortabler zu befahren ist. Der stellvertretende Leiter des LBM in Trier, Hans-Michael Bartnick, kann die These von Büdinger bisher nicht mit aktuellen Zahlen aus Ayl untermauern. Er geht aber davon aus, dass in Könen und auf der Umgehung zusammengerechnet 2600 Fahrzeuge mehr als früher unterwegs sind (11 100 früher, 13 700 heute). Diese Zahl ermittelt er, indem er die Fahrten auf der alten Ortsdurchfahrt (4800) und die auf der Umgehung (8900) addiert. Ein Bruchteil dieses zusätzlichen Verkehrs wirke sich auch auf Ayl aus.

Damit gibt sich Büdinger nicht zufrieden. Er will genaue Zählungen. Prognosen, die im Rahmen der Planungen für den möglichen Bau einer Ortsumfahrung für Ayl gemacht wurden, gehen für 2020 von 12 400 Fahrzeugen aus, die täglich durchs Dorf rollen. Deshalb fordert Büdinger, dass der LBM die Planungen für die Umgehung forciert und bis Mitte oder Ende der 2020er Jahre umsetzt. Im aktuellen Bundesverkehrswegeplan 2030 steht die Ortsumgehung Ayl im vordringlichen Bedarf. 18,6 Millionen Euro sind dafür eingeplant.

Ermittlungen wegen Insolvenz Während die Ortsumgehung Ayl noch Zukunftsmusik ist, wirkt der Bau der Umgehung für Könen noch nach: Im Juli 2015 hat die Bochumer Firma Betam Infrastructure GmbH Insolvenz angemeldet. Sie hatte den größten Auftrag (zehn Millionen Euro) im Rahmen des 20-Millionen-Euro-Projekts ergattert, konnte ihn dann aber nicht ausführen. Die Baumaschinen des Betriebs standen mehrere Wochen still. Das Amtsgericht Bochum eröffnete am 10. September 2015 das Insolvenzverfahren. Die Arbeiten wurden erst im Herbst 2015 wieder aufgenommen, nachdem der Landesbetrieb Mobilität (LBM) den Auftrag neu vergeben hatte.

Nun, dreieinhalb Jahre danach, läuft das Insolvenzverfahren immer noch. Der LBM fordert in diesem Rahmen laut dem stellvertretenden Leiter der Niederlassung in Trier, Hans-Michael Bartnick, noch 200 000 Euro von der Baufirma. Wann das Verfahren abgeschlossen wird und ob zum Beispiel die Forderung des LBM erfüllt werden kann, steht noch in den Sternen.

Fest steht inzwischen, dass der Insolvenz kein schwereres Wirtschaftsdelikt vorausgegangen ist. Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte 2016 Ermittlungen gegen sechs leitende Betam-Mitarbeiter eingeleitet. Cornelia Kötter, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft, sagt, dass das Verfahren bei fünf der Beschuldigten eingestellt worden sei, weil entweder keine oder nur geringfügige Schuld nachgewiesen werden konnte. Gegen einen der Beschuldigten hat die Staatsanwaltschaft Strafbefehl wegen fahrlässiger Insolvenzverschleppung beantragt. Der Beschuldigte habe Einspruch gegen die daraus resultierende Geldstrafe eingelegt, sagt Kötter. Der Fall Betam könnte also noch vor Gericht verhandelt werden. Mehr als eine Geldstrafe wird am Ende aber nicht dabei herumkommen. Da ist sich auch Kötter sicher.

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