Kritik an Datenschutz bei Facebook
Konz · Welche Macht haben die großen Internetkonzerne und wie können die Daten von Nutzern besser geschützt werden? Über dieses Thema diskutierten drei Experten im Weingut Luy in Konz. Der Kreisverband der Grünen hatte zu der Veranstaltung eingeladen.
Konz. Die medienpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Tabea Rößner (siehe Extra), hat wenige Tage nach dem Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook dessen Datenschutzrichtlinien kritisiert. Bei einer Diskussionsveranstaltung in Konz sagte sie, der international tätige Konzern sei datenschutzrechtlich "schwer zu greifen". Facebook ändere häufig die allgemeinen Geschäftsbedingungen, in denen auch die Regelungen zum Schutz der Nutzerdaten zusammengefasst sind. Die Änderungen seien "unübersichtlich", da beispielsweise neue Funktionen automatisch aktiviert würden.
Vor etwa 20 Zuhörern diskutierte sie mit dem Dozenten für intermediales Design an der Fachhochschule Trier, Marcus Haberkorn, und dem pädagogischen Leiter des Jugendhilfezentrums "Haus auf dem Wehrborn", Herbert Heitland, über Chancen und Risiken des Internets.
Es geht um Milliardengeschäfte
Haberkorn äußerte sich kritisch gegenüber der Vorstellung, dass ein umfassender Schutz privater Daten im Internet jemals garantiert werden könnte: "Ein effektiver Datenschutz wird so nicht kommen!" Rößner betonte, dass die Datenschutzgesetze verbessert werden müssten. Dies gelte insbesondere vor dem Hintergrund, dass einige große Internetkonzerne wie etwa Facebook, Google oder Amazon den Markt beherrschten. "Da geht es um Milliardengeschäfte, und die werden mit den Daten der Kunden gemacht", sagte sie.
Herbert Heitland berichtete aus seiner Erfahrung als Pädagoge. "Vielen Jugendlichen ist gar nicht bewusst, wo ihre Daten und privaten Informationen später mal landen können", sagte er. Kompromittierende Einträge oder öffentlich einsehbare Partyfotos könnten bei Bewerbungen zum Problem werden. Um dies zu erkennen, fehle es vielen Jugendlichen aber an Sensibilität. Gleichzeitig seien viele Eltern nicht in der Lage, ihren Kindern einen angemessenen Umgang mit dem Internet beizubringen, weil sie viele Techniken selbst nicht beherrschten.
Für Unmut sorgte der Auftritt von Benjamin Schwenk von der Trierer Piratenpartei. Er nahm als Zuhörer an der Diskussionsrunde teil. In einigen seiner zahlreichen Wortmeldungen kritisierte er die Abgeordnete Tabea Rößner direkt. Unter anderem warf er ihr vor, schlecht informiert zu sein. "Wir sind hier nicht auf einer Wahlkampfveranstaltung", forderte Herbert Heitland Schwenk auf, sich zu mäßigen. kbb
Extra
Tabea Rößner, Jahrgang 1966, ist seit 2009 Grünen-Abgeordnete im Bundestag und seitdem Mitglied in der Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft". kbb