Lob für Lavendelfeld im Konzer Tälchen

Konz · Der Beweis ist gelungen: Das Konzer Tälchen ist mediterran. Eine Studie hat laut der Verbandsgemeinde Konz erstmalig gezeigt, dass auf ehemaligen Weinbergparzellen Lavendel nachhaltig und zukunftsfähig angebaut werden kann. Trotzdem möchte der verantwortliche Diplom-Geograf nach Ablauf des Projekts weiter forschen.

 An schönen Tagen fliegen etliche Hummeln die Lavendelblüten im Konzer Tälchen an. TV-Foto: Archiv/Christian Kremer

An schönen Tagen fliegen etliche Hummeln die Lavendelblüten im Konzer Tälchen an. TV-Foto: Archiv/Christian Kremer

Foto: (h_ko )

Echter Lavendel ist vielseitig einsetzbar: Vor allem kann er zur Behandlung von Einschlafstörungen und Unruhezuständen genutzt werden, sofern die gewonnenen Blüten Arzneimittelqualität haben. Der Diplom-Geograf Ralph Arens hat nun mit einem Anbauprojekt bewiesen, dass auch im Konzer Tälchen und in Nittel echter Lavendel angebaut werden kann.

it den Planungen hat er bereits vor sieben Jahren begonnen. Von 2012 bis 2014 hat er das 154 000 Euro teure Projekt der Verbandsgemeinde Konz dann praktisch umgesetzt. Die finanzielle Förderung übernahmen der Bund, das Land, die Europäische Union, die Stiftung Zukunft in Trier-Saarburg, der Bund und die VG Konz (der TV berichtete). Öl hat gute Qualität


Arens hat das Projekt wissenschaftlich geleitet. Er zieht ein positives Resümee: "Vor dem Hintergrund der jetzigen Ergebnisse können im Moseltal mediterrane Pflanzen in großer Stückzahl angebaut werden." Das gewonnene Öl habe eine gute Qualität, die den Anforderungen des europäischen Arzneibuches entspreche. "Der Ertrag pro Kilogramm liegt über dem Durchschnitt", sagt Arens.

Allerdings möchte er noch weiter forschen: Um genauere Aussagen machen zu können, will der Wissenschaftler die diesjährige Ernte ebenfalls kontrollieren und labortechnisch untersuchen lassen. Dafür ist laut Bürgermeister Karl-Heinz Frieden auch noch genug Geld übrig. Arens: "Wie es nach der Ernte in diesem Jahr mit dem Lavendelprojekt weitergeht, ist noch offen." Mit dem ausgelaufenen Projekt habe er generell untersucht, ob es möglich ist, Lavendel auf den Weinbergsbrachen im Konzer Tälchen und in Nittel anzubauen. Dabei hat sich laut Arens herausgestellt, dass sowohl auf dem Schieferboden im Tälchen als auch auf dem Muschelkalkboden in Nittel der Anbau funktioniert. "Ich habe mit viel mehr Ausfällen bei den getesteten Pflanzen gerechnet", meint Arens. Die Bodenart scheine dabei eher eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Neben Lavendel hat er auf den Versuchsflächen mediterrane Kräuter, wie Rosmarin und Salbei, angebaut. "Vielleicht gibt es bald Kräuter des Tälchens", meint Arens in Anspielung auf die bekannten Kräuter der Provence. Außerdem will der Forscher eine eigene Lavendelsorte züchten. "Echter Mosellavendel", so Arens. Eine konkrete Aussage dazu, ob sich der Lavendelanbau wirtschaftlich lohnt, möchte der Wissenschaftler noch nicht machen. Es gebe noch weiteren Forschungsbedarf: Es sei zum Beispiel noch nicht klar, welche Maschinen für den großflächigen Anbau von Lavendel benötigt werden und auf welchem Wege sich das gewonnene Lavendelöl verkaufen lasse. Unabhängig von seiner wirtschaftlichen Nutzung ist der Lavendel ein Blickfang. Die Konzer Verbandsgemeindeverwaltung hält den Lavendel auch für "eine Bereicherung der Täler unter touristischen Gesichtspunkten." Bürgermeister Karl-Heinz Frieden sieht in dem Lavendel das Potenzial, die historische Kulturlandschaft im Weinanbaugebiet zu sichern und mit den Zielen des Tourismus zu vereinen. Allerdings gebe es noch kein fertiges Konzept, wie die Anbauflächen weiter genutzt werden können. Frieden: "Wir haben mit dem Projekt einen Impuls gesetzt, der auch schon Nachahmer gefunden hat. Nun liegt es an Wirtschaftsunternehmen, die Flächen geschickt zu nutzen."

Die Idee für das Projekt hatte Ralph Arens bereits 2007. Er wollte die vielen brachen Weinbauflächen sinnvoll bepflanzen. Damals war er viel im Konzer Tälchen unterwegs, um für den Erlebnispfad zu recherchieren. "Wir müssen schon jetzt schauen, welche Pflanzen wir in zehn bis 30 Jahren anbauen können." Pflanzen, für die es bislang zu kalt in Deutschland war. Wie den Lavendel oder mediterrane Heil- und Gewürzkräuter. Mittlerweile bekommt Ralph Arens aus aller Welt Anrufe. Sogar eine Delegation aus dem Kosovo hat sich die Versuchsfelder im Tälchen schon angeschaut. "Die wollte wissen, ob sie auch bei sich Lavendel anbauen können", so Arens. Er könne natürlich nicht voraussagen, ob der Anbau überall funktioniere. Im Konzer Tälchen sei er jedenfalls möglich, und es gebe noch viel zu erforschen.Meinung

Gut für die Region
Das Lavendelprojekt hat gezeigt, dass auf brachliegenden Weinbergen Lavendel und auch mediterrane Gewürzkräuter angebaut werden können. Nun gilt es, Wirtschaft und Wissenschaft zu vereinen: Einerseits sollte weiter geforscht werden, welche Pflanzen sich unter den Bedingungen des Klimawandels in der Region anbauen lassen. Andererseits müssen sich Unternehmen finden, die das gewonnene Lavendelöl vermarkten können und die Kräuter des Konzer Tälchen in die Regale der Geschäfte bringen. Sinnvolle Finanzierungskonzepte sind nun gefragt: Damit wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Nutzen unter einen Hut gebracht werden können. j.wagner@volksfreund.deExtra

Die Verwendung des Lavendelöls hängt von der Sorte des genutzten Lavendels ab. Als Arznei wir nur der echte Lavendel (Lavandula angustifolia) verwendet. Lavendelöl wirkt aufgrund seines Gehaltes an Linalool, einer Alkoholart, gegen Bakterien und auch Pilze. Außerdem kann Lavendelöl bei innerer Anwendung als Beruhigungsmittel eingesetzt werden. Die Wirksamkeit von Lavendelöl ist allerdings nicht wissenschaftlich belegt. Zur äußerlichen Anwendung wird Lavendel zum Beispiel als Bad, Massageöl oder Parfüm wegen seines wohligen Dufts geschätzt. Quelle: Pharmazeutische Zeitung, Ausgabe 44/2007. jwa

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