Mit dem Naturpark bei Touristen punkten

Schillingen · Wälder, Felsen, Wiesen und Wanderwege: Die Landschaft im Naturpark Saar-Hunsrück hat viel zu bieten. Wie man dies nutzen könnte, um mehr Urlauber anzulocken, dazu haben die Naturpark-Mitglieder Tipps von Fachleuten bekommen.

 Streuobstwiesen sind typisch für den Naturpark Saar-Hunsrück. Solche Besonderheiten sollen touristisch besser vermarktet werden. Foto: Naturpark Saar-Hunsrück

Streuobstwiesen sind typisch für den Naturpark Saar-Hunsrück. Solche Besonderheiten sollen touristisch besser vermarktet werden. Foto: Naturpark Saar-Hunsrück

Foto: (h_hochw )

Schillingen Heike Glatzel ist begeistert. Am Vorabend, erzählt sie, sei sie erst spät im Gasthaus im Hochwald angekommen: "Zur Begrüßung bekam ich ein Stück Fleischwurst. Das fand ich toll - und damit sind wir mittendrin im Thema." Denn es geht um den Naturpark Saar-Hunsrück (siehe Info) und die Chancen, die das Schutzgebiet im Hunsrück, Hochwald, Saargau und Ruwertal für regionalen Tourismus bietet. Um dazu Impulse von externen Fachleuten zu bekommen, hat der Naturpark-Verein seine Mitglieder ins Gasthaus Maßem nach Schillingen (VG Kell) eingeladen.Referentin Glatzel arbeitet für die Firma Futour, die bundesweit Tourismus- und Regionalberatung anbietet. Sie sagt: "Naturparke spielen eine große Rolle für die Regionalentwicklung und sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor." Laut dem Naturerlebnis-Monitor 2016 hätten 71 Prozent der Deutschen ein großes Interesse daran, sich in der Natur aufzuhalten. Umfragen bei Besuchern von Naturparks bestätigten zudem, dass 30 Prozent von ihnen gezielt wegen des Schutzgebiets anreisten.Die Gäste generierten nicht nur Umsätze bei Hotels, Restaurants und Cafés, sagt Glatzel. Auch der Einzelhandel profitiere. Je länger die Gäste bleiben, desto mehr Geld lassen sie in der Region, betont die Beraterin: "Die Frage ist: Wie kriegen wir mehr Besucher? Und wo bieten wir ihnen etwas, damit sie ihr Geld hier ausgeben?" Und da entspreche das Angebot des Naturparks vielen aktuellen Trends. Wandern, Radfahren, Tiere beobachten lägen nach wie vor hoch im Kurs. Gestiegen sei das Interesse am Thema Gesundheit, an der Natur als Ort zum Kraft tanken und an authentischer Regionalität. "Ich bin mir sicher, dass Sie hier Plätze und Produkte haben, wo Sie genau das hervorheben können", stellt Glatzel fest. Der Naturpark biete einen klar definierten Raum für solche Erlebnisse. "Authentisch ist zum Beispiel, dass ich hier abends die Fleischwurst bekomme."Inszenieren könne man statt großer Attraktionen auch besondere Orte der Stille. Als Beispiel zeigt Glatzel Fotos von Aussichtspunkten und idyllischen Bachläufen. "Überlegen Sie, wo Sie Einzigartiges haben und trauen Sie sich, die kleinen Besonderheiten hervorzuheben." Dieser Rat findet bei den Politikern und Tourismusvertretern im Saal viel Anklang. Die Regionalinitiative Ebbes-von-Hei sei schon ein guter Ansatz, findet Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil. "Unsere Hausaufgabe ist jetzt, weitere Alleinstellungsmerkmale zu finden." Er denke an besondere Felsformationen, die sogenannten Wacken, die man "in Wert setzen" könne.Günther Schuh von der Touristinformation der VG Ruwer sagt: "Wir finden uns in vielen gezeigten Beispielen wieder. Das Foto des Bachlaufs könnte auch von der Ruwer sein." Um Gäste im oberen Ruwertal - dem Teil der VG, der im Naturpark liegt - länger zu halten, fehle es aber an geeigneten Betrieben. "Wir werden uns jetzt zusammensetzen und gucken, wo wir uns ein noch stärkeres Profil geben können", kündigt die Keller Tourismuschefin Walburga Meyer an.Teil zwei des Programms gestaltet Jan Wildefeld von Verein Europarc Deutschland. Der Verband mit Sitz in Berlin ist sozusagen die gemeinsame Stimme aller großräumigen Naturschutzgebiete in Deutschland. 2005 hat er eine Art Dachmarke für alle nationalen Naturlandschaften geschaffen: 104 Naturparke, 16 Nationalparks, 17 Biosphärenreservate und ein Wildnisgebiet.Sichtbares Zeichen sind die runden Logos mit verschiedenfarbigen Kreisen, die auch der Naturpark Saar-Hunsrück und der Nationalpark Hunsrück-Hochwald (siehe kleines Foto) verwenden. "Das schafft einen Wiedererkennungswert für die Bürger, die bei der Vielfalt der Gebiete vorher etwas orientierungslos waren", sagt Wildefeld.Das Logo ermögliche einheitlich gestaltete Broschüren. Das Internetportal mit interaktiver Deutschland-Karte bündele Informationen zu jedem einzelnen Schutzgebiet ( <%LINK auto="true" href="http://www.nationale-naturlandschaften.de" text="www.nationale-naturlandschaften.de" class="more"%>. Auf der Seite könne der Naturpark seine Erlebnisangebote präsentieren, ehrenamtliche Helfer finden oder auch regionale Produkte mit dem Label vermarkten - sofern diese die Qualitätskriterien des Verbands erfüllten. Das Logo könne auch in den Briefköpfen der Naturparkgemeinden auftauchen."Wir stellen den Rahmen, den Markenkern müssen Sie beisteuern", erklärt Wildefeld. Als Beispiel nennt er das Land Thüringen. Dieses nutzt ein vom Dachverband entworfenes Kreis-Logo für alle seine Naturlandschaften und vermarktet damit unter dem Titel "Süßes Thüringen" Honig aus diesen Gebieten.Dem Naturpark Saar-Hunsrück empfiehlt der Fachmann, eine Besonderheit noch stärker zu nutzen: den Nationalpark. Bundesweit gebe es nur fünfmal den Fall, dass ein Nationalpark exakt in der Kulisse eines Naturparks liege (siehe Info). Hier gebe es viele Möglichkeiten, sich inhaltlich zu ergänzen. . Das bestätigt Naturpark-Geschäftsführerin Gudrun Rau. Sie mahnt die Mitglieder, selbst als Vorbild voranzugehen. "Wir müssen die Wertschätzung vorleben, die wir von anderen verlangen." Bei eigenen Veranstaltungen könne noch häufiger der Apfelsaft aus der Region ausgeschenkt werden.KommentarMeinung

Mehr Profil, da geht noch wasDie Mitglieder der Naturpark-Gemeinden haben in Schillingen gute Tipps von den Tourismus-Experten bekommen. Der wichtigste Hinweis dürfte dabei gewesen sein, dass sie die Besonderheiten, die einzigartigen Plätze und Produkte im Naturpark, noch stärker herausstellen und bewerben müssen. Einem so großen Gebiet ein einheitliches Profil zu geben, das sich touristisch gut vermarkten lässt, ist natürlich nicht ganz einfach. Aber was der Nationalpark mit Schlagworten wie Wildkatze und Urwald von morgen erreicht hat, muss auch Ziel des Naturparks sein: Die Menschen brauchen ein konkretes Bild davon, was der Naturpark ist, wofür er steht und was sie dort erleben können. Dann wird es auch mit der touristischen Vermarktung noch besser klappen als bisher. c.weber@volksfreund.deExtra: SCHUTZGEBIET IN ZWEI BUNDESLÄNDERN

Der Naturpark Saar-Hunsrück besteht seit 1980. Sein Gebiet ist 2000 Quadratkilometer groß, liegt in Rheinland-Pfalz und im Saarland und umfasst sieben Landkreise: Bernkastel-Wittlich, Birkenfeld, Merzig-Wadern, Neunkirchen, Saarlouis, Trier-Saarburg und Sankt Wendel. Träger ist der Verein Naturpark Saar-Hunsrück. Naturparks sollen nachhaltigen Tourismus unter Wahrung des Naturschutzes fördern und die Bewohner motivieren, ihre Kulturlandschaft zu erhalten. In Rheinland-Pfalz steht die Erhaltung der landschaftlichen Eigenart, Schönheit und ihres Erholungswerts im Fokus. Daran orientiert bietet das achtköpfige Naturpark-Team Kurse und Veranstaltungen an ( <%LINK auto="true" href="http://www.naturpark.org" text="www.naturpark.org" class="more"%> ). Seit 2016 erscheint vierteljährlich ein Programmheft mit dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Dieses besondere Schutzgebiet liegt mitten im Naturpark. Sein Zweck sind der Schutz der Natur vor menschlichen Eingriffen und die Bewahrung der Artenvielfalt.

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