Mit Moderatorin in die Dorfzukunft

Gute Ideen für die Zukunft von Pellingen sind gesucht. Weil die Gemeinde bei dem Wettbewerb "Lebendige Dörfer" überzeugt hat, bekommt sie eine Dorfmoderatorin. Am heutigen Donnerstag ist die erste große Bürgerversammlung geplant.

 Ein paar Baustellen hat Pellingen: Unter anderem gestaltet die Firma Benzmüller aus Ockfen den Friedhof um. Im Bagger sitzt Otto Breitsprecher. TV-Foto: Christian Kremer

Ein paar Baustellen hat Pellingen: Unter anderem gestaltet die Firma Benzmüller aus Ockfen den Friedhof um. Im Bagger sitzt Otto Breitsprecher. TV-Foto: Christian Kremer

Pellingen. Wenn sich im Tal mal wieder der Nebel breit gemacht hat, ist die Pellinger Höhe ein Platz an der Sonne. Der Nebel bleibt auf halber Höhe zurück, und das Dorf erstrahlt in der Morgensonne.

Damit Pellingen auch künftig auf vielfache Weise funkeln kann, beginnt am heutigen Donnerstag, 19 Uhr, der nächste Abschnitt der Pellinger Dorfmoderation mit einer Bürgerversammlung im Gasthof Pellinger Höhe.

Pellingen hatte zusammen mit anderen Dörfern beim Kreiswettbewerb "Lebendige Dörfer" gewonnen (siehe Extra). Mit der 3000-Euro-Prämie finanzieren die Pellinger eine Dorfmoderation mit Beate Stoff vom Büro Plan B in Osburg.

Die Moderation läuft seit April. Jetzt können sich erstmals alle interessierten Bürger beteiligen und über ihre Zukunft diskutieren.

Langfristiges Ziel der Dorfmoderation sei "der Auf- und Ausbau eines generationenübergreifenden sozialen Netzwerks", sagt Ortsbürgermeister Horst Hoffmann. Unter dem Motto "Pack an" soll sich ein Bürgernetzwerk um die Pflege von gemeinschaftlich genutzten Flächen kümmern.

Zudem sollen neue Angebote für ältere Menschen entstehen. "Wir wollen es unseren älteren Mitbürgern emöglichen, möglichst lange im Ort zu leben", formuliert Hoffmann den zweiten wichtigen Punkt des Zukunftskonzepts.

Die dritte Säule des Konzepts bezieht sich auf die jungen Pellinger. "Mittelfristig wollen wir einen Treffpunkt für die Jugend etablieren", sagt Hoffmann. "Da sparen wir kräftig." Mit Aktionen wie dem Bolzplatzfest und eigenständigen Spendensammlungen der Dorfjugend sei schon Geld zusammengekommen. Hoffmann will die Jugendlichen auch in die Moderation mit einbeziehen.

Der Ortsbürgermeister zählt auf Anhieb mehrere Stärken auf, die Pellingen jetzt schon hat. Es gebe ein intaktes Vereinsleben, einen Kindergarten und eine Grundschule.

Das alles trage zu einer familienfreundlichen Infrastruktur bei. Auch die Nachbarschaftshilfe funktioniere, sagt Hoffmann. Stolz ist er auch auf den kürzlich neu eröffneten Dorfladen "Die Kornblume". Das Geschäft ist zugleich Bäckerei, Café und Treffpunkt.

Auch Moderatorin Beate Stoff sieht die Standortvorteile von Pellingen. Herausragend ist für sie die Nähe zum Oberzentrum Trier und zum Mittelzentrum Konz. Ein Problem seien die defizitären Gemeindefinanzen. Fast drei Millionen Euro Schulden stehen im Haushaltsbuch.

2,5 Millionen Euro hat die Gemeinde für die Erschließung eines Baugebiets vorgelegt. Bisher sind nur neun von 48 Grundstücken verkauft.

Nur wenn weitere Bauherren nach Pellingen kommen, kann das Haushaltsloch gestopft werden. Die Moderation kann zwar die Verschuldung nicht ausgleichen, aber das Bauumfeld attraktiver machen.

Extra: Drei Fragen an die Dorfmoderatorin
Beate Stoff vom Büro Plan B in Osburg hat die Dorfmoderation für Pellingen übernommen. Der TV hat mit der Expertin gesprochen.

Wie gehen Sie bei der Dorfmoderation vor?

Beate Stoff: Zunächst habe ich mir in den vergangenen Monaten einen Überblick über die Rahmenbedingungen vor Ort verschafft, indem ich alle Vereine und Initiativen befragt und viele Gespräche geführt habe. Daraus habe ich eine Stärken-Schwächen-Analyse für Pellingen erstellt. Außerdem habe ich alle bisherigen Ideen für "Lebendige Dörfer" zusammengetragen und nach Themenbereichen geordnet. Beide Sammlungen werde ich in der Bürgerversammlung vorstellen - daraus ergibt sich der Fahrplan für die nächsten Monate.

Was ist das Ziel der Moderation?

Beate Stoff: Ziel der Moderation ist ein strukturierter Entwicklungsprozess, der möglichst viele der gesammelten Ideen realisiert.

Wichtigstes Ziel ist dabei unter dem Motto "Bürgerhilfswerk 2020" die Einrichtung einer dauerhaften Hilfeplattform für Pellingen, wo Bedarf und Angebot bürgerschaftlicher Aktionen zusammengeführt werden.

Haben Sie einen Tipp für die Pellinger?

Beate Stoff: Ohne aktive Bürger gibt es kein lebendiges Dorf - sich einbringen und anpacken ist die Devise!

Ein guter erster Schritt könnte z.B. die Teilnahme an der Bürgerversammlung sein.

Aber auch die ständige Unterstützung der bestehenden dörflichen Strukturen ist wichtig, zum Beispiel sich in einem Verein engagieren, an Veranstaltungen im Dorf teilnehmen oder vor Ort einkaufen.Extra Dorfmoderation in der Verbandsgemeinde Konz: Ebenso wie Pellingen haben die Gemeinden Wiltingen und Tawern bei dem Wettbewerb "Lebendige Dörfer" gewonnen. In Wiltingen hat Uta Hemmerich-Bukowski Bukowski vom Trierer Beratungsbüro Dienstleistungen im wirtschaftlichen und sozialen Bereich (kurz: Diwiso) die Moderation übernommen. Die erste große Bürgerversammlung war am 18. September. In Tawern gibt es einen Arbeitskreis, der mit der Moderatorin Rosa Vollmuth aus Kanzem zusammenarbeitet. Eine Bürgerversammlung ist dort für Ende Oktober geplant. (cmk)

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