Wirtschaft Ende 2020 könnten Bürger in Nittel Lebensmittel einkaufen

Nittel/Wincheringen · Nach jahrelangem Ringen wird im Ort ein Einkaufszentrum entstehen. Zugesagt haben Netto, der Drogeriemarkt dm sowie ein Bäcker und Metzger. Doch nicht alle sind zufrieden.

 Viele Zuschauer waren zur Gemeinderatssitzung nach Nittel gekommen.

Viele Zuschauer waren zur Gemeinderatssitzung nach Nittel gekommen.

Foto: Jan Söfjer

Am Ende bekommen die Nitteler, was sie auch schon vor fast zehn Jahren hätten haben können: einen Netto-Discounter mit einer Verkaufsfläche von 772 Quadratmetern. Dazu kommen allerdings noch ein dm-Drogeriemarkt mit einer Verkaufsfläche von 773 Quadratmetern, ein Bäcker und ein Metzger. Das wurde am Mittwochabend in der Gemeinderatssitzung von Nittel mitgeteilt. Bislang gibt es im Ort nur einen Bäcker. Für Einkäufe müssen die Einwohner nach Temmels, Konz, Saarburg oder Grevenmacher fahren.

Vier Stockwerke sind in dem Einkaufszentrum am Rande des Neubaugebiets Wiesengraben geplant. Die Gesamt-Verkaufsfläche beträgt 1674 Quadratmeter. In den oberen Stockwerken sollen bis zu 40 Wohnungen entstehen, fünf davon sind nach aktuellem Stand für betreutes Wohnen ausgewiesen. Die Verwaltungsverfahren sind noch nicht am Ende, aber kommendes Jahr soll mit dem Bau begonnen werden. Für die Bauzeit sind dann eineinhalb Jahre angesetzt. Ende 2020 könnte alles fertig sein, wenn es gut läuft. Doch aus den ursprünglichen Plänen ist dann nicht mehr viel übrig.

„Es sollte auf einen Vollsortiment-Supermarkt hinauslaufen. Ich weiß nicht, ob da die Gemeinde optimal gehandelt hat“, sagt Tim Leutert. „Ein Konzept mit 35 Privatwohnungen war nie angedacht“, sagt Arno Scheuer, SPD-Mitglied im Gemeinderat von Nittel.

Die Idee der Gemeinde war, 2009 einen Vollsortiment-Supermarkt und zudem ein Pflegeheim auf einem Gelände zu bauen. Dafür und mit diesem Versprechen kaufte sie von Landwirten Grundstücke ab. Damit ein Vollsortiment-Markt aber funktioniert beziehungsweise sich ein Betreiber findet, braucht es eine Verkaufsfläche von weit mehr als 800 Quadratmetern. So einen großen Markt darf eine kleine Ortschaft wie Nittel mit rund 2200 Einwohnern jedoch nicht ohne weiteres bauen.

Zuerst einmal musste deshalb die Nachbargemeinde Wincheringen ihre Zustimmung geben, denn  so ein großes Einkaufszentrum im Nachbarort kann Einkaufskraft aus Wincheringen abziehen. Diese Diskussion zog sich über Jahre hin. Erst vergangenes Jahr gab Wincheringen sein Okay. Dann folgte ein Zielabweichungsverfahren des Landes Rheinland-Pfalz. Am Dienstag gab die dafür verantwortliche Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord bekannt: „Nittel soll im neuen regionalen Raumordnungsplan Region Trier als Grundzentrum ausgewiesen werden.“ Der Anwalt der Gemeinde, Paul Henseler, sagt: „Mit dem Zielabweichungsbescheid sind wir am Anfang einer Planung, die nun starten kann.“

Norbert Arnoldy, selbst Bauinvestor, sagt, den Landwirten, die damals Grundstücke verkauft hätten, und den Bürgern sei ein Vollsortiment-Supermarkt und ein Pflegeheim versprochen worden. „Das war die Grundidee des Projektes. Am Ende bekommen wir nur einen Markt mit einer Verkaufsfläche unter 800 Quadratmetern und einen dm, den es im nächsten Jahr auch in Temmels geben wird. Der Einzige, der davon profitiert, ist der Investor, die Beda-Regiebau GmbH, die eine große Menge an Eigentumswohnungen bauen kann.“ Für nur fünf betreute Wohnungen finde sich obendrein kein Betreiber, so Arnoldy.

 Ortsbürgermeister Peter Leo Hein widerspricht da nicht. Für fünf Wohnungen werde niemand kommen. Aber wie viele der Wohnungen am Ende für betreutes Wohnen ausgewiesen werden, sei noch nicht verhandelt. „Das werden wesentlich mehr Wohnungen werden. Wir setzen alles daran.“ Hein widerspricht auch der Kritik bezogen auf den Supermarkt. „Wir bekommen, was wir in einem Vollsortimenter wie Edeka gehabt hätten. Es verteilt sich auf zwei Läden: Netto und dm. Dazu gibt es einen Bäcker und einen Metzger. Das alles auf einer größeren Fläche, wie uns Edeka, der abgesprungen war, angeboten hatte.“ Hein kann nicht erkennen, dass das ein Abstrich sein soll. „Das Angebot in Nittel wird größer. Und der Bäcker wird auch sonntags offen haben. Ich freue mich, dass wir mit der Realisierung auf der Zielgeraden sind.“

 Dass sich das geplante Pflegeheim nicht hat umsetzen lassen, bedauert der Bürgermeister sehr. Jahrelang habe er versucht, zusammen mit dem Geschäftsführer von Beda-Regiebau, Bernd Wirtz, einen Betreiber für ein Pflegeheim zu finden. Sie waren auch erfolgreich. Der Betreiber sprang dann allerdings wieder ab. Nittel sei offenbar zu klein für ein Pflegeheim, sagt Hein. „Das spielt sich in den Mittel- oder Großzentren ab.“ Dazu sei es sehr schwer, so nah an Luxemburg Pflegekräfte zu finden. „Wir haben den Versuch gestartet, doch es hat leider nicht funktioniert.“ Am Ende stimmte der Ortsgemeinderat einstimmig für den Bebauungsplan. Bis zum 18. Januar können Bürger im Bauamt Konz Anregungen vorbringen.

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