Offene Gespräche, gemeinsames Gebet

Konz · Offen haben islamische Geistliche und Vertreter der muslimischen Verbände am Tag der offenen Moschee Fragen beantwortet zu ihrem Glauben - auch zum heiß diskutierten Thema Kopftuch.

Konz. Zwei Moscheen gibt es in Konz. Am Tag der Deutschen Einheit öffnen die Muslime als Zeichen der Zugehörigkeit zu Deutschland ihre Gotteshäuser für Besucher. "Schauen Sie, dieser Koran ist nicht nur ins Deutsche übersetzt, die entsprechenden Passagen in beiden Sprachen sind auch farbig markiert", erklärt Enrico Isa Mathieu, Vorstandsmitglied im Islamischen Verein Konz, Besuchern. Hier werde Arabisch und Deutsch gepredigt, weil Gläubige aus fast 20 Nationen zum Gebet kommen.
Sheikh Ali, Imam und Islamprofessor aus dem Jemen vom Islamischen Kulturverein Trier, beantwortet Fragen, auch kritische. Der Steinwurf Anfang August auf ein Fenster der Moschee in der Brunostraße (der TV berichtete) sei ein Schock für ihn gewesen. Die Polizei hat bislang keine neuen Erkenntnisse über die Täter. Für Sheikh Ali ist ohnehin nicht der Täter der Feind, sondern der Hass an sich. Stellen im Koran wie "Tötet die Ungläubigen, wo immer ihr sie findet" (Vers 190) müssten in einem größeren Zusammenhang gesehen werden: "Muslime dürfen gegen diejenigen kämpfen, die sie angreifen." Das gelte nur in Situationen der Notwehr. Unruhe kommt auf, als nach dem Sinn des Kopftuchs gefragt wird. Avin Sindi (24) sitzt mit Kopftuch im Gebetsraum. Nonnen seien doch auch verschleiert, führt sie an. Es sei ein Zeichen der Gottesfurcht. Cecilia Junk aus Konz wirft ein: "Meine Oma ist auch nie ohne Kopftuch in die Kirche gegangen." Die Muslima solle als solche erkannt werden, wird weiter erklärt, zum eigenen Schutz.
In der Haci-Bayram-Moschee begrüßt der Sekretär der Türkisch-Islamischen Union, Teuhit Yilmaz, die Besucher und stellte Imam Mustafa Caliskan vor: "Er kennt den gesamten Koran auswendig."
Diskutiert wird auch im Gebetsraum in der Dammstraße 2. Beispielsweise stellt Yilmaz entschieden fest: "Unser Verein wird auf keinen Fall von der Türkei ferngesteuert. Wir sind absolut unabhängig." Der Buchhalter des Vereins, Erdal Yurtsever, erklärt, dass er gegenüber dem deutschen Staat und seinen Mitgliedern Rechenschaft ablegen muss.
Imam Mustafa beantwortet Fragen und erklärt die Symbole des Gebetsraumes. Die Frage, warum muslimische Männer einen Bart tragen sollten, nimmt er gelassen: "Das hat der Prophet Mohammed so empfohlen." Keinen Bart zu tragen sei jedoch keine Sünde.
Auf die Brandanschläge in Dresden, den Steinwurf auf die Konzer Moschee und rechte Unruhestifter in Konz angesprochen, sagt der Ehrenamtskoordinator Flucht und Asyl des Caritasverbandes Trier, Thomas Zuche: "Wir führen seit 2009 den christlich-islamischen Dialog. Nach den Anschlägen sind wir nur noch näher zusammengerückt."
Der Konzer Beigeordnete Manfred Wischnewski sagt, dass er sich freue zu sehen, dass das Bekenntnis zum Islam aus dem Herzen komme und nicht erzwungen werde: "Das sind alles freundliche Menschen hier."
Der Tag endet mit einem gemeinsamen Friedensgebet von Muslimen sowie Mitgliedern der katholischen, evangelischen und neuapostolischen Christen auf dem Konzer Marktplatz.Extra

Den Islamischen Verein Konz e.V. mit Sitz in der Brunostraße 93 gibt es erst seit vier Jahren. Er hat 32 Mitglieder. Imam Hussein predigt in der dortigen Albukhary-Moschee auf Arabisch, was ins Deutsche übersetzt wird. Bis zu 100 Gläubige kommen zum Freitagsgebet. Die Türkisch-Islamische Union, ein Dachverband mit 900 Moscheen in Deutschland und 56 in Rheinland-Pfalz, eröffnete ihre Haci-Bayram-Moschee in der Dammstraße 2 im Jahre 1992. Rund 100 Muslime sind hier Mitglied. Seit rund einem Jahr predigt hier Imam Mustafa Caliskan auf Türkisch. Auch das wird ins Deutsche übersetzt. Bis zu 200 Gläubige kommen hier zum Freitagsgebet. doth

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort