Rassistische Sprüche am Spielplatz rufen Polizei auf Plan

Konz · Aufrufe zum Töten von Flüchtlingen, Hakenkreuze, Hassbotschaften und Nazisprüche: Unbekannte haben mehrere Bänke am Konzer Moselufer beschmiert. Die Polizei ermittelt jetzt.

 In Konz haben Unbekannte am Moselradweg rechte Parolen auf Bänke geschmiert. Die Polizei ermittelt

In Konz haben Unbekannte am Moselradweg rechte Parolen auf Bänke geschmiert. Die Polizei ermittelt

Foto: Christian Kremer

"Wir killen Euch wie die Juden", steht auf der Sitzfläche einer Bank am Moselufer bei Karthaus. Das ist einer der deutschen Sätze, die vermutlich am Wochenende am Moselradweg bei Karthaus auf neun Sitzmöbel geschmiert worden sind. Die meisten der menschenverachtenden Hassbotschaften sind auf Englisch verfasst. Jemand hat sie mit einem dicken, schwarzen Filzstift auf die Lehnen und Sitzflächen geschmiert.

Spaziergänger, die am Dienstagmorgen daran vorbeigehen, reagieren angewidert, als der TV-Reporter sie darauf anspricht. "Oh mein Gott, das ist mir gar nicht aufgefallen", sagt zum Beispiel eine Frau, die ihren Hund ausführt. "Das ist ja ekelhaft."

Der Triererin Isolde Schnorbach sind die Schmierereien schon am Sonntag aufgefallen: Sie habe während einer Radtour zur Konzer Brücke eine Rast an dem Spielplatz in Karthaus eingelegt, schreibt sie in ihrer E-Mail an den TV. Ein älterer Herr habe sie dann entsetzt auf einen der Sprüche hingewiesen. Auf einem Foto im Anhang der Mail ist die Bank am Spielplatz zu sehen: "Deutschland den Deutschen", steht dort, ein Hakenkreuz daneben. Auf Englisch heißt es weiter: "No more fucking refugees. Kill 'em all" (Deutsch: "Keine verdammten Flüchtlinge mehr. Töte sie alle."). Über die Urheber der Schmierereien meint Schnorbach in ihrer Mail: "Solche Leute sollte man zur Rede stellen."

Der von Schnorbach fotografierte Spruch ist am Dienstag noch zu lesen, das Hakenkreuz wurde übersprüht. Drei Tage nach der möglichen Erstsichtung der Sprüche ist auch die Polizei aktiv. Ein Polizeisprecher sagt am Dienstagvormittag auf TV-Anfrage: "Der Sachverhalt ist bekannt." Gegen 14 Uhr folgt eine Pressemitteilung, die die Schmierereien bestätigt. Neun Bänke seien mit fremdenfeindlichen Sprüchen und Symbolen aus der NS-Zeit beschrieben worden, heißt es. Der Sachschaden werde auf etwa 1000 Euro geschätzt. Es würden Zeugen gesucht.

Als der Karthäuser Quartiersmanager Dominik Schnith im Gespräch mit dem TV von den Schmierereien erfährt, sagt er: "Ich bin geschockt. Das passt nicht zu Karthaus. Gerade wenn ich sehe, dass wir am Wochenende ein Stadtteilfest gefeiert haben, an dem sich die unterschiedlichsten Kulturen beteiligt haben."

Michael Naunheim, Sprecher der Stadt Konz, reagiert auf TV-Anfrage ähnlich: "Der oder die Urheber treten die in Konz herrschende Kultur der Offenheit und Toleranz mit Füßen." Die Entfernung der Parolen sei nicht einfach. Möglicherweise müssten die Bänke abgebaut und abgeschliffen werden. "Wie diese Schmierereien zeigen, geht der Rechtsruck der deutschen Gesellschaft aber auch nicht spurlos an Konz vorbei", sagt der Rathaus-Sprecher. Daher sei es umso wichtiger, ein Zeichen gegen rechts zu setzen - zum Beispiel durch die bis zum 3. Oktober laufenden "Interkulturellen Wochen".

Hinweise an die Polizei unter Telefon 06581/9155-0 oder 06501/9268-0.Meinung: Rassistische Botschaften dürfen keinen Platz haben

Die Sprüche auf den Bänken am Konzer Moselufer sind menschenverachtend und in ihrer Brutalität erschreckend. Die unbekannten Autoren verherrlichen den Holocaust, bei dem sechs Millionen Juden abgeschlachtet wurden. Das ist kein Dummer-Jungen-Streich und hat nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun. Denn die Täter überschreiten nicht nur die Grenzen jedweden Geschmacks, sondern auch die zwischen Sachbeschädigung und Volksverhetzung. Sie stacheln zu Hass gegen eine religiöse Gruppe an und rufen zur Tötung von Muslimen auf.

Solche Propanda gehört in keine Stadt und nicht in die Nähe eines Spielplatzes. Dass so etwas tagelang stehen bleibt, ist eine Schande. Die Bänke müssten schon längst abgebaut oder gesäubert sein. Ob die Täter jemals gefunden werden, ist dabei fraglich. Denn das bedarf intensiver Ermittlungsarbeit. Ein einzelner Zeugenaufruf reicht da nicht.
c.kremer@volksfreund.de 

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