Schrauben für den guten Ton

Die Segel sind installiert, fast alle Pfeifen bereits eingebaut. Doch fertig ist die moderne Orgel in der Konzer Nikolauskirche noch lange nicht: Die Orgelbauer und der Organist arbeiten an der Feineinstellung des gewaltigen Instruments.

Konz. (kbb) Vorsichtig legt Gerhard Schweers kleine Gewichte auf die Tasten und beobachtet den Computermonitor neben sich. "Die Tasten müssen ganz genau justiert werden", sagt er. Jede der 56 Tasten auf der Klaviatur muss sich beim Anschlag gleich anfühlen. Stimmt etwas nicht, kann Schweers mit einem kleinen Schraubenzieher nachjustieren. Wenn die neue Orgel in der Konzer Nikolauskirche fertig ist, wird der Spieltisch über drei Klaviaturen verfügen. Schweers wird sie Taste für Taste akribisch überprüft haben.

Der Spieltisch der Orgel sieht wie das Cockpit eines Flugzeugs aus. Er ist aufwendig verkabelt und an modernste Computertechnik angeschlossen. Denn die neue Konzer Orgel ist nicht irgendein Instrument: "Es ist eine Verbindung von Tradition und Moderne", schwärmt Organist Karl-Ludwig Kreutz über sein neues Arbeitsgerät, das er auch gerne die "Königin der Instrumente" nennt.

Die Tradition, das sind die unzähligen Orgelpfeifen, die dem Instrument seinen Klang verleihen. Über etwa 3000 Pfeifen wird die Konzer Orgel verfügen. "Die Pfeifen stammen aus mehreren Ländern und aus mehreren Epochen, das macht die Zusammenstellung so besonders", sagt Kreutz.

Etwa die Hälfte kommt aus der alten Orgel, die sich noch vor etwa einem Jahr in der Kirche befand. Der Rest wurde nach und nach zusammengetragen. "Dabei haben wir nur Pfeifen nach höchsten Qualitätsmaßstäben ausgesucht", sagt Orgelbauer Thomas Gaida.

Die Moderne zeigt sich an der Konzer Orgel in dreifacher Hinsicht: Da sind zum einen die großen Holzsegel, die das Instrument optisch kennzeichnen. Da die Orgel kein Gehäuse hat, ist es die Aufgabe der Segel, den Klang der Pfeifen zu reflektieren. Über die schräge Decke des zeltartigen Kirchenbaus soll sich der Klang dann im gesamten Raum verteilen. "Das Ziel ist eine klangliche Einheit", sagt Gaida.

Modern ist auch der Spieltisch der Orgel. Seinen künftigen Arbeitsplatz wollte Kreutz "schwebend und galaktisch" gestalten, wie er sagt. Das ist ihm gelungen, zusammen mit dem Architekten der Orgel, dem Traben-Trarbacher Josef Schmitz.

Auch die alte Mechanik hat in der Konzer Orgel ausgedient, sie wurde durch eine digitale Steuerung ersetzt. "Der Spieltisch ist über ein Kabel mit einem Computer verbunden", sagt Gerhard Schweers und huscht zwischen den Segeln hindurch ins Innere. Herzstück des Instruments ist ein mannshoher Holzkasten, in dem 50 elektronische Panele untergebracht sind. "Jeder Tastenanschlag wird in ein elektrisches Signal umgewandelt und vom Computer verarbeitet. Dieser steuert dann die einzelnen Pfeifen", erklärt der Elektroniker. Die dafür notwendige Software hat er eigens geschrieben.

Gerade nehmen Kreutz und Gaida die akustische Feineinstellung der Orgel vor. Dazu stimmen sie nicht nur jede Pfeife einzeln, sie prüfen auch den Gesamtklang mehrerer Register und passen ihn an. Die Arbeit dauert noch Wochen. Fast 9000 Arbeitsstunden stecken bereits in der Orgel. Viele werden noch folgen, ehe das Instrument, das insgesamt etwa 395 000 Euro kostet, Anfang 2011 erstmals in einem Gottesdienst erklingt. Extra Die neue Orgel: Die rund 395 000 Euro für das Instrument sollen über Spenden und Aktionen des Orgelbauvereins zusammenkommen. Bisher hat der Verein 250 000 Euro gesammelt. Das Eröffnungskonzert ist für den 26. Februar 2011 geplant. (cmk)

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