Schüler und Lehrer skeptisch vor Riesenumbau

Konz · Das Konzer Schulzentrum steht kurz vor einem Mammutprojekt: Es soll bis 2024 komplett saniert werden. Dafür investiert der Kreis Trier-Saarburg laut der neuesten Kostenberechnung 34,4 Millionen Euro. Schüler und Lehrer blicken skeptisch auf die Pläne.

Die Saar-Mosel-Halle und die Gebäude der Realschule plus sowie des Gymnasiums in Konz sind marode. Die Fenster sind veraltet, die Leitungen kaputt, die Fassaden bröckeln vor sich hin: Die meisten Gebäude wurden zwischen den 1960er und 1970er Jahren gebaut. Deshalb besteht schon lange Einigkeit darüber, dass das Schulzentrum unbedingt saniert werden muss. Der Kreistag hat die Generalsanierung schon 2013 auf den Weg gebracht. Nun steht endlich ein genauer Zeit- und Kostenplan für das wohl größte Sanierungsprojekt im Kreis Trier-Saarburg.
Kosten: Unter dem Strich sind laut der aktuellen Kostenberechnung 34,4 Millionen Euro für die Sanierung von 14 Gebäuden sowie den Abriss und Neubau eines 15. geplant. Eine ursprüngliche Kostenschätzung, die dem Trier-Saarburger Kreistag 2013 vorlag, war von 20 Millionen Euro Gesamtkosten ausgegangen. Seit die Planung des Koblenzer Büros BHP Architekten genau ausgearbeitet ist, steht fest, dass es viel teuer wird, als erwartet. "Wir haben die Vorentwurfsplanung verfeinert, so ist aus der Kostenschätzung eine Kostenberechnung geworden", erklärt Architekt Peter Pesau. Neben den Kosten für die Sanierung hat der Kreis seit 2013 weitere 1,3 Millionen Euro ausgegeben für Brandschutz und andere Sofortmaßnahmen (der TV berichtete).

Der Ablaufplan: Die Generalsanierung soll 2018 beginnen und 2024 abgeschlossen werden. Der Zeitrahmen hat sich im Vergleich zur Entwurfsplanung, die im April 2016 vorgestellt worden war, um ein Jahr verschoben. Dass die Arbeiten nicht wie vorgesehen in diesem Jahr beginnen, liegt laut dem Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz (CDU) an den Genehmigungsverfahren bei den Landesbehörden. Sowohl die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion als auch die Struktur- und Genehmigungsdirektion sind beteiligt, deshalb rechnet Schartz damit, dass es noch mindestens zehn weitere Monate dauert, bis alles genehmigt ist. Architekt Pesau: "Je schneller wir in die Entscheidungsprozesse kommen, desto schneller kann die Umsetzung beginnen."
Die Reihenfolge und die Aufteilung der Arbeiten in sechs Bauabschnitte bleiben bestehen. In den ersten fünf Abschnitten, die ab 2018 jeweils ein Jahr dauern sollen, wird nach und nach der Bestand saniert. Im sechsten Bauabschnitt wird die ehemalige Hauptschule abgerissen und eine Aula samt Verbindungsgebäude zwischen Realschule plus und Gymnasium neu gebaut - dafür sind die Jahre 2023 und 2024 angesetzt (siehe Extra zu Details).

Bedenken der Lehrer: Grundsätzlich sind fast alle Lehrer, Eltern und Schüler froh, dass das Schulzentrum saniert wird. Es herrscht aber auch Skepsis, dass die siebenjährige Bauphase zu größeren Einschränkungen führt. Wolfgang Leyes, Leiter des Gymnasiums, hat vor allem wegen des dritten Bauabschnitts Bedenken. Denn dann fallen gleich mehrere Fachklassenräume weg: "Wenn wir ein Kalenderjahr lang keinen naturwissenschaftlichen Unterricht machen können, ist die Existenz des Gymnasiums gefährdet." Architekt Pesau sieht darin kein großes Problem: Vorhandene Möbel sollen genutzt werden, um in leer stehenden Räumen der ehemaligen Hauptschule für den Übergang Fachräume einzurichten.
"Der Unterricht kann so trotzdem stattfinden", sagte der Planer jüngst in einer Sitzung des extra eingerichteten Sanierungsauschusses des Kreises. Allerdings werde wohl nicht die komplette Einrichtung mitgenommen, schränkt er ein.
Die anderen Lehrer, die bei der Ausschusssitzung zugeschaut haben, erklären, dass sie prinzipiell froh seien, dass etwas gemacht werde. Vor allem, dass sie ein neues Lehrerzimmer mit mehr Platz bekämen, begrüße er, sagt ein Mitglied des Personalrats. Seine Kollegen fragen sich allerdings, wie der Unterricht stattfinden soll, wenn zum Beispiel die gewohnten Physik- oder Chemie-Fachräume fehlen.
Eltern und Schüler: Auch der Schulelternsprecher des Gymnasiums, Lutwin Ollinger, gibt zu bedenken: "Wir Eltern legen großen Wert darauf, dass der Unterricht hier ohne große Einschränkungen stattfinden kann."
Raphael (16), stellvertretender Schülersprecher des Gymnasiums, erklärt: "Was wir auf keinen Fall wollen, ist, dass wir in Container ziehen müssen." Der Jugendliche beklagt zudem: "Vor allem die Wege zum Ausweichgebäude sind lang." Die Schüler könnten es dann nicht mehr in der Fünf-Minuten-Pause von dem ehemaligen Hauptschulgebäude ins Gymnasium schaffen. Mit Blick auf die Zukunft hofft Raphael zudem auf die Einrichtung eines W-Lan-Netzes, über das die rund 1600 Schüler an Realschule plus und Gymnasium Zugang zum Internet bekommen.Meinung

Sanierung tut gut
Die Sanierung des Konzer Schulzentrums ist längst überfällig. Deshalb ist jeder Euro, den der Kreis dort investiert, gut angelegt. Bei den siebenjährigen Arbeiten werden die Schüler und Lehrer allerdings nicht an Einschränkungen vorbeikommen. Da heißt es zusammenrücken und improvisieren! Wenn zum Beispiel Schüler wegen langer Wege zu spät zum Unterricht kommen, müssen die Lehrer ein Auge zudrücken. Allerdings darf der Unterricht nicht über Monate hinweg so beeinträchtigt werden, dass das Niveau merklich sinkt. Da sind die Planer gefragt: Sie müssen von Anfang an auf die Bedenken und Anliegen von Schülern und Lehrern eingehen und schnell reagieren. Nur so lassen sich zwei funktionierende Schulen weiterführen. c.kremer@volksfreund.deExtra

Im ersten Bauabschnitt (BA) werden die Saar-Mosel-Halle, eine Bibliothek und Schülertoiletten erneuert, Kosten: 6,2 Millionen Euro. Die Halle soll zwischen April und Oktober weitestgehend fertiggestellt werden. Sie könnte somit in den kalten Monaten für den Sportunterricht genutzt werden. Im zweiten BA sind die Gebäude D, E und M dran, Kosten: 6,03 Millionen Euro. Betroffen sind 21 Unterrichtsräume, ein Werkraum und eine Mehrzweckhalle (vorwiegend in den Sommermonaten). Der dritte BA knüpft sich die Gebäude C, G und I vor (14 Unterrichtsräume, sieben Fachklassenräume, zwei Lehrerküchen, zwei Computerräume), Kostenpunkt: 4,2 Millionen Euro. Im vierten BA sind die Gebäude A und B dran (Zwölf Unterrichtsräume, vier Fachklassenräume, zwei Kunsträume und ein Aufenthaltsraum). Die Verwaltung des Gymnasiums muss dann umziehen in die ehemalige Hauptschule (Gebäude F). Der fünfte BA (Gebäude J, K, L und H) beinhaltet 24 Unterrichtsräume und eine Bibliothek), Kostenpunkt: 5,9 Millionen Euro. Zudem wird die ehemalige Hauptschule abgerissen. Im sechsten und letzten BA werden an Stelle der ehemaligen Hauptschule eine neue Aula und ein Verbindungsbau zwischen Realschule plus und Gymnasium errichtet, Kosten: 6,3 Millionen Euro. cmk

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