Sex-Mobbing: Ermittlungen erfolglos

Konz · Die Trierer Kriminalpolizei kommt bei den Ermittlungen in einem Mobbing-Fall am Konzer Gymnasium nicht weiter. Die Verantwortlichen beim sozialen Internetnetzwerk Face book haben noch nicht auf die Anfrage der Beamten reagiert. Die Schule setzt auf ihr Präventionsprogramm, um weitere Mobbing-Fälle zu vermeiden.

Konz. Ein Mobbingfall am Konzer Gymnasium hat im Mai bundesweit Aufmerksamkeit erregt. Unbekannte Täter haben Fotos von 20 Schülerinnen aus dem sozialen Netzwerk Facebook kopiert, mit sexuellen Motiven verunstaltet und dann auf anderen Facebook-Seiten veröffentlicht. Danach sind die Fotos nach Polizeiangaben auf einer pornografischen Internetseite gelandet.
Die Polizei hat sofort nach Bekanntwerden des Vorfalls ihre Ermittlungen wegen Beleidigung auf sexueller Grundlage und Verbreitung von Pornografie aufgenommen. Geführt werden sie vom Fachkommissariat Gewalt gegen Frauen und Kinder. Allerdings gibt es noch kein Ergebnis.
Schon am 12. Mai habe die Polizei eine offizielle Anfrage bei Facebook gestellt, sagt der Trierer Polizei-Pressesprecher Karl-Peter Jochem. Der Facebook-Nutzername des mutmaßlichen Täters sei den Beamten bekannt. Über Facebook könnte die Polizei an die IP-Adresse herankommen. Über diese "Hausnummer", die ein Computer oder ein Netzwerk im Internet hinterlässt, kann die Polizei herausfinden, an wessen Computer die Fotos hochgeladen wurden. Eine Antwort des US-amerikanischen Unternehmens steht jedoch noch aus. "Das ist unbefriedigend, dass das so lange dauert", sagt Jochem.
Warum Facebook noch keinen Kontakt mit der Trierer Polizei aufgenommen hat, ist der deutschen PR-Agentur von Facebook genauso schleierhaft wie den Beamten. Eigentlich beantwortet Facebook nach eigenen Angaben Anfragen von Strafverfolgungsbehörden innerhalb von zwei bis vier Wochen. So lange, wie in diesem Fall habe die Polizei noch nicht gewartet, sagt Jochem.
Die deutsche Polizei kann Facebook nicht zwingen, die Daten herauszurücken, weil die Firma in den USA registriert ist. Bei deutschen sozialen Internet-Netzwerken wie den VZ-Netzen oder wer-kennt-wen könnte die Polizei mithilfe eines richterlichen Durchsuchungsbeschlusses an die Daten herankommen. In den USA ist sie hingegen auf die Rechtshilfe der dortigen Kollegen oder die freiwillige Hilfe von Facebook angewiesen.
Außer dem Anfangsverdacht, dass der Täter aus dem Umfeld der Opfer kommt, hat die Polizei deshalb noch keine Ergebnisse vorzuweisen. Zu diesem Verdacht kam die Polizei, weil zum Tatzeitpunkt alle Opfer zur gleichen Schule gingen und um die 15 Jahre alt waren.
Am Konzer Gymnasium war der Fall Hauptgesprächsthema. Unter anderem diskutierten mehrere Schüler rege auf www.volksfreund.de. Es gab Verdächtigungen, auch der Vorwurf der Naivität im Umgang mit dem Internet schwebte im Raum. Manfred Coels, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums Konz, stellt aber klar: "Es ist nicht so, dass an unserer Schule eine Atmosphäre des Misstrauens herrscht." Außerdem habe man erneut über das Präventionskonzept diskutiert, das schon lange vor dem Vorfall installiert worden sei (siehe Extra). Dabei seien die Verantwortlichen zu dem Schluss gekommen, dass das vorhandene Konzept ausreiche.Meinung

Daten an der falschen Stelle geschützt
An diesem Fall wird deutlich, wie schwierig es für die deutsche Polizei ist, an Informationen von ausländischen Unternehmen heranzukommen. Den Behörden steht nicht mehr zur Verfügung als ein Kontaktformular im Internet. Telefonischen Kontakt oder gar persönliche Gespräche sind nicht möglich. Die Ermittlungsarbeit hat sich vollkommen verändert. Eine Herausforderung ist die Recherche nach persönlichen Daten von mutmaßlichen Straftätern. Es gibt keine bindenden rechtlichen Regelungen auf internationaler Ebene. Es zählt immer das Gesetz des Landes, in dem das Unternehmen registriert ist. Seltsam ist im konkreten Fall, dass Facebook - sonst immer für seine Schludrigkeit in Sachen Datenschutz kritisiert - die Daten des mutmaßlichen Täters bisher nicht rausrückt. Falls das mit Absicht geschieht, fängt Facebook mit dem Datenschutz an der falschen Stelle an! c.kremer@volksfreund.de
Extra: Präventionsprogramm


In enger Zusammenarbeit mit den Eltern, der Polizei und verschiedenen Beratungsstellen biete das Konzer Gymnasium für jede Jahrgangsstufe Veranstaltungen mit unterschiedlichen Themengebieten an - von Verkehrserziehung bis Gewalt- über Suchtprävention. Für die siebten Klassen steht das Thema Medienkompetenz im Stundenplan. Dabei geht es auch um den Umgang mit dem Internet und um soziale Netzwerke. Die einzelnen Module seien nicht so scharf voneinander getrennt, wie es in dem Überblick über die Veranstaltungen auf der Homepage der Schule wirke, sagt der stellvertretender Schulleiter Manfred Coels. Die beteiligten Polizeibeamten thematisierten das Internet zum Beispiel auch bei Kursen zu Gewaltprävention. cmk

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