Archiv 2013 Mutproben an der Konzer Brücke kein Einzelfall

Konz/Trier · Der Sprung eines 16-Jährigen in die Mosel ist offenbar kein Einzelfall. Im Video-Portal Youtube gibt es Videos, die belegen, wie junge Leute von der Brücke springen.

 Zweiter Tag der Suche nach dem vermissten Jungen in der Mosel. Die Feuerwehren aus Trier und VG Konz sind mit Booten im Einsatz. Am Ufer in Konz am Yachthafen ist die Einsatzzentrale eingerichtet.

Zweiter Tag der Suche nach dem vermissten Jungen in der Mosel. Die Feuerwehren aus Trier und VG Konz sind mit Booten im Einsatz. Am Ufer in Konz am Yachthafen ist die Einsatzzentrale eingerichtet.

Foto: Friedemann Vetter

Es beginnt am Mittwochabend gegen 19.40 Uhr wohl als eine Art Mutprobe: Ein 16-Jähriger springt von der etwa sieben Meter hohen Konzer Eisenbahnbrücke in die zehn Grad kalte Mosel (der TV berichtete) und taucht trotz der Rettungsversuche zweier Freunde nicht wieder auf. Minuten später beginnt ein Großeinsatz . Mehr als 100 Feuerwehrleute und Rettungskräfte suchen an beiden Flussufern nach dem Vermissten, zwei Hubschrauber kreisen über der Mosel. Doch gegen Mitternacht muss der bei absoluter Dunkelheit aussichtslose Einsatz abgebrochen werden.

Am Donnerstagmorgen geht die Suche weiter, doch trotz aller Anstrengungen wird der 16-Jährige nicht gefunden. Gegen 18 Uhr am Donnerstag stellen Wasserschutzpolizei und Feuerwehr die Suchaktion schließlich ein - ohne Ergebnis holen sie die Boote aus dem Wasser.

Am Donnerstag laufen die Telefonleitungen in der Konzer Feuerwache schon am Morgen heiß. Dort ist die Einsatzzentrale. Michael Löwen und Tobias Schmitz sind seit sieben Uhr im Dienst. Sie überwachen den Funkverkehr und koordinieren den Einsatz auf und an der Mosel. Dort suchen die Helfer mit sechs Booten nach dem Vermissten.

Bis 17 Uhr durchkämmen auch Taucher der Trierer Berufsfeuerwehr vergeblich den Fluss. Ein Suchschwerpunkt ist der Bereich um den zweiten Brückenpfeiler von Trier-Zewen aus gesehen. Von dort ist der Junge heruntergesprungen. "Rund um den Pfeiler stehen mannshohe Felsen im Wasser", sagt Mario Gaspar, der als Wehrleiter der Verbandsgemeinde Konz den Einsatz am Sportboothafen leitet. Weder das Sonar der Wasserschutzpolizei noch die Wärmekameras an den beiden eingesetzten Helikoptern zeigen Hinweise an. Der 16-Jährige Konzer bleibt verschollen.

Am Freitag wird ein Schiff des Wasser- und Schifffahrtsamtes Trier die Mosel von der Eisenbahnbrücke bis zur Trierer Staustufe erneut absuchen. Je nach dem, welche Hinweise per Sonar gefunden werden, wird dann eine Taucherstaffel der Feuerwehr hinzugerufen.

Mittlerweile hat die Kripo Saarburg genauere Erkenntnisse über den Ablauf am Mittwochabend: Zwei Freunde des Verunglückten, 16 und 18 Jahre alte Konzer, eilten ihm offenbar nach dem Sprung zu Hilfe, als sie sahen, dass er in Gefahr war. Sie sprangen vom Ufer in den Fluss, um ihren Kumpel zu retten, schafften es aber nicht. Beide stehen unter Schock.

Auch die Mitschüler des Verschollenen sind geschockt, als sie von dem Unglück erfahren. Sie sind bei der Suchaktion lange Zeit vor Ort. Unter ihnen ist Lars Jahn (15) aus Konz. Er kennt den Vermissten seit drei Jahren. "Ich hoffe, dass sie ihn finden, vielleicht hat er sich ja ans Ufer gerettet", sagt er am Donnerstagvormittag.

"Sprünge von der Eisenbahnbrücke in die Mosel sind im Sommer ein beliebter Sport", sagt eine Anwohnerin. "Da treffen sich komplette Cliquen." Die Camper Dieter und Barbara Gehrmann aus dem Bergischen Land sind häufig auf dem Campingplatz am Konzer Moselufer direkt neben der Brücke. Den Sprung am Mittwoch haben sie nicht beobachtet. Aber: "Wir haben schon oft gesehen, wie Jugendliche von der Brücke springen."

Einen Beleg für die Brückensprünge liefert das Internet-Videoportal You Tube. Dort gibt es etliche Videos von jungen Menschen, die von Brücken in Flüsse springen. Mindestens eines dieser Videos zeigt einen Sprung von der Konzer Eisenbahnbrücke. "Ich habe Angst", ruft der auf dem Brückengeländer sitzende Mann in dem Video - und springt. Er taucht in der Nähe eines Schlauchboots wieder auf. Die Akteure lachen und machen Witze, für sie ist das Ganze ein Spaß.

"Brückensprünge sind für uns ein permanentes Problem, auch in Trier", sagt Dietmar Esch von der Wasserschutzpolizei. "Da es für die Mosel kein Badeverbot gibt, ist ein Sprung nicht offiziell verboten. Aber die Jugendlichen sehen nicht, welche Gefahren drohen." Strömungen, Treibholz und niedrige Wassertemperaturen gefährden die Springer. Die Wasserschutzpolizei könne nicht alle Brücken überwachen. Esch: "Wir können nur appellieren, sich nicht derart in Gefahr zu begeben."

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