Vom Supermarkt noch keine Spur: Nittel möchte ein Einkaufszentrum

Nittel/Wincheringen · Die Verhandlungen mit der Nachbargemeinde Wincheringen, mit der die Nitteler in dieser Frage zusammenarbeiten sollen, machen keinen sichtbaren Fortschritt.

 An dieser Stelle soll der Nitteler Supermarkt entstehen. TV-Foto: Alexander Schumitz

An dieser Stelle soll der Nitteler Supermarkt entstehen. TV-Foto: Alexander Schumitz

Foto: (h_sab )

In Nittel leben 2405 Menschen, in Wincheringen etwa 2000. Trotz annähernd gleicher Größe hat Wincheringen (Verbandsgemeinde Saarburg) im Gegensatz zu Nittel die Funktion eines Grundzentrums, sichert also die Versorgung der Bevölkerung im Umland. Dazu zählen Sportanlagen, Schulen, Kindertagesstätten und Supermärkte.

Der letzte Tante-Emma-Laden in Nittel schloss Anfang der 2000er Jahre seine Türen. Seither müssen die Einwohner nach Wincheringen oder über die Grenze nach Grevenmacher fahren, um beispielsweise Lebensmittel einzukaufen. Erst seit rund einem Jahr gibt es in Temmels einen Discounter, doch in Nittel - der bevölkerungsreichsten Gemeinde zwischen Konz und Perl - sucht man einen Supermarkt vergeblich.

Den wollte schon der frühere Ortsbürgermeister und jetzige Bürgermeister von Verbandsgemeinde und Stadt Konz, Karl-Heinz Frieden, nach Nittel locken. Gelingen sollte das mit Hilfe des Neubaugebiets Wiesengraben, das nach jahrelanger Planung Mitte 2012 ausgewiesen wurde.

Zunächst sah der Projektentwickler für das Neubaugebiet ein Altersheim mit einem Supermarkt vor. Inzwischen ist die Idee, ein Altersheim zu errichten, wegen der Übernahme der Evergreen Holding GmbH durch einen französischen Investor beerdigt (der TV berichtete). Momentan ist anstelle eines Altersheims mit Rund-um-Betreuung eine Seniorenresidenz mit Unterstützung bei Bedarf geplant.

Etwa zeitgleich brandete ein Konflikt mit der Nachbargemeinde Wincheringen auf. Nittels Nachbargemeinde in der Verbandsgemeinde Saarburg wehrte sich gegen die dortigen Supermarkt-Pläne. Man fürchtete, dass damit die Lebensgrundlage für den kleinen Supermarkt in Wincheringen entfallen könnte. Die Regionalplaner schlichteten den Streit, indem sie beide Kommunen zur Kooperation in Fragen der Grundversorgung verpflichteten.

In einer umfangreichen Studie untersuchte das Ingenieurbüro ISU aus Bitburg die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit der Gemeinden im Bereich der Grundversorgung. Sie kam zu dem Ergebnis, dass in beiden Kommunen die Nachfrage jeweils für einen Supermarkt ausreicht. Die Ingenieure sahen auch weitere Kooperationsmöglichkeiten für die beiden Orte.

Das Gutachten liegt mittlerweile seit mehr als einem Jahr vor. Doch wer glaubt, dass in Nittel nun die Bagger für einen Supermarkt rollen würden, irrt. Zwar haben beide Gemeinderäte der Kooperation zugestimmt, aber passiert ist seitdem nichts. Peter Leo Hein, Ortsbürgermeister von Nittel, sagt auf TV-Nachfrage: "Es gibt noch keine Verträge, nur das Gutachten, das beide Gemeinden gemeinsam in Auftrag gegeben haben." An den Planungen für einen Lebensmitteleinzelhandel im Neubaugebiet Wiesengraben halte man fest. "Die Verträge zum Einzelhandelskonzept zwischen den beiden Gemeinden hierfür stehen kurz vor dem Abschluss", so Hein weiter. Wie der konkrete Stand ist, will er nicht sagen.

Wincheringens Ortsbürgermeister, Elmar Schömann, sagt auf TV-Anfrage auch nicht viel mehr. Er verweist darauf, dass sich "das Einzelhandelskonzept noch im Entwurfsstadium" befinde. "Abschließende Beratungen und Beschlüsse der beiden Gemeinderäte stehen noch aus", so Schömann weiter.Meinung

Endlich mal in die Pötte kommenWer geglaubt hatte, dass mit der Kooperationsstudie Bewegung in die verfahrene Situation an der Obermosel kommt, irrt. Es gibt immer noch kein Einzelhandelskonzept für Nittel und Wincheringen. Nach mehr als einem Jahr Verhandlungen gibt es keine für die Öffentlichkeit greifbaren Ergebnisse. Da kommt schnell die Angst hoch, dass das auch nichts mehr wird. Dabei hat die Studie belegt, dass beide Orte davon profitieren würden, wenn sie kooperierten. Denn der mit der Studie belegte Abfluss an Kaufkraft in Richtung Konz, Saarburg und Trier ist beträchtlich. Es ist an der Zeit, dass die Gemeinderäte in die Pötte kommen und den Weg für eine echte Kooperation freimachen oder zumindest erklären, wo die Probleme liegen. Erst wenn Planungssicherheit herrscht, wird sich ein Investor finden, der in Nittel einen Supermarkt betreibt. saarburg@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort